Zwar nicht repräsentativ, aber dennoch ein Gradmesser für die Stimmung der Unternehmer beim „Gipfeltreffen der Weltmarktführer“ in Schwäbisch Hall: In mehreren Umfragen holten die Moderatoren der Wirtschaftswoche immer wieder Meinungen aus dem Publikum ein – nicht immer votierten die Gäste einheitlich.

Gleich mehrere Blitzumfragen an beiden Konferenztagen des „Gipfeltreffens der Weltmarktführer“, an denen das Publikum entweder per App oder konventionell mit erhobenen Kärtchen über aktuelle Fragen abstimmen konnte, gaben Einblick in die Stimmung unter den Weltmarktführern, Hidden Champions und Unternehmensentscheidern.
Gleich zu Beginn fragten die Moderatorinnen Varinia Bernau und Kristin Rau nach den Themen, die in den vergangenen Wochen medial für Aufmerksamkeit sorgten. Das Ergebnis – wenn auch nicht repräsentativ: Eine Mehrheit der Anwesenden sieht in Elon Musk mittlerweile kein Vorbild mehr. Der hohe Krankenstand in manchen Unternehmen führte zu einem ebenso eindeutigen Votum: Ein großer Teil der Zuhörer sprach sich für die Einführung eines Karenztags aus. Uneinheitlicher waren die Meinungen beim Thema „Diversity“ – die Farben der Abstimmungskärtchen, rot für Zustimmung, schwarz für „Nein“, mischten sich zu etwa gleichen Teilen bei der Frage, ob „Diversity in Unternehmen weg kann“.
Jeder vierte Gipfelteilnehmer glaubt an Wirtschaftswachstum
Klarer waren die Ergebnisse bei den App-Abstimmungen: Für 2025 sieht mehr als die Hälfte der Befragten eine Stagnation der deutschen Wirtschaft voraus. Immerhin rechnen nur 20 Prozent der Gipfel-Gäste mit einem weiteren Rezessionsjahr. Jeder Vierte ist optimistisch und glaubt an Wirtschaftswachstum noch in diesem Jahr.
Sorgenkind am Standort Deutschland bleibt für 43 Prozent der Befragten die überbordende Bürokratie, gefolgt von den Herausforderungen schleppender Digitalisierung mit 21 Prozent Zustimmung. Ausbleibendes Wachstum macht 14 Prozent zu schaffen, wogegen der Fachkräftemangel mit neun Prozent, die Energiekosten mit acht Prozent und die geopolitischen Verwerfungen mit wichtigen Handelspartnern mit vier Prozent als weniger bedenklich eingeschätzt werden.

Auch wenn das Streben nach mehr Nachhaltigkeit medial aktuell etwas in den Hintergrund getreten ist, machen sich die Unternehmer offenbar Sorgen um die Umwelt: 85 Prozent erwarten, dass der politische Kurs von US-Präsident Donald Trump einen Rückschlag für die Nachhaltigkeit bedeutet.
Angesichts der Bundestagswahlen nach der Wahrscheinlichkeit von Koalitionen im Bundestag befragt, tippte ein knappes Drittel der „Weltmarktführer“ – 31 Prozent – auf eine Große Koalition zwischen CDU und SPD, 17 Prozent halten Schwarz-Grün für das wahrscheinlichste Szenario. Genauso viele Befragte glauben an ein Dreierbündnis aus Union, den Sozialdemokraten und der FDP. Von der sogenannten „Kenia-Koalition“ aus CDU, SPD und Grünen gehen 14 Prozent der Gäste aus, neun Prozent sehen eine Chance auf „Jamaika“, einem Bündnis aus Union, FDP und Grünen. Dass die Union gemeinsam mit der AfD Deutschland regieren könnte, glauben acht Prozent der Gipfel-Teilnehmer.
Natalie Kotowski