Geschichte erleben

„800 Jahre Deutscher Orden in (Bad) Mergentheim“: Dieses Jubiläum feiern die Stadt und das Deutschordensmuseum mit einer Fülle von Veranstaltungen für die ganze Familie. Was im Festjahr geplant ist, verrät Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer im Interview.

Welche Veranstaltung sollten Gäste in diesem Jahr unbedingt besuchen?

Maike Trentin-Meyer: Familien empfehle ich, unbedingt den Tag der offenen Tür am 16. Juni im ganzen Schloss zu besuchen. Alle Schloss­bewohner machen anlässlich der Jubiläumsfeier Angebote: nicht nur das Deutschordensmuseum, sondern zum Beispiel auch die Duale Hochschule, die Jugendtechnikschule, die Polizei, das Amtsgericht und sogar das Finanzamt. Außerdem gibt es Bewirtung, Musik und Führungen. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen beim Tag der offenen Tür stehen Angebote für Familien.

Wie wollen Sie Kinder und Jugendliche für die Geschichte des Deutschen Ordens begeistern?

Trentin-Meyer: Neben dem Tag der offenen Tür für Familien ist unbedingt das Angebot zu empfehlen, das der Arbeitskreis Museumspädagogik ausgearbeitet hat. „Von Kreuzfahrern und Krankenpflegern – über den Deutschen Orden“ ist ein attraktiver Workshop für Grundschulklassen. Für weiterführende Klassen heißt es „Der Deutsche Orden in fünf Schritten“ mit vielen Aktionen, die mehr als 825 Jahre Geschichte lebendig werden lassen. Das kirchraumpädagogische Angebot „Von Räumen, Farben und Engeln. Auf Entdeckungstour in der Schlosskirche“ ist in Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde entstanden. Diese kreative „Tour“ ist im Zeitraum vom 8. bis zum 12. Juli von Kindergärten und Grundschulen im Museum zu buchen. Und immer wieder gibt es feste Termine für Kinder, beispielsweise die Osterbackstube „Ostern feiern mit den Deutschordensrittern“, die sich am 13. April ab 14 Uhr mit Festen und Festmählern beim Deutschen Orden befasst und im Café im Schlossgarten mit dem Dekorieren von süßen Osterleckereien ihren Abschluss findet.

Was ist Ihr persönliches Highlight der 800-Jahr-Feier?

Trentin-Meyer: Ich freue mich schon auf die Sonderausstellung „Deutscher Orden im Südwesten“, denn dafür bekommen wir interessante Leihgaben, beispielsweise die Heiligsprechungsurkunde der Heiligen Elisabeth im Original von 1237. Und mein Lieblingsobjekt ist der Kokosnusspokal aus dem

16. Jahrhundert, den uns die Schatzkammer des Deutschen Ordens in Wien zur Verfügung stellt. Hochmeister Johann Eustach von Westernach hatte ihn für seine Residenz Kapfenburg bekommen. Der Deutsche Orden hat das Stadtbild von Bad Mergentheim architektonisch geprägt.

Wie ist sein Wirken heute erfahrbar? Wie lebendig ist der Orden?

Trentin-Meyer: Den Deutschen Orden gibt es heute noch. Im Sommer wurde der neue Hochmeister Frank Bayard, 47 Jahre alt und erst seit dem Jahr 2000 im Deutschen Orden, gewählt. Er steht Priesterbrüdern, Schwestern und Familiaren vor, die in Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien, Slowenien und der Slowakei sozial-­karitativ wirken. In Deutschland gibt es die Deutschordenswerke mit etwa 60 Niederlassungen, die Marktführer im Bereich Suchthilfe sind. In ganz Baden-Württemberg sind heute noch die imponierenden Schlösser und Niederlassungen des Deutschen Ordens zu finden, die an seine Existenz erinnern: Beispielsweise Schloss und Insel Mainau, die Kapfenburg, Schloss und Stadt von Gundelsheim sind ordensgeprägt, Mergentheim war Ordenszentrale von 1525/7 bis 1809. In Bad Mergentheim wirken seit 1946 die Ordensschwestern im Caritas-Krankenhaus äußerst segensreich. Die Familiaren sind in der Komturei Tauber, Neckar, Bodensee organisiert. Sie unterstützen die Anliegen des Deutschen Ordens finanziell und ideell.

Interview: Dirk Täuber

Zur Person
Maike Trentin-Meyer ist Direktorin des Deutschordensmuseums in Bad Mergentheim.

Sonderausstellung
Von Juli 2019 bis Januar 2020 informiert die Sonderausstellung „Deutscher Orden im Südwesten“ über das Wirken des Ordens und seiner Mitglieder in den Balleien (Provinzen) Elsaß-Burgund und Franken, über Adelsgeschlechter, die dem Orden über Jahrhunderte die Treue hielten, über den Deutschen Orden als Bauherr und vieles mehr. Mehr dazu unter www.deutschordensmuseum.de