Dienstleistungen: Fokus auf die Kernkompetenz

Die Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Dienstleistungen. Foto: Adobe Stock/Gorodenkoff

Die Dienstleistungswirtschaft hat in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich zur wirtschaftlichen Leistung und Beschäftigung in Baden-Württemberg beigetragen. Die Stärke des Dienstleistungssektors in Heilbronn-Franken liegt in seiner Bandbreite. Doch was sind unternehmensnahe Dienstleistungen überhaupt und wie können Unternehmen von ihnen profitieren?

Arbeitsbereiche auszugliedern, die nicht zur Kernkompetenz gehören, liegt weiterhin im Trend. Vom Handel und Gastgewerbe über beratende Tätigkeiten bis hin zu IT-Dienstleistungen: Der Dienstleistungssektor der Region Heilbronn-Franken ist dabei breit aufgestellt. „Wir leben heute in einer Zeit stetigen Wandels, der Märkte selbst, aber auch der Regelungen, die den Zugang zu diesen Märkten erlauben. Outsourcing von Prozessen stellt sicher, dass Veränderungen von Experten erarbeitet werden, die sich detaillierter damit beschäftigen können. Den Kunden bleibt die Zeit, sich mit den Kernprozessen zu befassen”, erklärt Manfred Schuster, Geschäftsführer der product recon GmbH aus Ilshofen, die unter anderem Beratungen im Bereich Produkt- und Qualitätsmanagement anbietet.

Neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung

Ein Punkt, der in Hinblick auf den Dienstleistungssektor häufig genannt wird. So war das Wachstum an Dienstleistungen in der Vergangenheit vor allem der Ausgliederung von Leistungen, die nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens gehörten, geschuldet. Die technologische Entwicklung und die Digitalisierung schaffen dabei ganz neue Möglichkeiten für die Entwicklung von Dienstleistungen. In den letzten Jahrzehnten rückten vor allem die unternehmensnahen Dienstleistungen – Dienstleistungen, die für andere Unternehmen erbracht werden – in den Fokus des Interesses.

Durch den technologischen Fortschritt entstehen mittlerweile innerhalb kurzer Zeit neue Geschäftsmodelle, Unternehmenskonzepte und -strategien. Das Ergebnis davon sind beispielsweise Apps, Online-Services für Produkte, digitale Analysen des Produktionsprozesses und der Informationsaustausch mit anderen Unternehmen. Diese Entwicklungen bringen Chancen, aber auch Herausforderungen für Unternehmen mit sich. Denn die Digitalisierung ermöglicht es den Dienstleistungsunternehmen, innovativ zu werden und ihre Leistungen noch mehr auf den Kunden abzustimmen.

„Am häufigsten wird Outsourcing mit der Verringerung der Kosten begründet. Das ist mit Sicherheit in vielen Fällen auch so, allerdings sollte der Fokus aus unserer Sicht auf der Steigerung der Qualität der Prozesse gelegt werden. Denn hierdurch gewinnt man jene Zeit, die zur Steigerung der Effizienz und damit zur Kostenminimierung führt”, erklärt Manfred Schuster.

Auch Sven Döding, Geschäftsführer der Mehrwegkonzepte Service GmbH, plädiert dafür, Qualität bei Dienstleistungen in den Fokus zu nehmen. „Wichtig ist der Umgang miteinander, vor allem wenn es bei Projekten Lösungen bedarf, die über den Standard hinausgehen. Der niedrigste Preis sollte nicht unbedingt das entscheidende Kriterium für eine Zusammenarbeit sein. Als Dienstleister von ganzheitlichen Mehrweglösungen ist es für uns von größter Bedeutung, unseren Kunden generell eine hohe Qualität und Zuverlässigkeit bei der Realisierung der Mehrwegherausforderung zu bieten”, sagt Sven Döding.

So legt das Unternehmen aus Bad Mergentheim, das einzelne Bereiche wiederum selbst auslagert, großen Wert auf den Produktionsstandort Deutschland. „Durch das Outsourcing der Produktion sind wir in der Lage, stets kundenorientiert das passende Mehrwegprodukt zu bieten, und realisieren den notwendigen Mehrwegprozess im Handling sowie der professionellen Reinigung für unsere Kunden durch unser eigenes Team”, erklärt der Geschäftsführer.

Business mit Wartungsverträgen

In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt ist es wichtig, die Schnittstelle von Industrie und Dienstleistungen besonders in den Blick zu nehmen. So werden Dienstleistungen von Unternehmen nicht nur ausgelagert. Viele Industrieunternehmen sind auch selbst im Dienstleistungsgeschäft tätig, beispielsweise mit Hilfe von Wartungsverträgen, Sharing-Modellen oder Entwicklungsleistungen. Die Würth-Gruppe bietet hier eine ganze Bandbreite an. Vom Baustellen-Projektmanagement, bei dem Bauunternehmer und Ingenieure mit Beratung, Planung und Logistik unterstützt werden, bis hin zur hauseigenen Akademie: Der Weltmarktführer unterstützt seine Kunden neben seinem Kerngeschäft mit einer großen Anzahl an Dienstleistungsangeboten.

Dienstleistungen und Industrie eng verzahnt

Insgesamt hat die Dienstleistungswirtschaft in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich zur wirtschaftlichen Leistung in Baden-Württemberg beigetragen. Über 6,3 Millionen Menschen sind in der baden-württem-
bergischen Wirtschaft erwerbstätig, davon 4,3 Millionen im Dienstleistungssektor.

Insbesondere bei den freiberuflichen, wissensintensiven und technischen Dienstleistungen liegen im Bundesland die Stärken. Diese hängen im sogenannten Industrie-Dienstleistungsverbund eng mit der Industrie zusammen. Die enge Verzahnung von Industrie und Dienstleistungen gilt ebenfalls als eine Stärke der baden-württembergischen Wirtschaft. 

Teresa Zwirner