Größer! Weiter! Besser?

Groß oder klein – was soll es sein? Konzern, Mittelständler oder Zweimannbetrieb? In Heilbronn-Franken gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seine beruflichen Wünsche Realität werden zu lassen. Was aber sind dabei die jeweiligen Vor-, was die Nachteile?

Wo will ich hin, was will ich erreichen und wo werde ich glücklich? Bei der individuellen Karriereplanung stellen sich vor allem junge Menschen solche Fragen. Es gilt auch herauszufinden, ob der Weg in einer großen Firma oder in einem kleinen Familienbetrieb starten soll. Die wirtschaftliche Vielfalt in Heilbronn-Franken ermöglicht beide Laufbahnen.

Der heutige Nachwuchs strebt oft einen Karrierestart in einem größeren Unternehmen an, weil dort das Angebot an Berufsbildern in einem internationalen Arbeitsumfeld vielfältig ist. Ein attraktives Gesamtpaket für Nachwuchskräfte möchte auch der Automobilzulieferer Getrag schnüren. 1200 Mitarbeiter sind derzeit am Hauptsitz in Untergruppenbach aktiv. „Seit über 60 Jahren bilden wir in technischen und kaufmännischen Unternehmensbereichen aus“, betont Marketing-Mitarbeiterin Sarah-Kristin Geyer. Berufliche Chancen ergeben sich unter anderem in „klassischen“ Unternehmensbereichen wie Controlling, Finanzen, Einkauf, Vertrieb oder Human Resources.

Ein großer Bedarf besteht bei Getrag außerdem an Ingenieuren in der Softwareentwicklung, der Elektrotechnik, der Elektronik und im Maschinenbau. „Die Auswahl zukünftiger Mitarbeiter ist auf Zukunftstechnologien wie Hybridgetriebe und eDrive ausgerichtet. Die derzeitige Entwicklung von sämtlichen Technologien trägt dazu bei, dass immer mehr Bedarf an Mitarbeitern mit Software- und Elektronik-Kenntnissen besteht“, bekräftigt Geyer.

Den Arbeitseinstieg bei Getrag schmackhaft machen sollen auch duale Studienmodelle: der Auotomobilzulieferer kooperiert sowohl mit der DHBW Stuttgart, mit der DHBW Mosbach sowie der Hochschule Heilbronn. „Ganz klassisch kann man bei uns auch ein Praktikum absolvieren, eine Abschlussarbeit schreiben oder durch eine Werkstudententätigkeit erste Kontakte im Unternehmen knüpfen“, ergänzt Geyer.

Vom Praktikanten zum Senior Manager – dieser Karriereweg sei bei Getrag keine Seltenheit. Karrieremöglichkeiten in der Führungs- oder Fachlaufbahn werden im Unternehmen durch einen fest installierten Personalentwicklungsprozess begleitet. „Bei uns kann man noch richtig Ingenieur sein“, sagt die Marketing-Mitarbeiterin schmunzelnd. Von der Konzeption über Design, Prototypenbau, Testphase und Fahrzeugintegration bis hin zur Großserienfertigung erhält der Ingenieursnachwuchs einen übergreifenden Einblick. Getrag will ein familiäres Betriebsklima und die Vorteile eines globalen Konzerns verbinden. „Man kennt sich, man grüßt sich, man steht in den Kaffeepausen zusammen und tauscht sich aus. Es herrscht bei uns ein besonderer Spirit, der uns von anderen Unternehmen ähnlicher Größe abhebt“, ist Geyer überzeugt.

Mit einem familiären Arbeitsklima beim Ringen um Arbeitskräfte auftrumpfen wollen auch die zahlreichen Handwerksbetriebe in Heilbronn-Franken. Das gemeinsame Frühstück morgens um neun Uhr mit der gesamten Belegschaft ist beispielsweise für Peter Eisenmann von der Horse Gear Innovations KG ein festes Ritual. „Hier ist keiner ein anonymes Rädchen im Getriebe“, sagt der Geschäftsführer. Rund zehn Mitarbeiter sind bei dem gelernten Ledertechniker beschäftigt.

Obwohl die Mitarbeiterzahl und das Firmengelände sehr überschaubar sind, ist der Produktkatalog erstaunlich dick: Das Unternehmen stellt Leder-erzeugnisse für den Pferde- und Bogensport her und erledigt auch Auftragsarbeiten in der Automobilbranche. Ein Blick auf das namhafte Kundenspektrum und moderne Nähmaschinen in der Werkhalle belegen, dass die Internationalisierung auch bei den kleinen Handwerksbetrieben in der Region längst angekommen ist. „Junge Menschen können bei uns zwar nicht das ganz große Geld verdienen, aber sie haben einen sicheren Arbeitsplatz und können bei spannenden Kundenprojekten mitwirken“, betont Eisenmann. Auch Quereinsteiger finden im traditionsreichen Handwerk eine alternative Nische vor: So waren einige Mitarbeiterinnen vorher in der Zahntechnik-Branche zu Hause, bevor sie zu Horse Gear wechselten.

Das Unternehmen bietet regelmäßig Ausbildungsplätze zum Sattler an. „Das Schöne am Handwerksberuf ist, dass das kreative Ergebnis der Arbeit sofort sichtbar wird“, ergänzt der Lederspezialist. Beim Nachwuchs will der kleine Handwerksbetrieb neben einem familiären Betriebsklima und kurzen Arbeitswegen mit einem abwechslungsreichen Aufgabengebiet punkten. „Unser Azubi besucht Pferdehöfe im Umkreis von 200 Kilometern und fertigt auch schon mal Futterale für namhafte Automarken wie Porsche“, betont Eisenmann. Ebenfalls viel zu tun gibt es, wenn qualitativ hochwertige Sattel für internationale Reitturniere rechtzeitig fertig werden müssen. Die Produkte des Kleinbetriebs inmitten einer Wohnsiedlung der Gemeinde Rosengarten waren sogar schon im Kino zu sehen: Der Pfeile-Köcher von Legolas in dem Fantasy-Epos „Herr der Ringe“ trägt das Gütesiegel „Made in Hohenlohe“.

Andreas Scholz