„Ich bin sehr zuversichtlich“

20-Jahr-Feier der Bürgerinitiative im Carmen Würth Forum 2017: Die Gründungsväter des Vereins Frank Stroh und Reinhold Würth mit Jochen K. Kübler (v. l.). Foto: pro Region

Zehn Jahre lang war Jochen K. Kübler Vorstandsvorsitzender der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken. Er hat sich dafür stark gemacht, dass die Region eine der Besten ist und bleibt. Im Interview lässt er wichtige Entwicklungen und Ereignisse Revue passieren.

Sie hatten zehn Jahre lang den Vorsitz der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken inne. Wieso sind Sie Ende 2020 nicht erneut angetreten?

Jochen K. Kübler: Ganz einfach: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Ich habe dieses Amt gerne und mit großem Engagement zehn Jahre lang bekleidet, aber irgendwann ist es Zeit für einen Wechsel und einen geordneten Übergang. Und dieser ist uns mit meiner Nachfolgerin Friedlinde Gurr-Hirsch gut gelungen, wie ich finde.

Wie hat sich die Bürgerinitiative in den letzten zehn Jahren für die Entwicklung der Region eingesetzt?

Kübler: Die Bürgerinitiative pro Region hat in verschiedenen Themenbereichen, sei es demografischer Wandel, sei es Tourismus, immer versucht, die Zusammenarbeit der vier Landkreise und des Stadtkreises zu unterstützen und auch einzufordern. Ich glaube, dass unsere Bemühungen mit dazu beigetragen haben, dass man die Vorteile einer engeren Zusammenarbeit erkannt hat. Und das ist gut so. Die neueste Initiative, die wir angeregt haben, betrifft die Transformation in der Automobilindustrie, an der in der Region eine Vielzahl von Arbeitsplätzen hängt. Unter der Federführung von Steffen Hertwig, Oberbürgermeister von Neckarsulm, und Rudolf Luz, zweiter Vorsitzender von pro Region, sowie unter Beteiligung der Gewerkschaften, der Kammern, der Arbeitsagenturen und weiterer Akteure soll dieses Gemeinschaftsprojekt Anregungen und Hilfestellung für kleinere Betriebe aus der Zulieferindustrie geben, um sie beim Strukturwandel zu unterstützen. Die großen Unternehmen schaffen das aus eigener Kraft. Aber ohne die vielen Kleinen können auch die Großen nicht existieren und gedeihen.

Und wo steht aus Ihrer Sicht die Region Heilbronn-Franken jetzt?

Kübler: Die Region ist bei der Kreisreform 1973 auf dem Reißbrett entstanden. Mit vier Landkreisen und einem Stadtkreis ist sie sehr heterogen, aber das macht aus meiner Sicht auch ihren besonderen Reiz aus. Hier gibt es die unterschiedlichsten Mentalitäten und Landsmannschaften: Badener, Schwaben, Hohenloher, Tauberfranken und natürlich auch viele Zugezogene. Und doch habe ich den Eindruck, dass die Region enger zusammengewachsen ist. Ich glaube auch, dass sie wesentlich stabiler aufgestellt ist, als zur Zeit ihrer „Gründung“. Unsere Region hat mit all ihren Facetten eine sehr gute Zukunft. Wenn wir sehen, wie gut die Menschen und Betriebe der Region bisher die Corona-Krise bewältigt haben, dann blicke ich sehr zuversichtlich und positiv in die Zukunft.

Welche wirtschaftlichen Entwicklungen waren aus Ihrer Sicht bedeutsam?

Kübler: Die Unternehmen in unserer Region haben in den vergangenen Jahren überwiegend und in hohem Maße ihre Stammsitze vergrößert und erweitert. Abwanderungen oder Zusammenschlüsse an anderen Standorten haben nur in kleinerem Maße stattgefunden. Die Mehrheit ist Heilbronn-­Franken treu geblieben und das ist ein Erfolg der gesamten Region. Dadurch haben wir hier viele attraktive Arbeitsplätze und eine relativ niedrige Arbeitslosenquote. Die Verbundenheit der Unternehmen mit der Region zeigt auch, dass Infrastruktur und Verkehrsverbindungen stimmen.

Gab es Ereignisse in den vergangenen Jahren, die Sie als besonders prägend für die Region in Erinnerung haben?

Kübler: Die Landesgartenschau 2016 in Öhringen und die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn haben die Menschen aus Heilbronn-Franken, aus Baden-Württemberg, aus ganz Deutschland und den angrenzenden europäischen Staaten angelockt. Sie haben unsere schöne Region weit über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht und haben aus meiner Sicht auch zum Zusammenhalt in der Region beigetragen, weil sich dort viele Menschen begegnen konnten. Auch die Regionaltage, die wir als Bürgerinitiative jährlich veranstalten, haben sich zu Besuchermagneten entwickelt, die Menschen aus der gesamten Region zusammenbringen. Darüber hinaus hat es in den vergangenen Jahren viele herausragende Entwicklungen in der Region gegeben, beispielsweise die Entstehung des Bildungscampus in Heilbronn oder der Bau des Carmen Würth Forums, das unsere Kulturlandschaft bereichert. Diese und weitere Beispiele aus Bildung und Kultur zeigen, dass die Förderer und Mäzene, die hier viel Geld zur Verfügung gestellt haben, sich absolut mit der Region identifizieren.

Was waren ihre persönlichen Highlights in den vergangenen zehn Jahren?

Kübler: Ich habe ein ganz persönliches Highlight aus dieser Zeit: den Regionaltag in Wertheim. Die Gäste saßen auf einer Terrasse am Ufer der Tauber und das Podium für Musik und für die Redner schwamm auf einer Art Floss auf dem Fluss. Das war eine so herausragende Kulisse und insgesamt eine tolle Veranstaltung in Wertheim, dass sie mir in besonderer Erinnerung blieb. Herausragend fand ich auch den Festakt anlässlich unseres 20-jährigen Bestehens im Carmen Würth Forum in Künzelsau-Gaisbach. Dabei fand eine Podiumsdiskussion mit den Landräten und dem Heilbronner Oberbürgermeister zum Thema „Wo steht die Region?“ statt. Die Bewertungen waren sehr positiv und ich war auch sehr angetan über die positive Einstellung, die unserem Verein entgegenbracht wird.

Was wünschen Sie sich für 2021?

Kübler: Ich wünsche mir, das wir sehr zügig und verantwortungsbewusst die Corona-Pandemie bewältigen. Vor allem wünsche ich mir, dass wieder mehr Kontakte unter den Menschen möglich werden, denn diese werden besonders stark vermisst und sind wichtig für das Wir-Gefühl in der Region. Persönlich erhoffe ich mir, dass im zweiten Halbjahr 2021 Reisen wieder ohne Hindernisse möglich sein werden, denn ich reise gern und viel.

Was erhoffen Sie sich für die Region?

Kübler: Ich erhoffe mir für Heilbronn-­Franken, dass wir durch Zusammenarbeit die gesamte Region noch weiter voranbringen und bereit sind, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Ein gemeinsames Engagement für die Region gereicht allen zum Vorteil.

Interview: Dirk Täuber