Mit dem Älterwerden ist es so eine Sache. Eigentlich will das keiner von uns so richtig. Sich dagegen wehren ist aber sinnlos. Doch eines können wir machen: uns frühzeitig überlegen, wie unser Lebensabend aussehen soll. Dann lebt es sich schon heute leichter.
Wie wollen wir wohnen, wenn wir 85, 90 oder gar 95 Jahre alt sind? Diese zentrale Frage sollte sich jeder einmal stellen. Die meisten Menschen wünschen sich, in ihren eigenen vier Wänden alt zu werden – und auch zu sterben. Doch das Problem ist, dass nur rund drei Prozent der heutigen Wohnungen altersgerecht und barrierefrei sind. Mit anderen Worten: Wer jetzt nicht handelt und bei jeder anstehenden Renovierung die Frage beantwortet, wie er oder sie im höheren Alter wohnen möchte, wird es schwer haben. Sicher, wen es nicht stört, in den letzten Lebensjahren in einem Zimmer zu leben und den Kontakt mit der Öffentlichkeit aus dem Fenster zu pflegen, der muss nichts tun.
Gedanken machen
Aber alle anderen schon. Denn eines ist klar: Die Menschen in Deutschland waren noch nie zuvor in so großer Zahl so alt wie heute. Die Zahl der Menschen, die 100 Jahre und älter werden, war noch nie so groß. Und Hand aufs Herz: Wie oft wird man auf Feiern zum 80. oder gar 90. Geburtstag, zu Gold- oder diamantenen Hochzeiten eingeladen? Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Durchschnittsalter weiter ansteigt, ist sehr hoch.
Sicher: Wer beschäftigt sich gern mit dem Alter, dem Älterwerden oder gar mit dem Sterben? Es ist menschlich, dass wir das verdrängen – aber auch fahrlässig. Denn parallel dazu verändern sich auch andere Rahmenbedingungen, was viele nicht im Blick haben. So altert zum Beispiel auch die Belegschaft der Bauindustrie. 2014 lag das Durchschnittsalter schon bei 43 Jahren, 2005 waren es noch 40 Jahre. Der Maurer ist zudem nicht mehr der Traumberuf eines jungen Mannes: Wurden 2003 im Hochbau noch
11.600 Menschen ausgebildet, so waren es 2013 nur noch 9.600 Menschen. Woher sollen sie auch kommen? Es werden ja immer weniger Kinder geboren, die im Bauhandwerk arbeiten können.Wer also vorhat, diese Umbauten erst durchzuführen, wenn sie anstehen, zum Beispiel wenn jemand plötzlich auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen ist, der könnte böse aufwachen, wenn er mehrere Monate auf den Handwerker warten muss.
Offene Fragen Regeln
Viele „Kinder“ haben ihre betreuenden Aufgaben der eigenen Eltern oder Schwiegereltern noch selbst übernommen. Doch es stellt sich die Frage: Wo leben diese? Immer mehr Menschen sehen ihre Enkelkinder nur wenige Tage im Jahr, weil sie an ganz anderen Orten, manchmal auch in ganz anderen Ländern groß werden. Familiäre Lebenswirklichkeiten verändern sich nachhaltig und plural. Die Zahl der Geschwister, der Onkel und Tanten, der Cousinen und Cousins, der Nichten und Neffen wird weniger. Also: Wer kümmert sich?
Fazit: Je eher Sie darüber nachdenken, wie Sie im Alter wohnen wollen, umso besser. Ob Sie dann eine Familienlösung anstreben, in einer Seniorenresidenz leben wollen oder ob Sie eine „Alten-WG“ mit anderen gestalten – das bleibt Ihnen überlassen. Nur: Denken Sie jetzt darüber nach. Das Leben fällt leichter, wenn derartige Fragen geregelt sind. Denn: Die Zukunft ist nicht mehr die Verlängerung der Vergangenheit.
Winfried Kösters