Erinnern mit Effekt

In Crailsheim wurde am 22. September das Scholl-Grimminger-Denkmal zu Ehren der beiden Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten eingeweiht. Die Reaktionen der Bürger auf das Monument sind durchweg positiv.

Auf der Stufe vor dem Denkmal sitzen zwei Teenager und schauen in ihre Handys. Nach einer Weile stehen sie auf, treten auf ihre geleerten Getränkedosen, die unter ihren Schuhen hängen bleiben und klappern davon. Ein älteres Ehepaar kommt vorbei und schaut eine Weile über den Platz. Ein weiteres Paar nähert sich, bleibt stehen und schießt ein Foto. Vor dem Monument liegen zwei weiße Rosen.

Der „Weiße-Rose-Platz“

Das Denkmal ist ein kleiner Turm vor einem großen Hochhausturm, im Erdgeschoss eine Apotheke, an einem Platz, der bisher wenig Aufenthaltscharakter hatte. „Wenn wir es an diesen Platz stellen, dann nur unter der Bedingung, dass dieser gewisse aufwertende Veränderungen bekommt, haben wir damals vorausgesetzt“, sagt Christiane Pappenscheller-Simon. Sie ist die Vorsitzende der Initiative „Erinnerung und Verantwortung“. Vor vielen Jahren regten die Mitglieder Peter Pfitzenmaier, Karin Durst, Hannes Hartleitner und Peter Erler an, dass Crailsheim ein Denkmal für seine Helden aus dem Nationalsozialismus brauche. Die konkreten Planungen starteten 2013. So lange brauchte es, bis es nun auf dem „Weiße-Rose-Platz“ steht.

Dieser hat schließlich zusätzliche Bänke bekommen, einen Brunnen aus Cortenstahl, gestaltet von Johannes Köder. In abstrakter Form symbolisiert er eine Rose. Künftig werden weitere Liege- und Lümmelbänke aufgestellt, außerdem ein Blumenbeet, in das weiße Rosen gepflanzt werden. In der Apotheke hat man beobachtet, dass sich, seit das Scholl-Grimminger-Denkmal installiert wurde, das Klientel, das den Platz aufsucht, geändert habe. Gehen Fußgänger daran vorbei oder schauen Autofahrer im langsamen Entlangfahren darauf, verändert sich die Schrift auf dem Monitor. Je nach Standort ist dort eine weiße Rose zu sehen.

„Es lebe die Freiheit“, habe Hans Scholl kurz vor seinem Tod ausgerufen. Das ist nun auf der Tafel zu lesen. „Wir schweigen nicht, wir sind euer böses Gewissen, die weiße Rose lässt euch keine Ruhe“, ist ebenso ein Zitat des Nazi-Gegners, das verewigt wurde. Auf der einen Seite ist das Denkmal schwarz mit weißer Schreibmaschinenschrift. Auf der der Straße abgewandten Seite sind Schwarz-Weiß-Bilder von Hans Scholl und Eugen Grimminger, dazu Informationen zu ihren Personen zu sehen. Die Wand ist in einem edlen Bordeauxrot gehalten, in der Mitte eine Aushöhlung in Gold. „Alles Leben strebt zum Licht“, habe Scholl geäußert, erzählt Christiane Pappenscheller-Simon. Darum die goldene, nach innen gewandte Kugel.

An unzähligen Abenden haben die Mitglieder der Initiative mit dem Stuttgarter Künstler Jörg Armbruster zusammengesessen und an der Gestaltung getüftelt. Zuerst schwebte ihnen etwas Abstraktes vor, ein Lichtobjekt oder etwas, das aus dem Wasser der Jagst ragt. Aber dann waren viele der involvierten Meinungen dagegen. Es sollte etwas Konkretes werden. Nun ist es konkret geworden und kunstvoll zugleich, effektreich und informativ – und darüber hinaus eine Aufwertung des Platzes.

Sonja Alexa Schmitz