Eisbecken unter der Halle

Der Crailsheimer Verpackungshersteller Schubert stellt Papierkartons ohne Leim her. Diese bestehen zu 90 Prozent aus nachhaltiger Kartonage. Foto: Schubert

Nachhaltigkeit ist in den Werten der regionalen Unternehmen fest verankert. Mit verschiedenen Maßnahmen und Projekten fördern sie Klimaschutz und Ökologie.

Der Klimawandel ist inzwischen deutlich spürbar. Unternehmen sind daher zu nachhaltiger Produktion aufgefordert.  Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung 2021 gilt das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Unternehmen sind verpflichtet, bis dahin ihre CO2-Emissionen schrittweise zu senken. Dafür haben die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken unterschiedliche Strategien.

Mission Blue

Der Crailsheimer Verpackungsmaschinenhersteller Schubert hat mit „Mission Blue“ ein Nachhaltigkeitsprogramm entwickelt, bei dem es nicht nur um ökologische Aspekte geht. Das Programm ist in vier verschiedene Handlungsfelder aufgeteilt ist: nachhaltige Unternehmensführung, klimaneutrale Produktion, umweltfreundliche Maschinen und Dienstleistung sowie nachhaltige Verpackung. Das oberste Ziel lautet: Verpackungen künftig nachhaltiger herzustellen.

„Eine nachhaltige Unternehmensführung ist die DNA eines mittelständischen Familienunternehmens. Der Mensch steht dabei im Fokus“, sagt Marcel Kiessling, einer der drei Geschäftsführer von Schubert. Aus diesem Grund sei neben ökologichen Themen auch Unternehmensführung als Handlungsfeld definiert worden. Ziel des Unternehmens sei eine klimaneutrale Produktion bis Ende 2023.

Schubert führt gerade eine große Werkserweiterung durch. Die neue Werkshalle wird bereits klimaneutral betrieben. Dafür setzt das Unternehmen eine in Deutschland entwickelte Eisspeichertechnologie ein: Energie wird gespeichert und über den Wechsel des Aggregatszustands des Wassers erzeugt. „Wir werden zwei große Eisspeicherbecken in der Größenordnung des Crailsheimer Hallenbads unter der Halle einsetzen. In Verbindung mit einer Photovoltaikanlage können wir die Halle und das Bürogebäude komplett heizen und kühlen – und haben sogar einen Überschuss für die anderen Hallen“, erklärt Kiessling.

Im Handlungsfeld Maschinen und Dienstleistung gehe es unter anderem darum, die Haupttreiber des Energieverbrauchs zu messen. Dazu hat die Schubert Group mit „Schubert Motion“ ein Startup gegründet, um über Roboterbahnoptimierung die Stromaufnahme der künstlichen Intelligenz zu senken. „Nachhaltigkeit ist eine Frage der Zukunftsfähigkeit. Wir können nur langfristig im Markt erfolgreich sein, wenn wir nachhaltig agieren“, fasst Kiessling zusammen.

Team ist im Boot

Nachhaltig agieren will auch der Produzent für Laborgeräte Brand aus Wertheim und nimmt dafür seine Mitarbeitenden ins Boot. „Unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen wir nur gemeinsam“, betont Dr. Christoph Schöler, Geschäftsführer von Brand.

Bei Brand stehen zwei Nachhaltigkeitsziele im Fokus: das Reduzieren der Treibhausgase und des Energieverbrauchs. Beides soll bis 2030 gemäß den Zielen des Pariser Klimaabkommens deutlich sinken. Im Moment spreche man noch nicht von einer klimaneutralen Produktion. „Wir sprechen über die signifikante Absenkung der CO2-Emissionen“, sagt Matthias Stein. Er ist Marketing Direktor bei Brand.

Brand hat mit den Stadtwerken Wertheim einen regionalen Partner, bei dem das Unternehmen 100 Prozent Ökostrom aus Wasserstoff bezieht. Einen Teil des Stroms produziert Brand als Nebenprodukt seiner Wärmeerzeugung in einem effizienten Blockheizkraftwerk und nutzt dadurch die Energie nachhaltig. „Auch was unsere weitere Wertschöpfungskette angeht, ist für uns die räumliche Nähe ein Pluspunkt, der sich positiv auf die Klimaziele auswirkt“, erzählt Stein. Deshalb setzt Brand auch bei seinen Lieferanten auf Regionalität.

Für das Wertheimer Unternehmen gebe es zwei Gründe, nachhaltiger zu werden: „Nachhaltigkeit ist einerseits wichtig für die nachfolgenden Generationen. Andererseits wird Nachhaltigkeit auch von unseren Kunden erwartet“, erklärt Stein.

Bestellung an einem Tag

Um Kunden mit hoher Bestellfrequenz in der Effizienz ihrer Arbeitsabläufe und Planbarkeit ihres Lagermanagements zu unterstützen, hat Würth den „Würth Liefertag“ eingeführt. Einzelne Bestellungen des Kunden werden gebündelt und an fixen Terminen in der Woche zugestellt. Den Tag der Zustellung definiert der Kunde selbst. „So ergeben sich mehrere Vorteile – für Würth und den Kunden: Es fällt weniger Verpackungsmaterial an und die Menge an Füllmaterial sinkt bei gleichzeitig weniger Fahrten für die Zustellung. Zudem kann der Kunde entsprechend den Zustellungen seinen Personalaufwand planen“, sagt Norbert Heckmann, Sprecher der Geschäftsleitung von Würth. Für jede Registrierung beim „Würth Liefertag“ sammelt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit CleanHub zwei Kilogramm Plastik aus der Umwelt.

An seinen Standorten möchte das Unternehmen bis 2024 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Maßnahmen in mehreren Feldern definiert. „Wir führen derzeit ein Energiemanagementsystem ein, um den Energieverbrauch transparent darzulegen und zu reduzieren. Und über Photovoltaikanlagen wollen wir unseren benötigten Strom selbst produzieren“, sagt Heckmann.

Den restlichen Strombedarf decke Würth seit 2021 aus erneuerbaren Energien. „Schon kleine Dinge können dabei viel bewegen“, meint Heckmann. Beispielsweise hat Würth das Kunststoff-Sichtfenster der kleinen Kartonagen für Schrauben weggelassen.

Yannis Gaukel