Gehegt und gepflegt

In Zeiten von Fachkräftemangel und Vollbeschäftigung zählt jeder Mitarbeiter. Das haben auch die Firmen in Heilbronn-Franken erkannt. Sie investieren in die Gesundheit ihrer Angestellten und bieten ihnen ganz unterschiedliche Möglichkeiten.

Gesundheit ist in der heutigen Gesellschaft zu einem der Topthemen geworden. Einher geht es vor allem in der Arbeitswelt mit den Schlagwörtern „Demografischer Wandel“, „Arbeit bis 67“ oder auch „Work-Life-Balance“. Gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter stellen die Grundlage in den Firmen dar. Deswegen ist der Aufbau und Erhalt eben dieser Gesundheit mittlerweile eine wichtige Basis für Betriebe geworden.

Herrscht in den Unternehmen ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement vor, kann man die Gesundheit der Mitarbeiter fördern respektive – und das ist vielleicht noch viel wichtiger – erhalten. So entsteht eine Win-win-Situation, denn das bessere Arbeitsklima führt zu höherer Produktivität der Mitarbeiter, was gleichbedeutend mit einer Produktivitäts- sowie Qualitätssteigerung ist. Dass das Thema aktueller denn je ist, zeigen die Gesundheitstage der Heilbronner Stimme, die erst am 7. und 8. Februar stattgefunden haben.

Bereits 2011 hat die Kreissparkasse Heilbronn einen Gesundheitstag ins Leben gerufen. Rund ein Drittel der über 1500 Beschäftigten hat sich an diesem Tag in der Hauptfiliale eingefunden, um sich über verschiedene Gesundheitsangebote zu informieren. Die Intention war damals wie heute dieselbe, wie Vorstandschef Ralf Peter Beitner damals der Heilbronner Stimme sagte: „Uns geht es darum, dass wir gesunde Mitarbeiter haben wollen. Das ist Teil unserer Haltung. Wir sehen unsere Mitarbeiter nicht nur als Arbeitskräfte, sondern als Menschen.“

Der Gesundheitstag war bei der Kreissparkasse bislang eine einmalige Geschichte, soll aber nicht der letzte gewesen sein, wie Maike Daniels, Pressereferentin der Kreissparkasse Heilbronn, sagt. „Bei diesem Gesundheitstag gab es unterschiedliche Angebote, die die Mitarbeiter wahrnehmen konnten – über Rückentests, Lungenfunktionstests bis hin zur Stressbewältigung“, zählt Daniels nur einige Angebote auf. Darüber hinaus haben die Sparkassenmitarbeiter jährlich die Möglichkeit, sich einem Sehtest oder einer Grippeimpfung zu unterziehen. Bei der Kreissparkasse Heilbronn achtet man auf seine Mitarbeiter. „Schon bei meiner Anstellung wurde mir gezeigt, wie hoch mein Stuhl eingestellt und wie mein Monitor ausgerichtet sein muss und wie die Tastatur auf dem Tisch zu liegen hat. Auf die Ergonomie am Arbeitsplatz achtet man bei uns genau“, erinnert sich Daniels selbst.

Beschwerde Nummer eins: Rückenschmerzen

Den Verantwortlichen des Heilbronner Energieversorgers Zeag Energie AG liegt das Wohl der Mitarbeiter ebenfalls sehr am Herzen. Über das bundesweit tätige Portal „machtfit“ haben bereits einige Mitarbeiter den Weg ins Bealance in Öhringen gefunden, wie Inhaberin Beate Dietel bestätigt. Volkskrankheit Nummer eins seien laut Dietel nach wie vor Rückenbeschwerden. „Kräftigen, Mobilisieren, Dehnen. Wenn die Menschen mit Rückenschmerzen regelmäßig zu uns kommen, stellt sich meist nach sechs bis acht Wochen, bei manchen auch früher, eine Besserung ein“, sagt Dietel, die bereits seit rund 20 Jahren in dem Feld betriebliches Gesundheitsmanagement unterwegs ist. Bevor sie ihr Studio eröffnete, war sie in diesem Segment bei der AOK tätig.

Das LWS-Syndrom, im Volksmund der Hexenschuss, ist laut Dietel die verbreitetste Beschwerde, wegen der Kunden sie aufsuchen. Doch nicht nur Haltungsschäden sind es, die die Menschen belasten, immer mehr treten auch psychische Erkrankungen beziehungsweise Belastungen auf. „Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch“, bestätigt Jasmin Hoffmann, BGM-Koordinatorin (Betriebliches Gesundheitsmanagement) bei der AOK. Deswegen arbeitet die Krankenkasse seit Jahren mit verschiedenen Psychologen Hand in Hand. Bei der Gesundheitsaktion „Lebe Balance“ beschäftigt sich die Kasse mit der psychischen Stärkung ausführlich.

Dass der Schuster selbst die schlechtesten Schuhe haben soll, dieses Sprichwort trifft auf die AOK nicht zu. „Ich komme selbst gerade aus einem unserer Rückenstudios“, gibt Hofmann lachend zu Protokoll. „Wir haben auch ein internes BGM, in dem die Mitarbeiter aus einem reichhaltigen Kursangebot auswählen können, bei dem sie von unseren eigenen Sportfachkräften betreut werden“, so die Koordinatorin weiter. Vier solcher Studios gibt es im Raum Hohenlohe, Mitte März wird ein Rückenstudio im Gesundheitszentrum in Schwäbisch Hall eröffnet. Bei speziellen Kursen, die nicht in den hauseigenen Studios angeboten werden, können die Mitarbeiter auf einen der zahlreichen Kooperationspartner ausweichen.

Der Fitness Lifestyle Club in Heilbronn, um nur ein Beispiel zu nennen, hat die betriebliche Gesundheitsförderung bereits fest in seinem Programm aufgenommen. Selbst Betriebsausflüge ins Fitnessstudio sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Insgesamt steige die Zahl der Anfragen der Unternehmen an, die die betriebliche Gesundheitsförderung bei sich integrieren möchten, so Hofmann. Das geht von Firmen mit 50 Mitarbeitern bis hin zu weltweit tätigen Unternehmen, die mehr als 20. 000 Beschäftigte haben. „Da machen wir keinen Unterschied, auch nicht in der Unternehmensbranche“, sagt Hofmann. Vor allem steht der Gesundheitsbericht, der der erste Schritt ist, wenn ein Unternehmen auf die AOK zugeht. Hier wird der Ist-Zustand der Mitarbeiter analysiert, um gezielt auf den etwaigen Krankheitsstand eingehen zu können. „Wir verstehen uns da als Partner und sind auch immer vor Ort bei den Betrieben. Das gehört zu unserer Philosophie“, sagt Hofmann.

Festzuhalten ist, dass die betriebliche Gesundheitsförderung ein fester Bestandteil des Berufslebens geworden ist. Zahlreiche Firmen engagieren sich, bislang (noch) freiwillig, in diesem Segment, zahlreiche Fitnessstudios bieten spezielle Kurse für Firmen an. Der demografische Wandel lässt grüßen.

Timo Lämmerhirt