„Einen gewissen Optimismus braucht man schon“

Simon Tschürtz und Daniel Spitzer haben es gewagt – im Oktober haben sich die beiden 29-Jährigen mit ihrer 100 Worte Sprachanalyse GmbH selbstständig gemacht. Sie bieten Firmen eine Software an, die aufgrund von Texten die Persönlichkeit des Schreibers ermittelt. Im Gespräch mit Stefanie Pfäffle in der Heilbronner Innovationsfabrik erzählen Maschinenbauer Tschürtz und Psychologe Spitzer von ihrem Weg in die Selbstständigkeit.

Sie hatten beide feste Jobs – warum wollten Sie selbstständig sein?

Tschürtz: Ich hatte schon immer den Wunsch, was Eigenes zu machen. Ich denke gerne quer, und in großen Konzernen ist das nicht unbedingt so machbar. Als sich die Chance bot, fragte ich mich, was verliere ich schon außer ein bisschen Geld?

Spitzer: Die Idee zu unserer Firma hatte ich schon im Studium. Irgendwann stellte sich die Frage, ob es eine Idee bleibt oder sie in die Welt hinaus soll. Ich wollte schon immer etwas gestalten und da war die Selbstständigkeit eine logische Konsequenz.

Wie ging es nach dem Beschluss zur Gründung weiter?

Tschürtz: Wir haben nicht gleich gekündigt, sondern wollten erst einmal sehen, wo es hinführt. Erst als wir einen Business Angel gefunden haben, der uns finanziell unterstützt, sind wir auf Vollzeit umgestiegen.Spitzer: 2016 nahm ich am Immowerft-Programm teil. Da werden über drei Monate Gründer mit Workshops unterstützt, und als Hauptpreis winkt eine Beteiligung. Das hab ich gewonnen, aber die Bedingung war, dass wir eine GmbH gründen. Zuerst dachte ich, oh je, das wird ja gleich eine riesen Sache, aber das ist ein guter Weg zum Gründen, weil es Sicherheit bietet.

Inwiefern?

Spitzer: Die GmbH bietet die Möglichkeit der Haftungsbeschränkung und eine gute Übersicht, wer wie beteiligt ist. Außerdem sind alle Ernstfälle geregelt. Es erfordert allerdings einen gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand.

Tschürtz: Eine GmbH schafft auch Vertrauen beim Kunden. Am Anfang haben wir einfach eine Mustersatzung genommen, aber sobald es mit Gesellschaftern losgeht, wird es komplexer und man sollte einen Anwalt hinzuziehen.

Spitzer: Im Nachhinein denken wir, wir hätten mal lieber gleich einen Anwalt genommen, weil es leider zu Verzögerungen mit dem Business Angel gekommen ist.

Haben Sie sich noch andere Unterstützung geholt?

Tschürtz: Wir hatten ja schon die Immowerft, die uns Anwälte und Steuerberater und so vermittelt hat. Das war sehr wichtig. Es muss ja kein Inkubator sein, aber jemand, der das schon durchgemacht hat, der einen vor Fallstricken warnen kann. Man ist ständig unsicher. Die meisten Sachen sind ganz einfach zu regeln, aber man muss eben wissen, dass man sie regeln muss.

Haben Sie auch Fehler gemacht, die andere vermeiden können?

Tschürtz: Wir waren definitiv zu gutgläubig.

Spitzer: Am Anfang hat man das Gefühl, dass einem alle helfen wollen, aber die wollen auch an dein Geld. Wir machen auch heute noch Fehler und werden das auch noch eine ganze Zeit lang tun. Unterschätzt haben wir definitiv die Zyklen, die Projekte brauchen. Das muss man auch in die Finanzplanung einarbeiten.

War es die richtige Entscheidung, zu gründen?

Tschürtz: Definitiv ja.

Spitzer: Es ist kein Hollywoodfilm mit garantiertem gutem Ausgang. Es gibt viel Licht und einigen Schatten, was man als Angestellter so nie erlebt. Die Zweifel werden frei Haus mitgeliefert und damit muss man umgehen können.

Tschürtz: Einen gewissen Optimismus braucht man schon. Ich würde auch jedem raten, als Team zu gründen, schon, um das nicht alleine aushalten zu müssen.

Interview: Stefanie Pfäffle

Zu den Personen
Daniel Spitzer ist der Macher des Sprachanalyseverfahrens. Mit den Forschungsergebnissen, auf der die Sprachanalyse basiert, beschäftigte er sich schon während seines Psychologie-Studiums an den Universitäten Heidelberg und Mannheim.

Simon Tschürtz ist für die Unternehmensentwicklung zuständig. Mit einem Masterabschluss in Engineering in Automotive Production kann er auf mehrere Jahre Projektmanagementerfahrung bei einem großen deutschen Automobilhersteller zurückblicken.