Erklärstunde zur besten Sendezeit

Auch Sie haben bestimmt schon mal reingezappt oder sind vielleicht sogar hängen geblieben, wenn dienstags um 20.15 Uhr bei Vox in „Die Höhle der Löwen“ Geschäftsideen mit dem Ziel präsentiert werden, einen Deal zu machen. Das Format fasziniert – und funktioniert.

Wer träumt nicht davon, sein eigener Chef zu sein? Keine Anweisungen zu bekommen, sondern welche zu geben? Am Ende des Monats ein dickes Gehalt einzufahren und nicht über selbiges verhandeln zu müssen? Und immer einen freien Parkplatz zu haben statt minutenlang nach einem zu suchen. Vielleicht nicht jeder, schließlich gibt es nicht nur Vorteile – aber doch sicherlich viele. Um sich Boss nennen zu können, muss man jedoch erst einmal – zumindest in der Regel – ein Unternehmen gründen. Allerdings ist das einfacher gesagt als getan. Schließlich gibt es am Markt eigentlich nichts, was es nicht gibt. Eine neue Idee zu haben, wäre da nicht schlecht. Und wenn in diesen genialen Einfall auch noch jemand investieren würde, wie würde man das dann nennen? Glück. Nein, man würde es als Unterhaltungssendung im deutschen Fernsehen zur Primetime bezeichnen. Und getauft werden würde dieses Format auf den Namen „Die Höhle der Löwen“.

Bereits seit 2014 wird die Gründershow vom privaten Sender Vox, der zur RTL-Group gehört, ausgestrahlt. Fans der ersten Stunde wissen, dass damals die Jury noch aus den Mitgliedern Frank Thelen, Judith Williams, Jochen Schweizer, Vural Öger und Lencke Steiner bestand. Heute sind nur noch Frank Thelen, Geschäftsführer und Gründer mehrerer Firmen, und Judith Williams, die ihre eigenen Kosmetik-, Mode- und Schmucklinien vertreibt, als Juroren aus Staffel eins dabei. Neu seit Staffel drei sind Carsten Maschmeyer, Finanzunternehmer und Buchautor, und Ralf Dümmel, Geschäftsführer von DS Produkte, sowie Dagmar Wöhrl, Unternehmerin, Rechtsanwältin und Politikerin (CSU), seit Staffel vier. Diese endete am 21. November 2017, die fünfte Staffel steht jedoch schon in den Startlöchern. Allerdings wird sich 2018 Judith Williams ihren Stuhl in der Reihe der Investoren mit Georg Kofler, Gründer eines Ingenieurbüros für Energie- und Ressourceneffizienz, teilen.

Was sind das nun für Leute, die ihre jeweiligen Start-ups den drei Löwen und zwei Löwinnen dienstags um 20.15 Uhr präsentieren und hoffen, dass für sie dabei ein Deal herausspringt? Und vor allem, welche Produkte bringen sie mit? Einige davon sind nach ihren Pitches bei „Die Höhle der Löwen“ so erfolgreich geworden, dass ihre Verkaufszahlen durch die Decke gingen. Ein Beispiel ist der Abflussreiniger von Sanitär- und Heizungsmeister Karl-Heinz Bilz. Seine „Abfluss-Fee“, ein nach Apfel-Zitrone duftender Reinigungsstein, soll Verschmutzungen und Verstopfungen durch Haare, Seifenreste und Keime in Waschbecken, Dusche und Badewanne verhindern. Eine Woche nach der Sendung waren bereits eine halbe Million Abfluss-Feen, in die Ralf Dümmel investierte, vergriffen. Bilz ist mittlerweile Millionär.

Komplett ausverkauft war nach der Vorstellung in der Gründershow ein Accessoire für die Haare, genauer gesagt für den Pferdeschwanz. „Pony Puffin“ schlug beim weiblichen Geschlecht ein wie eine Rakete. Das pinkfarbene, fingerhutähnliche Silikonförmchen verspricht mehr Volumen und perfekten Halt und ist dabei auch noch unsichtbar. Erfinderin ist Elena Musiol, die selbst dünnes Haar hat, aber immer von einem voluminösen Pferdeschwanz geträumt hatte. Der kleine Frisurenhelfer, von dem Investorin Judith Williams ganz begeistert war, und deshalb einen Deal mit Musiol einging, ist in Drogeriemärkten und bei Teleshoppingkanälen erhältlich.

So unterschiedlich die Ideen, so verschieden sind auch die Meinungen der Investoren darüber, ob diese etwas taugen. Für Carsten Maschmeyer zum Beispiel muss ein Produkt einen Bedarf auslösen, bis hin zu der Situation, dass man dafür Schlange steht. Doch er betont auch: „Produkte alleine sind es nicht, es geht auch um die handelnden Personen. Ein guter Gründer macht auch ein mittelmäßiges Produkt besser und hält den Innovationsvorsprung.“ Dagmar Wöhrl ergänzt: „Unsere Intention ist es nicht, einen Deal zu machen, aus dem tolle Umsätze resultieren, die ein halbes Jahr später wieder unten sind. Wir haben Interesse daran, in nachhaltige Produkte zu investieren, die wir langfristig begleiten.“

Die Höhle der Löwen sei ein Primetime-Format, das vielen Millionen Menschen erkläre, was ein Start-up überhaupt ist und wie man ein Produkt baut, fasst Seriengründer Frank Thelen zusammen. „Das ist so großartig, dass mich das immer wieder reizt und deshalb bin ich auch bei der fünften Staffel wieder dabei.“

Olga Lechmann