Warenströme lenken, Lieferungen just-in-time planen, Lagerflächen verwalten: Ohne umfangreiche IT-Unterstützung ist moderne Logistik und Spedition nicht denkbar. Die digitale Transformation ist hier längst Realität und schreitet kontinuierlich voran.
Barcodes, RFID-Tags, Track-and-Trace-Lösungen und Telematiksysteme erleichtern bereits seit Jahren die Arbeit von Spediteuren, Logistikern und Disponenten. Waren werden gescannt, die zugehörigen Aufträge im System gespeichert und alle an der Lieferkette beteiligten Akteure wissen stets Bescheid, wo sich die Güter derzeit befinden und welchen Status die Lieferaufträge haben.
„Digitale Tools erleichtern die tägliche Arbeit enorm“, sagt Julia Schmitt, die als Junior Manager Logistik in vierter Generation im Familienunternehmen Schmitt Logistik mit Hauptsitz in Vellberg arbeitet. „Selbstverständlich geht es ohne unsere manuellen Kernprozesse nicht. Diese sind nach wie vor extrem wichtig. Aber Digitalisierung hilft uns dabei, Prozesse zu verschlanken, die Mitarbeiter zu unterstützen und vor allem Transparenz für die Kunden zu schaffen.“ Diese können jederzeit nachvollziehen, wo sich ihre Ware befindet, sei es auf der Lagerfläche von insgesamt knapp 170.000 Quadratmetern, die Schmitt Logistik verteilt auf verschiedene Standorte in der Region bewirtschaftet, oder auf einem der rund 40 Lkws. „Auch das Mindset im Unternehmen hat sich verändert“, berichtet Schmitt. „Wir versuchen bereits heute die digitalen Lösungen von morgen zu entwickeln, um unseren Kunden größeren Mehrwert zu bieten.“ Derzeit werde an der Einführung eines neuen Lagerverwaltungssystems gearbeitet, um noch flexibler zu werden.
„Dank Digitalisierung sind Prozesse sichtbarer geworden“, sagt Alexander Jung, der in zweiter Generation GFT Logistic mit Zentrale in Möckmühl und Niederlassungen in Hannover und Osterfeld leitet. „Zusammenhänge über die gesamte Firma hinweg lassen sich durch eine digitale Datenbasis viel besser verstehen.“ Das Unternehmen nutze mittlerweile für zahlreiche Aufgaben digitale Werkzeuge. „Ein kleines Beispiel: Früher mussten unsere Fahrer Spesenabrechnungen händisch ausfüllen. Die wurden danach abgetippt. Heute nutzen wir ein Tool, das mit der Telematik verbunden ist. Es erkennt automatisch, in welchem Land der Fahrer wie lange unterwegs ist. Die Spesenabrechnung erfolgt dadurch automatisiert und digital“, erläutert Jung. Das Unternehmen werde zunehmend papierloser. „Zwischen GFT und unserem Schwesterunternehmen Gartenfrisch Jung werden keine Papierdokumente mehr ausgetauscht. Unser gesamtes Archiv, egal ob Rechnungen oder Lieferscheine, wird digital gespeichert“, sagt Jung. Ganz auf Papier könne man aber noch nicht verzichten. „Der Lebensmitteleinzelhandel möchte zu jeder Anlieferung nach wie vor Lieferscheine in Papierform, obwohl bereits Lieferdaten elektronisch übermittelt wurden. Auch die Behörden fordern bei Verkehrskontrollen, dass Lieferdokumente in Papierform mitgeführt werden“, berichtet Jung. Hier gebe es noch Verbesserungspotenzial.
In der Branche werde vor allem die Vernetzung mit Kunden durch Verknüpfung der Systeme immer wichtiger und sei praktisch unverzichtbar. „Wir haben mit regelmäßigen Lagerkunden und Partnern Schnittstellen definiert und eingeführt, um Daten automatisiert von System zu System übermitteln zu können“, sagt Micha Kircher, der in vierter Generation das Speditions- und Logistikunternehmen Herbert Kircher in Kupferzell leitet. „Die Vernetzung ist von beiderseitigem Nutzen. Sobald ein Lkw beim Kunden losfährt, wissen wir bereits per Schnittstelle, was er geladen hat und müssen es im Lager nur noch abscannen. Und der Kunde weiß jederzeit, wo sich seine Ware befindet.“ So herrsche immer Klarheit über Aufträge und Fehlerquellen würden deutlich reduziert. Telematik-Systeme habe das Unternehmen bereits seit vielen Jahren in seinen mehr als 40 Lkw im Einsatz. „Das dient nicht nur der Ortung. Die Fahrer arbeiten darüber jeweils den aktuellen Auftragsstatus ab – vom Beladen über die Fahrt bis zum Entladen“, erläutert Kircher. „Wir überlegen derzeit, wie wir die Daten, die wir dadurch generieren, künftig noch intensiver nutzen können, um zusätzlichen Mehrwert für Kunden zu generieren.“ Kircher ist überzeugt: „Das Kerngeschäft ist und bleibt zwar Lkw fahren und Ware ein- und auslagern, aber wer IT und digitale Prozesse nicht stetig vorantreibt, kommt irgendwann unter die Räder.“
Autor: Dirk Täuber