„Hier oben ist jeder gleich“

Die Löwensteiner Platte ist weit über das Heilbronner Land hinaus als Motorradtreff bekannt. Ebenso bekannt ist der kleine Kiosk, der die Besucher auf der Aussichtsplattform mit Essen und Trinken versorgt. Seit 2010 führt Sina Fierling den kleinen Imbiss.

Das Auto hat zu kämpfen mit dem Aufstieg auf der B39 Richtung Wüstenrot. Nach einer steilen Haarnadelkurve oberhalb von Löwenstein geht es links auf einen Parkplatz. Das ist sie also, die berühmte „Platte“– einer der bekanntesten Motorradtreffs in Süddeutschland. Am Wochenende tummeln sich hier hunderte Fahrer mit ihren Zweirädern.

Heute geht es etwas ruhiger zu. Es ist ein eher kühl beginnender Sommertag, der noch unter der Nässe vom Nachtregen leidet. Dennoch haben sich bereits einige Kraftfahrer auf dem Plateau eingefunden. Sie sitzen auf den Bänken, genießen den schönen Ausblick, trinken ihren Kaffee und unterhalten sich munter. Für ihr leibliches Wohl sorgt ein alter blau-weißer Hanomag, aus dem unter anderem Würstchen, Kaffee und Getränke verkauft werden.

Hinter der Theke steht Sina Fierling. Im Jahr 2010 hat sie den Betrieb von ihren Eltern übernommen, die selbst 30 Jahre lang die „Platte“ bewirtet haben. „Natürlich habe ich auch das Herzblut übernommen“, erzählt sie. Schon als Kind war sie oft im Kiosk ihrer Eltern und hat dort Eis verkauft. Dass ihr Herz in der Sache steckt, sieht man ihr deutlich an. Obwohl sie täglich von März bis Ende November auf der Platte ist, eine Crew mit zwei Festangestellten und Aushilfen betreut und der Imbiss täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet hat, begrüßt sie jeden einzelnen Gast mit einem freundlichen Lächeln, hält ein kurzes Schwätzchen und versorgt ihn mit Essen und Trinken. „Es ist wie eine große Familie hier. Die Menschen sind es einfach wert“, antwortet die Kioskbetreiberin auf die Frage, woher sie die Leidenschaft dafür nehme.

Es gibt Stammkunden, die kommen seit 20 bis 30 Jahren hoch auf den Parkplatz. Aber was lockt die Besucher immer wieder an diesen Ort? „Hier oben ist jeder gleich“, meint die blonde Frau. Es komme nicht auf den Beruf oder den eigenen Wohlstand an. Auf der Platte sei man per Du und treffe sich für Gespräche rund um das Zweirad und darüber hinaus. Alles sei ein wenig lockerer und die Leute würden sich auch mal Zeit nehmen.

Kuriositäten sind unter dem ganzen Trubel nicht ausgeschlossen: Einmal ist ein Reiter mit seinem Pferd zum Kiosk geritten. „So war auch mal das eine PS zu Gast bei uns“, erzählt Fierling lachend. Die tägliche Arbeit auf der Platte sei eben etwas ganz Besonderes.

Alexander Liedtke