Es kann für sie nur einen Job geben

Carolin Bethäuser (links) bei der Übergabe mit ihrer Kollegin Rebecca Süß am Stützpunkt auf der Station B 1 im 
Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim. Foto: Fotos: Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Wer jeden Tag aufs Neue seinen Traumjob ausüben darf, ist ein Glückspilz – so wie Carolin Bethäuser. Sie ist seit 19 Jahren Krankenschwester und geht darin völlig auf. Durch Ehrgeiz und Zielstrebigkeit hat sie sich bis zur stellvertretenden Stationsleiterin im Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim hochgearbeitet.

Das dunkelbraune Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, steht Carolin Bethäuser in weißem Kittel und weißer Hose vor einer Tafel und studiert diese mit konzentriertem Blick. Welche Patienten werden heute entlassen, wie viele Neuaufnahmen stehen an, welche Untersuchungen sind geplant? Über all das muss sie auf dem Laufenden sein. Zurzeit ist die Privatstation B1 im Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim voll belegt. Insgesamt 24 Betten stehen hier zur Verfügung. Patienten, die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten haben sowie Menschen, die eine Dialysebehandlung benötigen, aber auch Krebspatienten liegen auf dieser Etage mit Hotelcharakter. In den Einzel- und Zweibettzimmern finden sich neben einem eigenen Bad auch ein Tresor und ein Kühlschrank. Bethäuser bekleidet seit Februar die Position der stellvertretenden Stationsleitung der Inneren Station. Diese gliedert sich in die vier Fachabteilungen Kardiologie, Gastroenterologie, Neurologie und Nephrologie.

Zeitsprung ins Lauda-Königshofen der 90er Jahre: Hier wächst die Tochter eines Bauunternehmers zusammen mit ihrer Schwester in von Weinbergen und Fachwerkhäusern geprägter Atmosphäre auf. Bereits seit der Grundschule weiß sie, dass sie Krankenschwester werden möchte – genauer Kinderkrankenschwester. „Ich wollte nie etwas anderes machen.“ Doch dann, in der Realschule, rät ihr ein Berufsberater davon ab, indem er ohne Umschweife zu ihr sagt: „Kinder sterben zu sehen, ist viel schlimmer, als Erwachsene sterben zu sehen.“Bethäuser ist zunächst schockiert über diese Aussage. „Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, obwohl es mehr als 20 Jahre her ist.“

Doch nachdem sie verdaut, womit der Berufsberater sie konfrontiert hat, besinnt sie sich und schlägt nach der mittleren Reife den Weg ein, der sie schließlich an ihr berufliches Ziel bringen soll: Krankenschwester, aber nicht spezialisiert auf Kinder. Einfach weil sie diese Tätigkeit als ihre Berufung sieht. „Auch wenn es banal klingt, aber ich wollte wirklich anderen Menschen helfen“, argumentiert die gebürtige Lauda-Königshofenerin. „Im Nachhinein betrachtet bin ich übrigens froh, dass ich auf den Berufsberater gehört habe. Ich glaube, als Kinderkrankenschwester zu arbeiten, hätte ich emotional nicht gepackt.“

ZURÜCK ZU DEN WURZELN

Ihre Ausbildung durchläuft Bethäuser am Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim, ihrem jetzigen Arbeitgeber. Doch zwischen damals und heute hatte die 36-Jährige Einblicke in andere Einrichtungen. Denn: „Leider konnte ich nicht von meinem Ausbildungsbetrieb übernommen werden, weil damals in den 2000er Jahren eher ein Überschuss an medizinischem und Pflegepersonal vorhanden war als ein Notstand“, erinnert sich Bethäuser. Also ging sie für ein Jahr nach Baden-Baden in ein Altenpflegeheim, um danach – aufgrund des Tipps einer Freundin – nach München umzuziehen und beim Klinikum rechts der Isar anzuheuern. Dort blieb sie zehn Jahre.

