Der Innovationsmanager

Bei Kaufland werden Systeme und Prozesse ständig an die aktuellen Anforderungen angepasst. Foto: Kaufland

Der Wunsch nach Innovation treibt Wirtschaft und Wissenschaft an. Aus diesem Grund suchen immer mehr Firmen nach gut ausgebildeten Innovationsmanagern. Doch was genau macht so jemand konkret – und wie bringt er Unternehmen in Heilbronn voran?

Innovationen sind ein Bündnis mit der Zukunft“, sagt Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger. Der Chemiker ist für seine Forschungen bekannt – und  für seine Aphorismen. Sein Anliegen ist es seit jeher, das Innovationsklima in Deutschland zu verbessern.

Gerade im digitalen Wandel sind Innovationen gefragter denn je. Um die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern, müssen neue Ideen umgesetzt werden. Genau hier setzt der Innovationsmanager an, den immer mehr Unternehmen beschäftigen.

Die Aufgabe des Innovationsmanagers ist es, auf die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle einer neuen Idee zu achten und gleichzeitig für deren Umsetzung in ein erfolgreiches Produkt oder in eine Dienstleistung zu sorgen. Je nach Ausrichtung des Unternehmens können die Anforderungen an einen Innovationsmanager dabei variieren.

„Handel ist Wandel – und so unterliegen auch unsere Systeme und Prozesse ständigen Veränderungen”, erklärt beispielsweise Alisa Götzinger aus der Unternehmenskommunikation bei Kaufland. „Die flexible Anpassung unserer Systeme und Prozesse an sich verändernde Gegebenheiten wie neue Digitalisierungs- oder Optimierungsmöglichkeiten ist daher zwingend erforderlich. Um diese Neuerungen fachgerecht zu begleiten, stellen wir einen Innovationsmanager bzw. Projektmanager für kaufmännische Verwaltung in Heilbronn ein.”

Auch die Handwerkskammer Heilbronn-Franken setzt schon lange auf einen Innovationsmanager. „In der Technologieentwicklung liegt Baden-Württemberg vorne. Dennoch ist es insbesondere für die kleinen Handwerksbetriebe meist schwierig, aktiv am Innovationsprozess teilzuhaben. Deshalb hat sich das Handwerk der Region mit dem Bildungs- und Technologiezentrum bereits zur Jahrtausendwende entschieden, eine Technologietransferstelle als erste Anlaufstelle für seine Handwerksbetriebe einzurichten”, sagt Johannes Richter, BTZ-Leiter der Handwerkskammer Heilbronn-Franken.

Doch was muss ein Innovationsmanager mitbringen, um Unternehmen bestmöglich unterstützen zu können? Als Voraussetzungen werden oft ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung genannt. Vor allem Bewerber aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften, -informatik oder -ingenieurwissenschaften sowie ein Studium mit dem Fokus auf die Digitalisierung sind gefragt. Alternativ kann auch ein vergleichbarer Abschluss mit technischen und betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten ausreichen.

Über die Disziplin hinaus denken

„Innovationsmanager bei Kaufland bringen ein abgeschlossenes Studium mit, idealerweise mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaft oder Wirtschaftsinformatik. Sie haben Erfahrung in der Konzeption und Durchführung von Prozess- und Systemveränderungen sowie Kenntnisse in den Bereichen SAP und Rechnungswesen. Zudem haben sie ein breites Gesamtverständnis der kaufmännischen Funktionen, sind IT-affin und arbeiten proaktiv, strukturiert, analytisch und selbstständig”, sagt Alisa Götzinger. Vor allem aber sollte ein Innovationsmanager über seine Disziplin hinaus denken können, denn das Innovationsmanagement innerhalb eines Unternehmens ist oft abteilungsübergreifend angesiedelt.

Hierzu ist es sinnvoll, eine Stabsstelle einzurichten, die alle Bereiche betrifft. „Als Innovationsmanager begleiten unsere Mitarbeiter Innovationen im internationalen Umfeld gemeinsam mit unseren Kollegen aus den Landesgesellschaften. Dabei wirken sie aktiv an der Einführung und Veränderung von Prozessen und Systemen mit”, erklärt Alisa Götzinger von Kaufland.

Bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken transportiert der Innovationsmanager dagegen vor allem technologisches Wissen. So sorge er beispielsweise dafür, dass Wissen aus Forschungsabteilungen der Hersteller, Institute und Hochschulen wie der Hochschule Heilbronn möglichst vor der Markteinführung von Technologien und Produkten in Form von Wissenstransfer den Handwerksbetrieben zur Verfügung steht. „Denn die Handwerksbetriebe sind es, die bei der Markteinführung die Produkte installieren, warten und reparieren. Dieser Vorsprung ist relevant für den Erfolg der Technologie und des Produkts“, betont Johannes Richter. In der Region liege der Schwerpunkt aktuell im Bereich Digitalisierung sowie der regenerativen Energieanwendung und Ladeinfrastruktur der E-Mobilität. Sicht-
bares Zeichen der Photovoltaik im Bildungs- und Technologiezentrum sei laut Johannes Richter beispielsweise der 2001 in Kooperation mit der Adolf Würth GmbH & Co. KG in Betrieb gegangene Würth-Solarturm.

Innovationsmanager übernehmen somit in Heilbronner Unternehmen große Verantwortung. Daher ist es nur logisch, dass auch das Studiengangs- und Weiterbildungsangebot in der Region wächst. So bildet der Master in Entrepreneurship an der Hochschule Heilbronn nicht nur eigene Unternehmensgründer und -gründerinnen aus, sondern auch Innovationsexperten. Der Master „Management and Innovation” der Technischen Universität München, der auch am Campus Heilbronn Kurse beinhaltet, lehrt Studierende ebenfalls, was Innovationsmanagement bedeutet. In den Seminaren wird unter anderem gezeigt, wie Innovationsprozesse in Unternehmen und Organisationen zu bewerten, zu implementieren und voranzutreiben sind. Auch zahlreiche zertifizierte Weiterbildungsangebote und Kurse in Heilbronn bieten Arbeitnehmern und Studierenden die Möglichkeit, sich im Bereich Innovationsmanagement fortzubilden.

Der Druck für Unternehmen, sich selbst, die eigenen Produkte sowie das eigene Geschäftsmodell zu überdenken und anzupassen, ist in der Wirtschaft spürbar gestiegen. Innovationen gelten dabei als unverzichtbares Element, um sich für die Zukunft erfolgreich aufzustellen. Denn die Entwicklung neuer Lösungen und Business-
Modelle in Zeiten digitaler Transformation sichert Wettbewerbsfähigkeit und garantiert profitables, langfristiges Wachstum.

Ziele klar definieren

„Ein Innovationsmanager hilft dem Unternehmen, sich auf die Zukunft vorzubereiten, was das Wachstum des Unternehmens fördert. Zur Bewertung der langfristigen Unternehmensstrategie gehört es, über den Tellerrand des Unternehmens hinauszuschauen und externe Faktoren zu beobachten, die sich auf die Entwicklung des Unternehmens auswirken könnten, zum Beispiel Nachhaltigkeit, staatliche Regularien und technologische Trends”, erklärt Brenna Jefferies, Communications Manager bei Recaro Aircraft Seating. Wichtig dabei ist jedoch die Ausrichtung des Unternehmens. Klar definierte Ziele und Vorstellungen helfen dabei, dass geplante Innovationen am Ende auch zielführend umgesetzt werden können.

So setzt die Stadt Heilbronn beispielsweise auf ein anderes Modell. Dort ist das Thema Innovation direkt bei den Führungskräften der Ämter verankert. „Für übergeordnete Themen gibt es Stabsstellen, die sich als Querschnittsbereiche unter Einbeziehung der Fachämter mit Fragen der Stadtentwicklung oder der Digitalisierung beschäftigen. Dadurch vermeiden wir Doppelstrukturen, nutzen das Knowhow der Basis und binden dabei die Zielsetzung der Verwaltungsspitze eng ein”, heißt es aus der Stadtverwaltung. Und auch die Kreissparkasse Heilbronn siedelt das Innovationsmanagement übergeordnet an. „Innovationsmanagement ist für uns eine geschäftspolitische Grundorientierung, die in unserem Haus übergreifend gelebt wird und nicht einer
spezifischen Organisationseinheit zugeordnet ist”, erklärt Pressesprecher Joachim Schmutz.

 Teresa Zwirner

 

Innovationsmanagement: Die Basics

  • Mitarbeiter sollten ermutigt werden, neue Ideen einzubringen.
  • Eine gute Fehlerkultur und die Möglichkeit, aus diesen zu lernen, bilden die Basis für erfolgreiche Innovationen.
  • Ein Team mit unterschiedlichen Stärken und Meinungen hilft, erfolgreiche Ideen zu entwickeln.
  • Ein ganzheitlicher Ansatz ist ebenso notwendig wie das Bewusstsein dafür, dass Veränderungen gut und notwendig sind.
  • Externer Austausch stärkt die fachliche Expertise.