Wer sich bewusst ernähren will, muss in Deutschland auf das Kleingedruckte achten. Denn was tatsächlich in Fertigprodukten steckt, ist selten auf den ersten Blick erkennbar. Eine Lebensmittelampel könnte Verbrauchern eine schnellere und einfachere Orientierung ermöglichen.
Maultaschen, Dosenravioli, Tiefkühlpizza – nicht immer hat man Zeit und Lust, mit frischen Zutaten selbst zu kochen und greift deshalb zu praktischen Fertigprodukten aus dem Supermarkt. Doch was in diesen industriell verarbeiteten Lebensmitteln steckt, ist vielen Verbrauchern nicht bewusst. Was auf der werblichen Verpackung wie eine gesunde Mahlzeit aussieht, kann in Wahrheit eine echte Fett- oder Zuckerbombe sein. Hersteller müssen zwar Angaben zu Zutaten und Nährwerten machen, verstecken diese aber im Kleingedruckten auf der Verpackungsrückseite. Und nicht alle Konsumenten sind in der Lage, diese zu verstehen.
Abhilfe könnte die sogenannte Lebensmittelampel – auch Nährwertampel genannt – schaffen: Diese Kennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite soll Verbrauchern auf einen Blick eine einfache Orientierung bieten. Die Farben Grün, Gelb und Rot zeigen wie bei einer Ampel an, ob man bedenkenlos zugreifen kann oder ob das Produkt einen besonders hohen Gehalt an Zucker, Fett oder Salz hat.
Vorreiter in puncto verbraucherfreundlicher Lebensmittelkennzeichnung sind Großbritannien, Frankreich und Belgien. Das System im englischen Königreich wurde von der nationalen Lebensmittelbehörde Food Standards Agency entwickelt und sieht vier Farbskalen auf jedem Produkt vor. Diese geben die Anteile von Zucker, Salz, Fett und gesättigten Fettsäuren auf einen Blick – hinterlegt mit den Ampelfarben – an. In Großbritannien ist die Kennzeichnung der Lebensmittel derzeit noch freiwillig, dennoch drucken viele Hersteller im Vereinten Königreich die Angaben auf den Verpackungen bereits ab.
Die Mehrstufige Nutri-Score-Skala
„Nutri-Score“ heißt die fünfstufige, freiwillige Lebensmittelkennzeichnung in Frankreich, bei der Produkte mit einer Gesamtnote versehen werden. Die Inhaltsstoffe in den Lebensmitteln werden bewertet und anschließend miteinander verrechnet.
Farben von Grün bis Rot sowie Buchstaben von A bis E kennzeichnen die Verpackung und geben Aufschluss über die Bewertung der Nährwerte pro 100 Gramm. Lebensmittel, die in Frankreich mit der Farbe Grün und einem A gekennzeichnet sind, zählen zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Ein rotes E deutet auf ein weniger gesundes Produkt hin. Überzeugt von diesem System waren auch die Belgier, die ihre Lebensmittelkennzeichnung an der französischen Nutri-Score-Skala orientieren.
Kennzeichnung in Deutschland
Verbraucherschützer in Deutschland fordern schon seit Längerem eine Kennzeichnung von Lebensmitteln, ähnlich wie in den Nachbarländern. Sie soll den Verbrauchern Orientierung beim Einkauf sowie der Ernährung bieten und helfen, ungesunde Produkte schneller zu entlarven. Wenn Lebensmittelhersteller kritische Produktkennzeichnungen vermeiden möchten, seien sie gezwungen, ihre Rezepturen zu überarbeiten und beispielsweise den Salzgehalt in Fertigprodukten anzupassen, so die Überlegung. Das käme der Gesundheit der Verbraucher zugute.
Ein Ampelsystem, das in wenigen Sekunden für die Konsumenten erfassbar ist, böte zudem eine gute Vergleichsbasis für industriell verarbeitete Lebensmittel. Welches Produkt dann letztlich gekauft wird, entscheiden die Verbraucher.
Wichtig bei der Einführung einer Lebensmittelkennzeichnung wäre ein landesweit einheitliches System, das von unabhängigen Experten entwickelt wurde und für alle Altersgruppen leicht verständlich ist. Nur so könne vermieden werden, dass die Lebensmittelindustrie die Kennzeichnung zum Nachteil der Verbraucher beeinflusse und zum Vorteil der Unternehmen beschönige.
Ob nun die Nutri-Score-Skala aus Frankreich oder die Lebensmittelampel – eine Kennzeichnung der Lebensmittel stellt die Nährwertqualität von Produkten besser heraus und kann die Konsumenten bei bewussteren und gesünderen Kaufentscheidungen unterstützen.
Louisa Holz
Ernährungsreport
Passend zum Thema gesunde Ernährung präsentierte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zum Jahresbeginn den Ernährungsreport 2019 „Deutschland, wie es isst“ auf Basis einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Die Ergebnisse des Reports sind online einsehbar auf www.bmel.de/DE/Ernaehrung/_Texte/Ernaehrungsreport2019.html