„Gas gegeben“ im Glasfaserausbau

2027 ist Gigabitgeschwindigkeit in der Region keine Zukunftsmusik mehr. Foto: Adobe Stock/Gundolf Renze, WHF

In sechs Jahren sollen 100 Prozent der Unternehmen in Heilbronn-Franken ans Glasfasernetz angeschlossen sein. Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken, erklärt, wie ein Zusammenschluss unter dem Namen Gigabit-Region dieses ehrgeizige Ziel erreichen will.

Herr Schumm, bereits 2019 hat die IHK eine Resolution zur Bildung einer Gigabit-Allianz für die Region verabschiedet. Was hat sich seither getan?

Schumm: Die Gesellschafter der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken haben damals den Impuls der Industrie- und Handelskammer aufgenommen, da auf der kommunalen Ebene zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Aktivitäten zum Breitbandausbau stattgefunden haben. Deshalb haben wir umgehend Gespräche gestartet, um die Ziele des weiteren Vorgehens gemeinsam abzustimmen. Die IHK und die WHF-Gesellschafter – also die vier Landkreise, die Stadt Heilbronn, die Handwerkskammer und der Regionalverband – haben daraufhin beschlossen, Anfang Juni 2020 ein freiwilliges EU-weites Markterkundungsverfahren öffentlich auszuschreiben. Rund 50 Unternehmen wurden auf dieses direkt hingewiesen. Die Ausschreibung lief bis August 2020. Das Ergebnis waren sieben Kooperationsangebote – und nun sind wir mittendrin im Interessensbekundungsverfahren mit drei Telekommunikationsanbietern.

Um welche Anbieter handelt es sich?

Schumm: Dazu kann ich keine Auskunft geben, da die Verhandlungen noch laufen und keinesfalls Wettbewerbsvorteile entstehen dürfen. Ich kann nur sagen, dass es ein Meilenstein sein wird, wenn die Gespräche abgeschlossen sind. Bis zum Sommer 2021 soll dann auf Basis einer vereinbarten Interessenbekundung der Kooperationsrahmenvertrag feststehen.

Welche Ziele hat die Gigabit-Region ausformuliert?

Schumm: Wir wollen erreichen, dass bis zum Jahr 2027 100 Prozent der Unternehmen – also aller Unternehmen, nicht nur der in Gewerbegebieten – Zugang zum Höchstgeschwindigkeitsinternet im Gigabit-Bereich auf Glasfaserbasis erhalten. Ebenfalls bis 2027 sollen 60 Prozent der Haushalte versorgt sein, 2032 sogar 95 Prozent. Ergänzend ist bis 2035 ein flächendeckendes 5G-Mobilfunknetz geplant. Voraussetzung für die Zielerreichung ist ein Startschuss in 2021. Allerdings müssen auch die Einwohner beziehungsweise die Unternehmen mitziehen, denn für die Telekommunikationsunternehmen, die ja einen hohen eigenwirtschaftlichen Anteil für den Ausbau leisten, sind Kundenpotenziale essenziell.

Wie hoch sind die bisherigen Investitionen für die Gigabit-Region?

Schumm: Die Partner der Gigabit-Region haben bis dato etwas mehr als 100 000 Euro in die bisherigen Verfahrensschritte investiert – vor allem in Beraterleistungen. Welche Höhe die Summe letztendlich erreicht, hängt davon ab, was zum weiteren Vorgehen entschieden wird.

Hat die Corona-Krise Ihren Zeitplan
eigentlich beeinflusst?

Schumm: Im März 2020 waren wir tatsächlich erst mal kurz in einer Schockstarre. Trotzdem haben wir bei unseren Verfahrensschritten Gas gegeben. Bei einer EU-weiten Ausschreibung müssen schließlich auch Fristen eingehalten werden. Möglicherweise wären wir bereits vier bis sechs Wochen weiter.

 

Zur Person
Andreas Schumm ist Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH mit Sitz in Heilbronn. Der 46-Jährige lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Nordheim im Landkreis Heilbronn.

 

 

 

 

 

 

 

 

Interview: Olga Lechmann