Im Umbruch

In Zeiten von Globalisierung und technischem Fortschritt stellen Industrieunternehmen ihre Geschäftsfelder regelmäßig auf den Prüfstand, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Bei der Bosch-Gruppe ist das nicht anders. Die aktuellen Verkaufspläne für die Verpackungstechniksparte beschäftigen auch die Mitarbeiter am Standort in Crailsheim.

Die Ankündigung der Bosch-Gruppe, das Geschäft mit Verpackungsmaschinen an einen geeigneten Investor zu verkaufen, ist am Standort in Crailsheim seit Wochen das Gesprächsthema Nummer eins. Mit rund 1100 Mitarbeitern ist Crailsheim einer der größten und bedeutendsten Standorte für Bosch Packaging Technology. In der Blaufelder Straße arbeiten Entwickler im Produktbereich Pharma mit Hochdruck an innovativen Verpackungslösungen.

Dass die Pläne für den Verkauf der Verpackungstechniksparte unter den Mitarbeitern heiß diskutiert werden, kann Christine Giek, Pressesprecherin bei Bosch Packaging Technology, verstehen. „Die Mitarbeiter reagieren auf diese Pläne wie üblich recht unterschiedlich. Die einen betrachten das Glas eher als halbvoll, die anderen als halbleer“, erklärt sie.

Die Mitarbeiter sollen aber nicht im Regen stehen gelassen werden: Die Verantwortlichen bei Bosch Packaging Technology fördern daher den Dialog mit den Mitarbeitern. „Mitarbeiter können sich über die Verkaufsabsicht im Bosch-Intranet informieren und über eine extra eingerichtete E-Mail-Adresse auch Fragen schriftlich an das Management senden“, betont Giek. Im Juli fand zudem bereits eine Informationsveranstaltung nach Bekanntgabe des geplanten Verkaufs mit der Managementspitze statt. Nach den Sommerferien sind zusätzliche Veranstaltungen geplant, um intern über weitere Fortschritte des Projektes zu informieren.

Keine Synergien ergeben

Auch warum sich die Bosch-Gruppe überhaupt für den Verkauf der Sparte entschieden hat, wird für die Belegschaft transparent aufgezeigt. „Durch die Fokussierung der Bosch-Gruppe auf die erforderliche Transformation hin zu einem führenden Unternehmen rund ums Internet der Dinge haben sich innerhalb von Bosch keine unternehmerischen und technologischen Synergien ergeben, die ausreichende Perspektiven für die Zukunft der Verpackungstechnik bieten. Hinzu kommt, dass die Verpackungstechnik bei Bosch nicht zum Kerngeschäft gehört“, heißt es in der entsprechenden Bosch-Mitteilung vom Juli.

Der Standort in Crailsheim bewege sich zudem in einem spezialisierten Bereich der Verpackungsindustrie und einem Wettbewerbsumfeld, in dem die mittelständischen Mitbewerber signifikante Strukturvorteile hätten. Bei Bosch geht man außerdem davon aus, dass die Verpackungstechnik eine andere Aufstellung benötigt, um flexibler auf die spezifischen Anforderungen des Marktes für den Sondermaschinenbau reagieren zu können.

Auch wenn bei einem möglichen Verkauf an einen neuen Eigentümer der Name Bosch am Standort in Crailsheim automatisch in den Hintergrund treten wird, sollen stabile Perspektiven für die derzeitige Stammbelegschaft erhalten bleiben. Ziel des Verkaufsprozesses sei es nicht, Arbeitsplätze abzubauen, sondern das Geschäft mit einem guten Käufer in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, meldet der Technologiekonzern.

Was die Mitarbeiter in Crailsheim ebenfalls beruhigen soll, ist die strategische und zukunftsorientierte Suche nach einem neuen Investor, die keinem Schnellschuss unterliegen wird. „Bosch sucht einen Käufer mit einem klaren industriellen und glaubwürdigen Konzept, der das Geschäft mit Technik rund um Verpackungslösungen nachhaltig stärken kann“, heißt es weiter.

Andreas Scholz