Eine Sau macht Werbung

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) aus Wolpertshausen hat ihr Maskottchen schon lange gefunden. Es ist dreckig, grunzt, stinkt, schmeckt allerdings sehr gut. So denken die meisten Menschen über Schweine. Als Werbeträger für die BESH bekommt es einen ganz anderen Touch. Hier steht es für die Liebe zur Natur, zur Regionalität, Ursprünglichkeit und zu gutem Essen.

Es ist auch nicht irgendein beliebiges Schwein, sondern ein besonders Hübsches. Vorne und hinten ist es schwarz, in der Mitte rosa. Weil der Kopf dunkel ist, hat es den Namen „Mohrenköpfle“ bekommen. („Mohrenärschle“ hat man sich verkniffen). Diese heimische Rasse war in den 1960er Jahren beinahe ausgestorben. Davor hatten 90 Prozent der Hohenloher Bauern das schwäbisch-hällische Landschwein im Stall. Doch dann setzte man auf Hybride, „industriegerechte Einheitssäue“. Das missfiel Rudolf Bühler, Oberhaupt der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft. Der Agraringenieur war einige Zeit in Afrika und Asien als Entwicklungshelfer und kehrte Mitte der 80er Jahre zurück in die Heimat. Er belebte die alte Rasse neu und machte sie zum Markenzeichen seines Betriebes und der Region Hohenlohe. Wo immer Rudolf Bühler abgebildet ist, ist fast immer ein schwarz-rosa Schwein in seiner Nähe. Ein Ferkel auf dem Arm, er hemdsärmlig mit Mistgabel im Schweinestall. Das Landschwein ohne die Erzeugergemeinschaft wahrzunehmen ist kaum möglich.

Gehen die Erzeuger auf Messen, fallen sie als einzige mit dem schwarz-rosa Tier auf und entzücken Groß und Klein. Weil das Schwein so begehrt ist, hat man es in Plüsch anfertigen lassen. In klein zum Immerdabeihaben, bis hin zu ganz groß, um es sich als Haustier ins Wohnzimmer zu stellen. Das Schwein als Sparschwein, abgebildet auf jeder Fleischkonserve, als Logo für das Haus der Bauern.

Im Freilandmuseum in Wackershofen stehen die Hällischen Schweine im Original zur Bewunderung und Erheiterung der Besucher auf einer Wiese. Kinder werden von der Erzeugergemeinschaft eingeladen die Tiere zu besuchen, Gras mit einer Sense zu schneiden und zu verfüttern. Ziel ist: „Kinder für das Thema Gesundheit durch richtige Ernährung in einer intakten Umwelt zu sensibilisieren“, so die BESH. Bücher und Touristikbroschüren, die den Landkreis gerne als Genussregion darstellen, werden nicht selten verziert oder gar betitelt mit dem heimischen Schwein.

So steht das rosa-schwarze Tier nicht nur wie die lila Kuh für eine Schokoladenmarke, sondern vertritt eine ganze Region und vermittelt eine Lebenseinstellung. Kein Wunder also, dass ein Autor der Zeitschrift „Essen und Trinken“, der auf der Suche nach dem „glücklichsten Schwein Deutschlands“ ist, neben zwei weiteren urigen Tierrassen auf das Mohrenköpfle gestoßen ist. Er besucht Bauer und Tier, trifft Letzteres zufrieden grunzend im Hohenloher Wald an und befindet sein Fleisch für das Beste der Verkosteten.

Auch das Süddeutsche Magazin hat die Hällische Sau einst auf sein Titelblatt gesetzt und im SWR sind regelmäßig Sendungen über das populär gewordene Schwein zu sehen. Natürlich nicht ohne auch die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft und Rudolf Bühler mit der Kamera zu besuchen.

Sonja Alexa Schmitz