Immer auf den Bauch hören

Dokumentation und Kommunikation gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des Arbeitslebens von Stephanie Sandel. Sie ist Krankenschwester.

 

„Guten Morgen Herr Müller“, sagt Stephanie Sandel, als sie das Patientenzimmer betritt. Drei Tage nach der Hüft-OP will sie Vitalzeichen wie Blutdruck und Temperatur messen und seine generelle Befindlichkeit abfragen. Es ist mitten am Vormittag, mitten in der Schicht der Stationsleiterin. Als sie an diesem Morgen das Krankenhaus betritt, überprüft sie zuerst, ob alle Mitarbeiter da sind. Falls nicht und Not am Mann ist, versucht sie, Ersatz zu organisieren. Immerhin sind 37 Betten zu betreuen. Die Menschen sind über die Jahre pflegebedürftiger, da älter geworden. „Wir haben viele geriatrische Patienten, die hier stationäre Reha machen.“ Neben der mangelnden Beweglichkeit müssen die Pfleger auch oft mit dem Thema Demenz umgehen. Umso wichtiger ist das Entlassungsmanagement, das quasi bereits am Tag der Aufnahme beginnt. „Es geht darum, was braucht der Patient, wenn er hier raus geht: Kann er allein nach Hause? Welche Rehamaßnahmen sind notwendig?“, zählt Sandel auf. Der zweite Blick gilt dem OP-Plan. Die Frühschicht hat die ersten Fälle bereits vorbereitet. Insgesamt werden heute sechs Patienten operiert und jeder hat seine eigene Checkliste: Sind alle Daten korrekt? Unterlagen komplett? Labor- und Röntgenergebnisse vorhanden? Einwilligung unterschrieben? Erst dann kann es losgehen. Gegen acht Uhr wird das Frühstück verteilt. Das heißt nicht nur abstellen und einsammeln, sondern auch helfen und motivieren – Krankenbeobachtung ist wichtig. „Wir sind einfach wesentlich länger an ihnen dran, weswegen auch immer jemand von uns bei der Visite mit den Ärzten dabei ist.“

Herr Müllers Blutdruck ist zu hoch, das kann aber auch an den Gehübungen vor ein paar Minuten liegen. Sandel wird ihn deswegen nochmals überprüfen. All das wandert später in die Akte des Patienten. „Dokumentation ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.“ Immer wieder klingelt das Telefon. Einen schlechten Tag kann sich Sandel nicht leisten. Ständig hat sie mehrere Sachen gleichzeitig im Kopf, muss Dienstpläne organisieren, Abläufe optimieren und vor allem auch mit den anderen Beteiligten kommunizieren, um das beste Ergebnis für den Patienten zu erzielen. „Empathie ist wichtig, man lernt, auf sein Bauchgefühl zu hören.“ Und das hatte mal wieder recht: Herrn Müllers Blutdruck ist wieder fast auf Normalniveau.

Stefanie Pfäffle    

Zur Person:
Stephanie Sandel arbeitet als Stationsleiterin der Orthopädie und Unfallchirurgie am SLK-Klinikum Am Plattenwald in Bad Friedrichshall. Sie ist seit 1997 Gesundheits- und Krankenpfleger. Sandel ist 35 Jahre alt.