Einmal Käthchen, immer Käthchen

Sie ist ebenso untrennbar mit der Stadt Heilbronn verbunden wie der Neckar, die Kilianskirche oder der Deutschhof. Das Käthchen ist nicht nur eine fiktive Figur aus einem Schauspiel Heinrich von Kleists. In der heutigen Zeit ist sie eine wichtige Botschafterin.

Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit. Um genau zu sein, eine gute Woche noch. Und dann? Tja, dann muss sie den Stab weiterreichen – an die nächste junge Frau, die Lust hat und auch dazu geeignet ist, das Gesicht von Heilbronn zu sein. Zwei Jahre hatte Corinna Hotzy dann das Ehrenamt des Käthchens – basierend auf der gleichnamigen Theaterfigur Heinrich von Kleists – inne. Am 13. April heißt es jedoch, das blau-schwarze Kleid mit den Puffärmeln an den Nagel zu hängen und Abschied zu nehmen von Aufgaben wie Weindorferöffnungen, Stadtführungen und repräsentativen Auftritten.

Zwei Jahre sind irgendwie lang. Aber irgendwie doch auch kurz. Wie im Flug scheinen sie vergangen zu sein, findet die 20-Jährige: „Mir ist, als wäre der Wahlabend noch gar nicht so lange her.“ Bei dem Gespräch trägt Hotzy allerdings nicht ihre Käthchen-Tracht, ungeachtet der Tatsache, dass sie gar nicht mehr so viele Gelegenheiten haben wird, sie anzuziehen. Stattdessen ziert ihren Oberkörper eine graue feine Langarmbluse und ihre Beine hat sie in eine enge schwarze Hose gehüllt, die quasi nahtlos in dunkle Stiefel mit hohem Absatz übergeht. Die Amtsinhaberin ist eine bezaubernde Erscheinung, mit ihrer langen brünetten Lockenpracht und dem strahlenden authentischen Lächeln – kein Wunder, dass sie 2016 das Rennen gemacht hat.

Doch Regeln sind Regeln und nach zwei Jahren wird eben nun mal ein neues Käthchen gewählt. Für die aktuelle Repräsentantin des Oberzentrums ist dies gleichzeitig Anlass, alles Erlebte Revue passieren zu lassen und ein Resümee zu ziehen. Wie würde Hotzy ihre Käthchen-Erfahrung denn zusammenfassen? „Als abwechslungs-, erlebnis- und aufschlussreich“, sagt die Böckingerin. Wobei es wirklich schwierig sei, die zwei Jahre mit ein paar Adjektiven zu beschreiben, ergänzt sie. „Man wächst auf jeden Fall an seinen Aufgaben“, ist Hotzy überzeugt. Vielleicht ist ja die Frage nach dem schönsten Erlebnis ihrer Amtszeit einfacher zu beantworten. Die gelernte Finanzassistentin überlegt kurz. „Das ist für mich definitiv das Weindorf. Darauf freuen sich immer alle Heilbronner. Es kommen Freunde zusammen, die sich ewig nicht gesehen haben, die Stimmung ist ausgelassen und es macht einfach Spaß, bei so einer Veranstaltung die Stadt zu repräsentieren.“

Ein Team aus Repräsentantinnen

148 Termine standen in den beiden Jahren 2016 und 2017 auf dem Programm. Für ein einziges Käthchen wäre es nahezu unmöglich, diese Menge zu bewältigen – zumal es für die Studentin ja kein Vollzeitamt war. Deshalb gibt es immer drei Käthchen. Das ist auch insofern sinnvoll, als durchaus mal jemand krank sein kann. „Zwischen mir und den anderen beiden Käthchen ist eine richtige Freundschaft entstanden“, plaudert die junge Frau mit dem schwarzen Nagellack an den schlanken Fingern aus dem Nähkästchen. Man treffe sich auch privat und wolle den Kontakt über das Amt hinaus aufrechterhalten.

Was wird ihr denn am meisten fehlen, wenn sie bald für immer aus dem blau-schwarzen Gewand, das sie zwei Jahre ihres Lebens begleitet hat, schlüpft? „Das Käthchen zu sein“, entgegnet Hotzy lachend. Aber die einmaligen Erinnerungen könne ihr keiner nehmen. „Ich glaube, innerlich werde ich immer Käthchen bleiben.“

Und was fängt die Wahl-Tübingerin nun mit der ehrenamtsfreien Zeit an, die sie ab Mitte April hat? „Ich werde mich voll und ganz auf mein Jurastudium konzentrieren, das ich vergangenes Wintersemester begonnen habe“, sagt sie. Dafür gebe es immer genug zu tun. Selbstverständlich werde sie auch weiterhin alles rund ums Thema Käthchen mit verfolgen. „Wir haben ja auch eine Facebook-Seite und einen Newsletter. Ich hoffe daher, dass ich up to date bleibe.“

Olga Lechmann

Käthchenwahl
In der Kreissparkasse findet am 13. April 2018 unter der Glaspyramide die feierliche Käthchenwahl statt. Vier Kandidatinnen haben sich durch ihre Bewerbung und eine schriftliche Prüfung für diese Wahlveranstaltung qualifiziert. Die modernen und selbstbewussten Heilbronnerinnen sind im Alter zwischen 17 und 23 Jahren. Sie heißen Denise Fohr, Jasmin Heyd, Lisa Roth und Laura Sophie Scholl.