In Baden-Württemberg wurden im ersten Quartal 2024 wieder mehr Häuser, Wohnungen, Gewerbeobjekte und Grundstücke ge- und verkauft. Was das für Käufer und Verkäufer bedeutet, analysiert Immobilien-Experte Prof. Dr. Stephan Kippes im Gastbeitrag.
In Baden-Württemberg hielten sich potenzielle Immobilienkäufer zuletzt zurück – die kontinuierlich gestiegenen Finanzierungskosten, eine restriktivere Kreditvergabe der Banken und eine steigende Inflationsrate hatten ab dem zweiten Quartal 2022 die Stimmung bei den Kaufinteressenten massiv getrübt. Doch es gibt Grund zu Optimismus: Das Transaktionsvolumen in Baden-Württemberg stieg um über zehn Prozent in den ersten drei Monaten dieses Jahres an. Das ist ein positiv stimmendes Ergebnis – insbesondere, wenn man den Rückgang in Gesamtdeutschland von rund neun Prozent betrachtet.
Zinsen und Preise für Immobilien nach wie vor hoch
Die Bauzinsen gaben seit Ende 2023 zwar etwas nach, dennoch bremsen die Zinshöhe und die nach wie vor hohen Immobilienpreise die Kaufbereitschaft weiterhin deutlich. Ab dem zweiten Quartal 2022 hatte nach einer langen Wachstumsphase – abgesehen von den Jahren 2008/2009 – der rasante Rückgang der Immobilienumsätze in Baden-Württemberg eingesetzt. Mittlerweile scheinen sie sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau der Jahre 2015 bis 2018 eingependelt zu haben. Im ersten Quartal 2024 belief sich das Transaktionsvolumen in Baden-Württemberg auf 7,8 Milliarden Euro – beachtliche 10,9 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Das Ergebnis als Zeichen einer allmählichen Erholung zu werten, wäre allerdings verfrüht.
Immerhin: Baden-Württembergs Anteil am deutschlandweiten Transaktionsvolumen entspricht 13,7 Prozent. Dort wurde zwischen Januar und März 2024 ein Transaktionsvolumen in Höhe von insgesamt 56,8 Milliarden Euro registriert. Das entspricht einem Minus von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Neue Impulse durch verbessertes Finanzierungsumfeld
Verglichen mit dem Vorquartal konnte ein leichter Anstieg von immerhin 3,5 Prozent verzeichnet werden. Ein verbessertes Finanzierungsumfeld könnte in den kommenden Monaten neue Impulse für eine erhöhte Nachfrage nach Kaufimmobilien setzen: Seit September 2023 lag der EZB-Leitzins auf einem konstanten Niveau, zuletzt erfolgte erstmalig seit Langem eine Zinssenkung. In den vergangenen Monaten ist die Inflation bereits deutlich gesunken. Auch die Kurve der Zinshöhe für Wohnungsbaukredite zeigte seit Ende 2023 leicht nach unten. Mancherorts ist seit Anbeginn des Jahres eine steigende Anzahl von Anfragen für Wohnimmobilien zum Kauf beobachtet worden.
Die Immobilienumsatzanalyse des IVD-Instituts basiert auf den Grunderwerbsteuerdaten, das heißt, der durch die Finanzverwaltung vereinnahmten Grunderwerbsteuer. Share-Deals, bei denen Immobilien oder auch grunderwerbsteuerbefreite familieninterne Umschichtungen in einem Unternehmensmantel gehandelt werden, sind in den untersuchten Umsätzen nicht enthalten. Die Immobilienumsätze der letzten beiden Halbjahre zeigen, dass sich der Markt in Baden-Württemberg auf dem niedrigeren Niveau der Jahre 2017 bzw. 2018 stabilisiert hat. Es ist davon auszugehen, dass in zwei oder drei Jahren in vielen Ballungszentren Baden-Württembergs wieder von steigenden Preisen die Rede sein wird.
Prof. Dr. Stephan Kippes
Zum Autor
Professor Dr. Stephan Kippes ist Professor für Immobilienmarketing und Maklerwesen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen sowie Leiter des IVD-Instituts.