Fachkräftemangel geht alle an

Bis 2030 sollen in Heilbronn-Franken durchschnittlich 20.000 Fachkräfte im Jahr fehlen. Das ist nicht nur ein Problem, das die Unternehmen betrifft. Es hat Auswirkungen auf alle, die in der Region leben, denn Wohlstand und sozialer Frieden stehen auf dem Spiel.

Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen. Der aktuelle Fachkräftemonitor der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammer sagt voraus, dass in der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken bis 2030 im Durchschnitt jährlich 20.000 Fachkräfte fehlen werden. Wenn Unternehmen nicht die Arbeitskräfte finden, die sie für die Produktion von Gütern und für Dienstleistungen brauchen, dann ist damit zu rechnen, dass sie Ausweichstrategien entwickeln – mit nachhaltig negativen Folgen für unsere Wirtschaft. Es geht also um nichts weniger als um die Sicherung des Wohlstands und des sozialen Friedens in der Region.

Fachkräftesicherung gelingt nur, wenn über eine Vielzahl der verfügbaren Stellhebel das gesamte Potenzial aktiviert wird. Potenzielle Fachkräfte findet man in allen Altersklassen und Nationalitäten in der Region, bundesweit und im Ausland. An erster Stelle steht die Qualifizierung der Arbeitnehmer vor Ort.

Fachkräftesicherung gelingt nur im vernetzten Agieren der Akteure. Mit im Boot sind die Kammern, die Wirtschaft, die Wirtschaftsförderung, die Politik, die Kommunen und die Arbeitsagenturen. Verbündet haben sie sich in der Allianz für Fachkräfte Baden-Württemberg sowie im Fachkräftebündnis Heilbronn-Franken. Berufliche Ausbildung stärken, Beschäftigung von Frauen steigern, Beschäftigung älterer Personen erhöhen, Personen mit Migrationshintergrund stärker in den Arbeitsmarkt integrieren, Arbeitslosigkeit abbauen und gezielte Zuwanderung sind die Hauptziele der beiden Bündnisse.

Was geschieht konkret? Vom Kleinkind über die Hausfrau bis zum Rentner haben die Akteure nicht ausschließlich die klassischen Arbeitnehmer im Blick. Eine vollständige Aufzählung aller Maßnahmen zur Fachkräftesicherung ist an dieser Stelle nicht möglich, deshalb nachfolgend ein paar Beispiele. Ganz früh setzt ein Projekt der Innovationsregion Kocher & Jagst e. V. an: Auszubildende von Partnerunternehmen betreuen als Lernpartner Kindergartenkinder, Grundschüler und Schüler weiterführender Bildungseinrichtungen, die am Projekt desVereins mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen e. V., kurz Mintec, teilnehmen. Studien zufolge muss die Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik frühzeitig geweckt werden.

Ein Seminar der Agentur für Arbeit zum beruflichen Wiedereinstieg ist nur ein Angebot von vielen, mit dem Erwachsene, die etwa wegen Kinderbetreuung eine Pause vom Berufsleben nehmen, unterstützt werden. Im Seminar frischen die Teilnehmer, meistens Frauen, ihr Theoriewissen auf und finden über ein Praktikum den Einstieg in einen Betrieb. Einen neuen Weg der Arbeitskräftegewinnung geht die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwäbisch Hall in Kooperation mit weiteren Akteuren mit der Jobbörse Arbeit und Rente. Dabei sollen Unternehmen Expertenwissen erhalten. Der Aufbau von Welcome Centern unterstützt die gezielte Zuwanderung von Fachkräften.

Die Agentur für Arbeit bietet einen Arbeitgeber-Service, der geeignete Bewerber vermittelt, finanzielle Unterstützung leistet und zu Fragen der frühzeitigen Fachkräfte- und Nachwuchssicherung berät.

Sonja Binder