Berufe gibt es wie Sand am Meer. Welcher der richtige für einen ist, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Manche werden Polizist, andere Lehrer, wieder andere entscheiden sich dafür, als Altenpfleger zu arbeiten – und für Menschen da zu sein. Auch Monika Tischer hat diesen Beruf gewählt und ist nun seit mehr als 30 Jahren in der Branche. Für sie ist es der Traumjob.
Wenn wir mal alt sind, können wir vieles nicht mehr selbst bewältigen. Wir sind auf Unterstützung angewiesen – ob wir das wollen oder nicht. Seien es kleinere Hilfeleistungen wie hin und wieder Einkäufe erledigen und sich zum Arzt fahren lassen oder zeitintensivere wie Kleidung anziehen, Medikamentenverabreichung oder Körperpflege. Weil nicht jede Seniorin und jeder Senior Kinder hat beziehungsweise diese nicht immer in der Lage sind, sich um ihre Eltern zu kümmern, gibt es glücklicherweise Menschen, die genau das zu ihrem Beruf machen. Was täte unsere Gesellschaft nur ohne die Altenpfleger, diese guten Seelen? Nicht auszudenken.
Monika Tischer ist so eine gute Seele. Und sie kann mit Stolz sagen: „Altenpflegerin ist mein Traumberuf.“ Heute arbeitet sie im Haus Sonnengarten in Hessental, eine Einrichtung des Evangelischen Diakoniewerks Schwäbisch Hall, die im November 2012 eingeweiht wurde. Ganz zufällig ist die 52-Jährige vor drei Jahren an die Stelle im Seniorenheim mit aktuell 55 Bewohnern gekommen. Vorher kümmerte sich Tischer um die Bewohner des Gottlob-Weißer-Hauses, ebenfalls in Schwäbisch Hall. In der Pflege kennt sich die Mutter eines 25-jährigen Sohnes bestens aus, denn sie ist seit mehr als 30 Jahren in diesem Bereich tätig. Bei dieser Beständigkeit ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Tischer die Arbeit als Altenpflegerin als Job ihrer Träume bezeichnet.
Woher kommt diese Leidenschaft für den Beruf? „Ich wollte schon immer Altenpflegerin werden. Es ist eine sinnvolle Aufgabe. Ich helfe Menschen und begleite sie“, erzählt die Steinbacherin. Außerdem habe sie bereits als Kind Pflegeerfahrungen gemacht, etwa mit der Oma – später auch bezüglich ihrer eigenen chronisch kranken Mutter. Heuer unterstützt sie ihren 83-jährigen Vater zusammen mit ihrem Bruder, neben ihrer 40-Stundenwoche im Schichtbetrieb und zusätzlich jedem zweiten Wochenende Dienst. Auch an manchen Feiertagen muss sie arbeiten. Doch das macht der gebürtigen Schwäbisch Hallerin nichts aus.
Dass der Beruf nicht nur eine Schokoladenseite hat, war Tischer klar, als sie sich für ihn entschied. „Neben den Arbeitszeiten muss man manchmal auch mit unangenehmen Gerüchen zurechtkommen sowie mit Tod und Leid. Altenpfleger sind einer psychischen und physischen Belastung ausgesetzt – und tragen eine große Verantwortung“, weiß Tischer, die eine Fortbildung zur Wohngruppenbereichsleiterin absolviert hat und außerdem stellvertretende Pflegedienstleiterin ist. Aber jeder Job habe seine negativen Aspekte, relativiert sie. Ihr mache das, was sie Tag für Tag tut, Spaß, versichert die Frau mit der Brille und den kurzen, blonden Haaren. „Die Arbeit ist abwechslungsreich und ich finde es spannend, wenn die Bewohner von ihrem Leben erzählen und davon, was sie schon geleistet haben“, sagt die Altenpflegerin und die Anerkennung für die Senioren ist in ihrem Blick klar zu erkennen. Am liebsten von all ihren vielfältigen Aufgaben gefalle ihr die Grundpflege. Das heißt, das Zähneputzen, Duschen, Haarewaschen, die Maniküre sowie das Rasieren der Heimbewohner. „Ich mag es, wenn sich die Senioren danach frisch und gepflegt fühlen.“ Eine Herausforderung sei die Grundpflege allerdings bei den Demenzkranken. Hier müsse es erst gelingen, diese von den der Hygiene dienenden Prozeduren zu überzeugen.
Für Tischer ist der Job in der Altenpflege nicht nur ein Beruf mit Zukunft, sondern auch mit Perspektive. Es gäbe noch viele Stufen auf der Karriereleiter, die sie erklimmen könnte. „Wenn ich wollte, könnte ich auch noch studieren“, sagt sie, muss allerdings – wohl angesichts ihres Alters – schmunzeln. Ungeachtet dessen ist sie in ihrem Beruf zufrieden. „Es ist schön, wenn sich die Heimbewohner geborgen bei mir fühlen, dankbar sind und es wertschätzen, was ich für sie tue.“ Manche würden diese Dankbarkeit verbal ausdrücken, andere mit Gesten wie einem Streicheln über den Arm.
Doch das ist auch egal. Hauptsache, es gehe ihnen gut – trotz ihres Alters, ihrer Gebrechen und Krankheiten. Denn sie sind wenigstens nicht allein.
Olga Lechmann