Dagobert Ducks Finanzgeschick, Daniel Düsentriebs Erfindergeist, clevere Nachwuchskräfte wie Donalds Neffen: Über all das verfügen Unternehmer im Landkreis Schwäbisch-Hall – und bekennen sich erfolgreich zum ländlichen Standort.

Fast jeder kennt Entenhausen. Obwohl in der Heimat von Donald Duck und seinen Freunden keine Weltmarktführer sitzen. Anders im Landkreis Schwäbisch Hall: Der ist zwar nicht in Form von Comicheften in Millionen Haushalten präsent, wohl aber Schauplatz für Erfolge wie aus dem Bilderbuch. Wo in Walt Disneys Universum das Finanzgeschick eines Dagobert Duck auf den Erfindergeist eines Daniel Düsentriebs trifft und Nachwuchskräfte in Gestalt der drei Neffen Tick, Trick und Track kreative Lösungen finden, liefert der Landkreis den Beleg dafür, dass Innovationen, Wirtschaftsleistung, Nachwuchsförderung und Networking nicht nur Comic-Fiktion sind, sondern Realität. Rund um Schwäbisch-Hall prosperieren genau deshalb viele Initiativen und Unternehmen. Genügend Bilderbucherfolgsgeschichten fallen Wirtschaftsförderer David Schneider, Geschäftsführer der WFG Schwäbisch-Hall, jedenfalls ein. Unternehmen, die am Standort investieren, Innovationen und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen, freuen ihn nach eigenen Worten sehr.
Das Land fördert Bekenntnisse zum Standort
Klare Bekenntnisse zum ländlichen Raum möchte das Land Baden-Württemberg belohnen – doch „nicht alle Firmen beantragen Fördermittel“, bedauert Schneider. Dabei seien etwa die Antewa GmbH in Schwäbisch Hall und die Stahl GmbH mit Sitz in Crailsheim Beispiele dafür, dass es lohnt, sich um Landesförderung zu bemühen. Sie gehörten zu den landesweit 14 Unternehmen, die sich in der jüngsten Auswahlrunde für die Förderlinie „Spitze auf dem Land“ qualifiziert haben, bei der auch die WFG Teil der Programmverwaltung ist.
Von den insgesamt 5,6 Millionen Euro an Zuschüssen, die das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz in dem Sonderprogramm vergibt, profitieren auch der Landkreis und die Standortgemeinden: Antewa, ein Hersteller von Strömungsmaschinen, überzeugte nach Angaben des Ministeriums mit Innovationen wie etwa hermetisch gasdichten Prozessgasgebläsen. Investiert werden solle in eine neue Produktions- und Montagehalle in Schwäbisch Hall. Auch der Prüf- und Messgerätehersteller Stahl, der unter anderem innovative Verfahren für Qualitäts-Checks bei E-Maschinen und Akkus entwickelt, möchte laut des Ministeriums das Geld in Crailsheim einsetzen – für die Vergrößerung der Betriebsstätte und bessere Ausstattung.
Erfolgsstorys bei kleinen und jungen Unternehmen
Bei kleineren oder jungen Unternehmen sieht WFG-Geschäftsführer Schneider ebenfalls gute Entwicklungen. Zum Beispiel bei der Lorenz Hoffmann GmbH aus Kreßberg. Der Systemdienstleister für Maschinenbau arbeitet derzeit gleich an mehreren Forschungsprojekten. „Das eine ist AICOM (Artificial Intelligence Controlled Milling), eine selbstlernende Werkzeugmaschine“, sagt Andreas Hoffmann, Geschäftsführer der Lorenz Hoffmann GmbH.
Sein Unternehmen hat in Zusammenarbeit unter anderem mit der Technischen Universität Darmstadt eine Werkzeugmaschine mit KI ausgerüstet. So lasse sich genauer fertigen, weil die Maschine autark auf Veränderungen wie Temperaturschwankungen oder Alterung reagiere. Zusätzlich verbessert sich laut Hoffmann der Produktionsprozess. Die KI erzeuge einen Wissensspeicher sowie einen virtuellen Zwilling der Maschine. „Dank der hohen Dichte an Daten arbeitet dieser Zwilling so genau, dass wir den Fertigungsprozess exakt vorhersagen und schon im Rechner optimieren können“, während die Maschine andere Bauteile produziere. „Das steigert die Effizienz enorm“, schwärmt Hoffmann. Aktuell arbeite das Unternehmen zudem mit renommierten Schweizer Hochschulen an einem europäischen Forschungsprojekt (EUREKA) für neue Geschäftsprozesse und Nachhaltigkeit in der Produktion.

Danny Denk, CEO von Ecosphere Automation, schätzt den Standort.

David Schneider ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung (WFG).

Andreas Hoffmann ist Geschäftsführer der Lorenz Hoffmann GmbH.
Kompetenzen im Packaging Valley vernetzen
Seine Ideen gab Hoffmann jüngst in einem Vortrag für das Kompetenz-Cluster Packaging Valley weiter. Aktuell sind mehr als 100 Unternehmen aus der Verpackungsindustrie in dem von der WFG mitinitiierten Verein vernetzt. „Die Entwicklung und Fusion über die Kreisgrenze hinweg war der richtige Schritt. Wenn es dieses Kompetenz-Cluster nicht schon gäbe, müsste man es spätestens jetzt gründen“, ist Schneider überzeugt. Das „Muswiesen-Summit“, das in diesem Jahr als „Zukunftswiesen-Summit“ weitergeführt werden soll, biete ebenfalls Chancen auf Kontakte. „Damit haben wir eine Plattform zur Vernetzung von Mittelstand und Start-Ups aus der Region.“
Den Austausch in Netzwerken schätzt auch Denny Denk, CEO von Ecosphere GmbH & Co. KG aus Fichtenau: Für das Packaging Valley war er kürzlich Podcast-Gast. Sein Maschinenbau-Unternehmen, das sich nach Schneiders Worten ebenfalls vielversprechend entwickelt, eröffnete im Februar ein eigenes Training Center. In diesem werden Schulungen von den Grundlagen der Robotik bis hin zu kundenspezifischen Integrationstrainings angeboten. „Was uns bei Ecosphere auszeichnet, ist unser Ansatz, ein ganzheitliches, unterstützendes Ökosystem rund um die Automatisierung zu schaffen. So bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, sich selbst zu helfen“, begründet er.
Die Zukunft am Standort Fichtenau sieht Denk optimistisch: „Globalisierung, Digitalisierung und eine sich schnell verändernde Gesellschaft bieten auch kleinen Unternehmen auf dem Land die Möglichkeit, international zu expandieren.“ Es sieht danach aus, als könnten sich Erfolgsstorys aus dem Landkreis so gut verkaufen wie Geschichten aus dem Disney-Universum.
Natalie Kotowski