Ein Punkt und darüber drei Bögen: erst ein kleiner, dann ein mittlerer und noch ein großer. Das ist das allseits bekannte Symbol für WLAN. Das Problem ist nur, dass es nicht überall zu finden ist. Ein EU-Projekt will dieses beheben – mit 120 Millionen Euro für 6.000 bis 8.000 Gemeinden der Europäischen Union.
Man sollte meinen, im 21. Jahrhundert, in Zeiten der Digitalisierung, künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge sollte es möglich sein, immer und überall kostenlos ins Netz zu können. Schließlich kann man ja auch seine Waschmaschine von unterwegs einschalten und sein Auto selbstständig ein- und ausparken lassen. Doch weit gefehlt. Es gibt noch viel zu tun für Bund, Länder und Kommunen in Sachen freie WLAN-Hotspots, wie die öffentlichen drahtlosen Internetzugangspunkte neumodisch genannt werden. Nun soll dieses Thema auch angepackt werden – um die zahlreichen weißen Flecken auf der WLAN-Karte zu reduzieren.
Ende Mai haben sich Vertreter der EU-Staaten, des Europaparlaments und der EU-Kommission darauf verständigt, dass 120 Millionen Euro bereitgestellt werden sollen, um in 6.000 bis 8.000 Gemeinden der Europäischen Union kostenlose öffentliche Internetzugänge einzurichten. Damit sollen täglich 40 bis 50 Millionen Nutzer ans Internet angebunden werden. Das Projekt heißt „WiFi4EU“. Die Kosten für Ausrüstung und Installation werden übernommen, die Netzanbindung sowie die Instandhaltung der Anlagen für mindestens drei Jahre zahlt die öffentliche Stelle. Städte und Gemeinden können sich für den Zuschlag online bewerben. Bei der Verteilung gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Wie ist nun aber die Region im Bezug auf Gratis-Internetzugang auf öffentlichen Plätzen, in Krankenhäusern, Bibliotheken, Freibädern und Cafés aufgestellt? Ein Blick auf die Kreisstädte etwa zeigt, dass wir gar nicht so schlecht dastehen – ausbaufähig ist das WLAN für alle in Heilbronn-Franken dennoch.
Seit Mitte Mai dieses Jahres gibt es in Künzelsau, der Großen Kreisstadt des Hohenlohekreises, das WLAN-Angebot „KiauNet“. Es kann an den drei Standorten Ganerben-Platz, Biergarten auf dem Wertwiesenplatz und Kocherfreibad genutzt werden. Die technische Grundlage dafür hat das Energieversorgungsunternehmen EnBW mit dem Aufbau seiner modularen Infrastrukturlösung „SM!GHT Air“ geschaffen. Der Begriff, der sich aus den englischen Wörtern smart, city und light zusammensetzt, steht laut Anbieter für die vernetzte Stadt der Zukunft.
Neben Künzelsau hat die EnBW in Öhringen, Niedernhall, Ilshofen und Weikersheim WLAN-Hotspots eingerichtet. „Weitere sind in Weißbach, Forchtenberg, Mulfingen und Waldenburg geplant“, informiert Jörg Busse, Pressesprecher Regionale Kommunikation des Gas- und Stromanbieters.
Auch in Schwäbisch Hall, der Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises, kann man sich bereits seit Januar 2016 kosten- und kabellos mit diversen mobilen Endgeräten ins freie Internet einwählen. Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim hatte im Sinn, mit dem Angebot, das an den sechs Standorten Marktplatz, Neue Straße, Haalplatz/Unterwöhrd, Zentraler Omnibusbahnhof, Gelbinger Gasse, Stadtbibliothek und Haus der Bildung verfügbar ist, vor allem Touristen einen besseren Service zu bieten.
Kooperiert hat die Stadt bei der Bereitstellung mit einem österreichischen Anbieter namens Innerebner. Dieser haftet im Übrigen auch bei Missbrauch des freien WLANs. Doch: „Uns ist nicht bekannt, dass die Zugänge schon einmal illegal benutzt wurden“, sagt Franziska Hof, Pressesprecherin der Stadt Schwäbisch Hall. Vergangenes Jahr hätten sich 18.000 User im Schwäbisch Haller WLAN angemeldet, so Hof. Ein Ausbau auf weitere Standorte, bis auf eine Zone in der Nähe des Rathauses, sei derzeit nicht geplant.
Olga Lechmann