Hilfe für Flüchtlingskinder

Der Heilbronner Kinderarzt Ulrich Stechele versorgt junge Flüchtlinge in ihren Unterkünften ehrenamtlich.

Oft wird Dr. Hans Ulrich Stechele bei seiner Arbeit große Dankbarkeit entgegengebracht. Aber das ist nicht nur in seiner Praxis in Heilbronn der Fall. Gemeinsam mit weiteren Kinder- und Jugendärzten sowie mit Mitarbeitern der Gesundheits- und Sozialämter hat er dieses Projekt ins Leben gerufen.

Die steigende Anzahl der Flüchtlingskinder war in seiner Praxis kaum noch im Alltag zu bewältigen. Deswegen kommen die Ärzte jetzt zu ihnen. „Es finden jeden Monat zwei bis drei Einsätze statt. Das hängt davon ab, wie viele neue Kinder in der Region ankommen“, erklärt Stechele. Bei ihren Besuchen in den Flüchtlingsunterkünften handelt sich vor allem um Anamnesegespräche. Sind die Kinder geimpft? Gibt es Nachweise? „Mit diesen Befragungen erleichtern wir unseren Kollegen in den Praxen die Arbeit“, sagt der Kinderarzt.

Allerdings geht Stechele davon aus, dass er und seine Kollegen bei den Besuchen bald auch vermehrt medizinisch tätig werden müssen. „Weil die Menge an Flüchtlingen eine geregelte medizinische Versorgung in den Arztpraxen bald nicht mehr möglich macht“, erklärt er. Die Kosten aller notwendigen Behandlungen und Impfungen werden von den jeweiligen Kommunen übernommen. Die Arbeit der Ärzte vor Ort ist ehrenamtlich.

Teilweise seien die Kinder, die er ehrenamtlich behandelt, stark von der langen Flucht gezeichnet. „Die langfristigen Auswirkungen auf die Psyche der Kinder werden wir erst in den nächsten Monaten und Jahren sehen“, sorgt sich Stechele.

Wenn die Patienten Vertrauen gefasst haben, erzählen sie ihm und seinen Kollegen von sich: „Das sind oft bewegende Geschichten und schreckliche Schicksale.“ Dank Dolmetschern klappt die Verständigung zwischen den kleinen Patienten und den Ärzten gut. Aber es gebe für ihn und das gesamte Team auch immer wieder einen Grund zur Freude: „Mit Kinder gibt es sowieso immer etwas zu lachen. Das hilft.“

Stechele hoffe, dass er und seine Kollegen das Angebot noch lange aufrechterhalten können. Im besten Fall bekommen sie sogar noch mehr Unterstützung. Der Berufsverband Kinder- und Jugendärzte will das Angebot jetzt landes- und sogar bundesweit koordinieren.

Anja Gladisch