Erfolgsprodukt Dualis

Stolze Gesichter: Lisa Feuchtenbeiner (links) bei der Übergabe des Dualis-Zertifikats an die Sparkasse Schwäbisch-Hall. Foto: Sparkasse Schwäbisch-Hall-Crailsheim

Vor acht Jahren hat die IHK Heilbronn-Franken das Dualis-Siegel ins Leben gerufen. Es bescheinigt Unternehmen eine überdurchschnittliche Ausbildungsqualität. Projektkoordinatorin Lisa Feuchtenbeiner ist überzeugt, dass die Initiative die Ausbildungsqualität in der Region weiter verbessert.

Das Dualis-Siegel hat sich bewährt. Lisa Feuchtenbeiner hat 2018 die Projektkoordination zur Vergabe des Zertifikats übernommen und kann das bestätigen. „Dualis ist eine Erfolgsgeschichte. Mittlerweile ist in den Köpfen der Unternehmer angekommen, dass es ohne eine gute betriebliche Ausbildung schwierig ist, sich auf dem Ausbildungsmarkt zu behaupten“, sagt sie. Seit acht Jahren läuft das Projekt der Industrie- und Handelskammer (IHK) Heilbronn-Franken nun schon.

Die Durchführung neuer Audits kam in den vergangenen beiden Jahren jedoch etwas ins Stocken. Wegen der Corona-Pandemie wurden diese nur noch online durchgeführt. Das sei auch jetzt noch möglich, in der Regel finden die Audits aber wieder vor Ort statt. Den meisten Betrieben sei das lieber. „Die Ausbildung selbst findet eben auch vor Ort statt. Deshalb möchten die Unternehmen ihre Ausbildung live zeigen“, berichtet Feuchtenbeiner.

Wie läuft die Zertifizierung ab?

Das Dualis-Zertifikat wird über ein sogenanntes Audit verliehen. Die Auditoren sind in der Regel ein dreiköpfiges Team (alle aus verschiedenen externen Unternehmen), plus eine Vertreterin oder ein Vertreter der IHK. Diese sind dann einen gesamten Arbeitstag vor Ort im jeweiligen Unternehmen.

Die Ausbildungsrealität erleben

Der Audittag beginnt mit einer Firmenvorstellung seitens des Unternehmens, bei der der Schwerpunkt auf den Ausbilungsaspekten liegt. Dann folgt eine kurze Vorbesprechung der Auditoren mit dem IHK-Vertreter. Im Anschluss werden die Auditoren in einem Rundgang durch die ausbildungsrelevanten Abteilungen geführt. „Beim Rundgang erlebt man die Ausbildungsrealität und kann Ausbildern und Azubis über die Schultern schauen“, erzählt Feuchtenbeiner.

Am Nachmittag des Audits findet der fragenspezifische Part statt. Dort werden Fragen gestellt, die im Rundgang noch nicht zu klären waren, oder Themen aufgegriffen, zu denen die Ausbildungs- oder Personalleitung Rede und Antwort stehen kann, zum Beispiel zu Schulkooperationen oder zum Ausbildungsmarketing. Anschließend lassen die Auditoren in einer Nachbesprechung den Tag Revue passieren. Noch am selben Tag wird dem Unternehmen mitgeteilt, ob es das Siegel erhält.

Jedes Unternehmen, das eine IHK-Zugehörigkeit besitzt und Auszubildende beschäftigt, kann sich zertifizieren lassen. „Es werden aber verschiedene Schwerpunkte gesetzt“, so Feuchtenbeiner. Wenn zum Beispiel ein großes Unternehmen mit internationalen Standorten seine Auszubildenden nie ins Ausland schickt, sei das für die Auditoren schwer nachzuvollziehen.

Der Kriterienkatalog für den Zertifizierungsprozess hat sich in den Jahren kaum verändert. Im Wesentlichen werden bei der Auswertung die fünf Phasen der Ausbildung berücksichtigt: die Gewinnungsphase, die Einführungsphase, die Durchführungsphase, die Prüfungsphase und die Übernahmephase. Einzig das Element Digitalisierung spielt inzwischen eine viel größere Rolle als noch zu Beginn der Dualis-Zertfizierungen. Ohne Digitalisierung funktioniere ein Unternehmen in der Regel nicht mehr, meint Projektkoordinatorin Lisa Feuchtenbeiner. Deshalb müssten Digitalisierungsaspekte auch nicht separat im Kriterienkatalog festgehalten werden, sondern würden vorausgesetzt. Die größten Hürden im Vergabeprozess stellen Themen wie die Transparenz im Unternehmen und Wissenstransfer und Wissensmanagement dar. .

Nach Angaben der IHK Heilbronn-Franken seien die meisten Unternehmen mit Dualis-Siegel mittelständische Betriebe. „Aber auch sehr große Unternehmen nehmen teil, zum Beispiel Audi und verschiedene Gesellschaften von Lidl“, so Feuchtenbeiner. Zudem seien sogar einige wenige kleine Betriebe dabei, die nur alle paar Jahre Nachwuchs ausbilden. „Die Schere geht sehr weit auseinander. Das ist natürlich schön. In der Regel konzentrieren wir uns aber auf die mittelgroßen Unternehmen“, erklärt die Projektkoordinatorin.

Derzeit sind 72 Unternehmen in der Region mit Dualis zertifiziert und immer wieder neue Unternehmen streben das Siegel an. Nur ein kleiner Teil lässt sich nach Angaben von Feuchtenbeiner nicht mehr für ein Re-Audit aufstellen. Am Audit nehmen Unternehmen aus vielen verschiedenen Branchen teil, stark vertreten ist die Automobilbranche, was laut Feuchtenbeiner dem Unternehmenscluster in Heilbronn-Franken geschuldet ist.

Aber auch das Dualis-Siegel ist kein Heilmittel gegen den Fachkräftemangel – doch es ist ein „Medikament zur Linderung“, wie Feuchtenbeiner sagt. „Neben dem Marketingaspekt nutzen die Unternehmen das Audit  zur internen Prozessoptimierung und sie profitieren vom Netzwerk unter den Auditoren“, sagt sie.

Dualis sei einfach eine tolle Möglichkeit für Unternehmen, die Ausbildungsqualität auf den Prüfstand zu stellen. „Wir wollen mit dem Dualis-Konzept die Betriebsblindheit innerhalb der Unternehmen ein Stück weit heilen. Es ist uns wichtig, dass die Firmen am Ende des Tages sagen können, Dualis habe sie weitergebracht“, so die Projektkoordinatorin.

Yannis Gaukel

 

Info:

Das Dualis-Siegel ist ein 2014 von der IHK Heilbronn eingeführtes Gütezeichen. Es soll Betrieben ermöglichen, die Qualität ihrer Ausbildung zu überprüfen, zu beurteilen und zu verbessern. Weitere Informationen zu Dualis gibt es unter heilbronn.ihk.de/dualis