Das Gewerbegebiet Böllinger Höfe ist eine Erfolgsgeschichte in Sachen regionaler Wirtschaftsförderung. Für den Wirtschaftsstandort Heilbronn brachte es seit 1979 rund 140 Unternehmen mit fast 5000 Beschäftigten an den Neckar.
Im Jahr 1979 begann die Geschichte des Industriegebiets, das heute Industriepark heißt und sich nach und nach entwickelte. Direkt an der Autobahn A6 gelegen, bietet es für viele Unternehmen gute Bedingungen für die Ansiedlung. Weil der Platz für Firmenansiedlungen im alten Industriegebiet zwischen Heilbronn und Neckarsulm ausgeschöpft war, fand man hier an der Peripherie nördlich von Neckargartach am ehesten Raum für Entwicklung.
Anfangs waren es Intersport und Baier & Schneider („Leitz“), die hier von der Autobahn aus schon von Weitem erkennbar waren. 110 Hektar hatten die Böllinger Höfe in den Anfängen zur Verfügung. Das Gewerbegebiet füllte sich allmählich. Im Jahr 2004 kamen weitere 90 Hektar hinzu. Das klar formulierte Ziel: den Gewerbestandort Heilbronn mit gemäßigten Grundstückspreisen und möglichst unbürokratischer Abwicklung stärken und konkurrenzfähig machen.
Der Plan scheint aufzugehen. Inzwischen sind hier rund 140 Unternehmen angesiedelt, rund 5000 Menschen arbeiten im Industriepark. Letzter großer prominenter Zuzug war die Audi AG, die hier ein Logistikzentrum und eine Produktionszweigstelle gebaut hat. Für rund 20 Millionen Euro erwarb der Konzern 23 Hektar Bauland, um dort seine Pläne zu realisieren, die Gesamthöhe der Projektinvestition wird auf 100 Millionen Euro geschätzt. Auf 37 500 Quadratmetern stehen die beiden riesigen Hallen, die von bis zu 200 Lastwagen täglich mit Zulieferteilen aus aller Welt angefahren werden, um von dort aus die Neckarsulmer Bänder mit Material zu versorgen.
Intersport erweitert aktuell in den Böllinger Höfen seinen Logistikstandort und betreibt seit Jahren mit dem Messe- und Eventcenter Redblue die größte moderne Veranstaltungshalle im Landkreis, in der auch bekannte Bands und Künstler auftreten. Seit 1987 ist der Wäschereitechnik-Spezialist Lavatec mit einem Produktionsstandort hier vertreten, bevor man in die USA, nach Frankreich und in die Niederlande expandierte. Daneben gibt es das Brief-Verteilzentrum der Deutschen Post AG sowie das Bildungs- und Technologiezentrum Heilbronn der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Dazu kommen zahlreiche mittlere und kleine Firmen, die hier an der Wannenäcker Straße oder der Pfaffenstraße ansässig wurden.
Seit ein paar Jahren können auch Hubschrauber im Gewerbegebiet auf dem eigenen Landeplatz landen. Er wurde vom Regierungspräsidium im Jahr 2011 offiziell genehmigt und erlaubt von sechs bis 22 Uhr Starts und Landungen.
Eine Kindertagesstätte gehört inzwischen ebenso zum Angebot, in der bis zu 70 Kinder bis zu sechs Jahren betreut werden. Geplant sind in den Böllinger Höfen für die Zukunft ein Markt für die Nahversorgung, Tagesgastronomie und ein Geschäftshotel.
Was Heilbronn und seinen Firmen besonders zu schaffen macht, ist der Verkehr, insbesondere die Staus auf der A6 zwischen Bad Rappenau und dem Weinsberger Kreuz. Geplant war, einen eigenen Autobahnanschluss für die Böllinger Höfe zu schaffen, doch unterschiedliche Wünsche von den Kommunen Heilbronn, Bad Wimpfen und Neckarsulm-Obereisesheim ließen das Projekt bislang scheitern.
Gebaut wird stattdessen die sogenannte Nordumgehung nördlich von Frankenbach und Neckargartach, die für 24 Millionen Euro die Böllinger Höfe mit der B39 nach Walldorf verbinden wird. Die Ausfahrt Obereisesheim wird so wohl auch künftig die einzige Ausfahrt zum Industriepark Böllinger Höfe bleiben.
Die Geschichte des Gewerbeparks Böllinger Höfe ist noch nicht zu Ende. Der gerade prosperierende Heilbronner Raum ist weiterhin gefragt bei Firmen, die sich hier niederlassen wollen. Um ihn noch bekannter zu machen, ist die Stadt mit ihrer Stabsstelle Wirtschaftsförderung auch auf Messen vertreten, wie zuletzt bei der Expo Real in München.
Uwe Deecke