„Es war eine tolle Zeit“, resümiert die Krankenschwester. Sie habe in dem Klinikum ihre Praxisanleiterausbildung sowie einen Stationsleitungskurs erfolgreich absolviert. Auch mit der Chirurgie sei sie dort in Berührung gekommen. „Ich bin dankbar, mit Mitte 20 in meiner persönlichen Entwicklung unterstützt worden zu sein und das Fortbildungsangebot für mich genutzt zu haben“, sagt Bethäuser. Nach elf Jahren Fernbeziehung hat sie genug vom Pendeln zwischen der Liebe und dem Beruf – und beschließt, wieder Lauda-Königshofen zu ihrem Erstwohnsitz zu erklären. Am Ende von anderthalb Jahren Elternzeit, die sie sich für ihren heute vierjährigen Sohn Nicolas nimmt, eröffnet sich der jungen Mutter die Möglichkeit, zu ihren beruflichen Wurzeln zurückzukehren. Ein Angebot, welches Bethäuser ohne Zögern annimmt. Heute arbeitet sie in Teilzeit – aufgeteilt in drei Schichten – beim Caritas-Krankenhaus, wo man es schätzt, ein Hausgewächs wie sie wieder an Bord zu haben.

Zurück auf der Station B1: Am sogenannten Stützpunkt müssen erst einmal administrative Aufgaben erledigt werden. Auch das gehört zum Arbeitsalltag einer Krankenschwester. So muss Bethäuser sich am Anfang ihrer Schicht einen Überblick darüber verschaffen, ob es innerhalb des Personals Krankheitsausfälle gibt und wer welchen Dienst hat. Auch das Telefon anzunehmen, fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Doch Bethäuser arbeitet auch „an der Basis“, wie sie es bezeichnet – sprich in direktem Kontakt mit den Patienten. Neben dem Messen des Blutdrucks, des Pulses und der Temperatur kümmert sie sich auch um die Hygiene, die Mobilisation und die Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme derjenigen, die auf ihrer Station sind. Das Bild allerdings, das viele von Krankenschwestern in ihren Köpfen haben, wie diese mit einem Stethoskop um den Hals Visite machen, sei längst obsolet – allein schon aus hygienischen Gründen. „Das Stethoskop sowie alle anderen Utensilien, die wir für unser tägliches Arbeiten benötigen, befinden sich in unserem Pflegewagen, den wir zum Patienten mitnehmen“, erklärt Bethäuser.

AUFMUNTERNDE GESPRÄCHE

Bleibt denn bei diesem straffen Tagesablauf auch mal Zeit, mit den Menschen zu plaudern? „Aber natürlich“, antwortet die Krankenschwester. „Das ist mir auch wichtig.“ Gerade zu Patienten, die über Wochen auf der Station seien, baue man ja eine Beziehung auf, wenn man sie beinahe täglich sehe. Außerdem dürften diese aktuell aufgrund der Coronapandemie keinen Besuch empfangen, womit das Krankenhauspersonal zur Ersatzfamilie werde. Weil Bethäuser im Laufe ihrer Berufsjahre „helfen, heilen, lindern“ zu ihrem persönlichen Mantra werden ließ, nehme gerade das Zwischenmenschliche bei ihr einen hohen Stellenwert ein. „Denn man bekommt auch immer etwas zurück.“

Olga Lechmann

 

Zur Info: Teil der BBT-Gruppe
Das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim gehört seit 2006 zur Barmherzige-Brüder-Trier-Gruppe (BBT). In zehn Fachkliniken, zwei Instituten und zehn qualitätsgeprüften medizinischen Zentren kümmern sich mehr als 1450 Mitarbeiter um die Patienten.
Jedes Jahr werden fast 22 000 von ihnen stationär und mehr als 45 000 ambulant versorgt.

 

Fotos: Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim

Zur Person:
Seit mittlerweile 19 Jahren übt Carolin Bethäuser den Beruf der Krankenschwester aus. Für sie ist es ihr Traumjob, den sie schon als Kind erlernen wollte.