Impulsgeber für die Region: Der Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach

Seit einem Jahr leitet Professorin Dr. Kim Linsenmayer den Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach. Im Interview spricht sie über ihre Ideen, mit denen sie den nördlichsten DHBW-Campus auch in schwierigen Zeiten weiter voranbringen will.

Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach
Als „DHBW-Gewächs“ kennt Kim Linsenmayer die Stärken des Dualen Hochschulsystems und baut diese seit ihrem Amtsantritt vor zirka einem Jahr am Campus Bad Mergentheim weiter aus. Foto: DHBW

Bei Amtsantritt vor etwa einem Jahr haben Sie gesagt, ein Traum sei wahr geworden. Gefällt Ihnen Ihre neue Aufgabe noch immer?

Kim Linsenmayer: Sie gefällt mir sehr gut. Ich fand es sehr beeindruckend, mit welch offenen Armen ich empfangen worden bin. Das ist nicht selbstverständlich, bei einem so angesehenen und geschätzten Vorgänger, wie Professor Dr. Seon-Su Kim es ist. Das hat mich positiv überrascht und ich weiß das sehr zu schätzen. Außerdem kann ich zwei Herzensthemen zusammenbringen: Ich komme aus Bad Mergentheim und ich habe immer im DHBW-Kontext gearbeitet. Aus diesem Grund bin ich jetzt ganz happy, hier zu sein.

Welches war die bisher größte Herausforderung in Ihrem neuen Amt als Campusleiterin?

Linsenmayer: Ich glaube, das ist die Fülle an verschiedenen Themen. Von der Kaffeemaschine bis hin zu Deputatsregelungen mit Professorinnen und Professoren ist ja immer erst einmal alles wichtig und dringend. Und gerade in der Anfangsphase war es wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, wo ich als erstes anpacken musste.


Duales Studium in Bad Mergentheim

Mehr Informationen zum dualen Studium am Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach gibt es auf www.mosbach.dhbw.de/finde-dein-studium.


Ein großes Ziel ist die Erhöhung der Studierendenzahlen. Wie entwickelt sich das?

Linsenmayer: Wir wollen die Zahl der Studierenden von etwa 550 auf 810 erhöhen. Fakt ist aber, dass wir als duale Hochschule die konjunkturelle Lage in Deutschland spüren. Bei uns steht hinter jedem Studienplatz ein Partnerunternehmen, das den Studierenden über drei Jahre auch ein Gehalt zahlt. Manche von ihnen müssen derzeit schauen, wo sie investieren können und wo sie einsparen müssen. In den großen gesellschaftlichen Trends Digitalisierung und Nachhaltigkeit stecken schon jetzt viele Ideen, wie Unternehmen über Datenanalyse und Automatisierung Ressourcen besser nutzen können, Energie sparen und damit unterm Strich Kosten senken. Auf der Fachebene gibt es durch die Verzahnung mit den Unternehmen sehr viele Impulse: Zum einen bringen die Studierenden Themen aus den Unternehmen mit, gleichzeitig tragen sie ihr Wissen aus der Hochschule in die Fachabteilungen der Dualen Partner.


„Die Studierenden werden in Zukunft viele digitale Skills brauchen.“
Prof. Kim Linsenmayer


Wie verändert das die Lehre?

Linsenmayer: Die Studierenden werden in Zukunft viele digitale Skills brauchen. Das sind zum einen die technologischen Kompetenzen wie Data Analytics, IT-Architektur, Robotik-Entwicklung, KI oder Wirtschaftsinformatik. Hinzu kommt grundsätzliches digitales Know-how im Bereich agiles Arbeiten, New Work, Digital Ethics, Digital Learning oder Kollaboration. Und natürlich ist es für uns als Hochschule intern wichtig, dass wir uns hier positionieren und unsere Prozesse entsprechend digitalisieren. Ich habe in meiner beruflichen Vergangen schon Unternehmen bei digitalen Veränderungsprozessen begleitet und habe Freude daran, dass jetzt in die Lehre und auch in die Verwaltung einzubringen.

Welche Neuigkeit gibt es ansonsten noch für den Campus?

Linsenmayer: Wir haben ein Programm zur Förderung unseres eigenen akademischen Nachwuchses gestartet: die Tandem-Professur. Dabei sind die Professorinnen und Professoren bis zu vier Jahre zu 40 Prozent an der DHBW und zu 60 Prozent in der Praxis bei einem Unternehmen tätig – also sozusagen auch ein duales Konzept. Voraussichtlich können wir je eine Stelle in Mosbach und Bad Mergentheim noch in diesem Jahr im Bereich Informatik und industrielle Digitalisierung besetzen.


„Am Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach sind die jungen Leute nicht nur eine Nummer, sondern wir kennen sie und haben ein großes Interesse am Studienerfolg.“
Prof. Kim Linsenmayer


Was sind Ihre nächsten Ziele?

Linsenmayer: Unsere größte Herausforderung ist derzeit unsere Sichtbarkeit. Wir sind ein kleiner Campus und auch das duale Studienkonzept ist noch nicht überall bekannt. Dabei glaube ich, dass es die Antwort für viele Jugendliche in der heutigen, verunsichernden Zeit sein kann: Wir haben eine bessere Betreuung in kleinen Kursen als viele Universitäten. Hier sind die jungen Leute nicht nur eine Nummer, sondern wir kennen sie und haben ein großes Interesse am Studienerfolg – ebenso wie die Partnerunternehmen. Die Studienzeit ist zudem auch gleich finanziert, ohne dass man als Aushilfe oder Werkstudent arbeiten muss. Und letztlich: Wenn das Partnerunternehmen über drei Jahre Zeit und Gehalt in ein junges Talent steckt, ist eine Weiterbeschäftigung nach Abschluss fast garantiert, recht unabhängig von der Wirtschaftslage.

Sie wollen die Hochschule zum Impulsgeber für die Region machen. Wie sieht das konkret aus?

Linsenmayer: Wir möchten junge Leute für MINT begeistern. Wir kooperieren mit der Jugendtechnikschule, bieten Workshops beim Girls‘ Day, stellen Jury-Mitglieder für Technikwettbewerbe. Es gibt auch zwei große Technik- und Programmierwettbewerbe, die wir als Hochschule für den ländlichen Raum in Nord-Baden-Württemberg ausrichten, nämlich die First Lego League uns den Solarcup.


Zur Person

Professor Dr. Kim Linsenmayer leitet seit Anfang 2024 den Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach. Sie bezeichnet sich gerne selbst als „DHBW-Gewächs“. Ursprünglich aus Bad Mergentheim stammend, studierte sie an der DHBW Ravensburg Medien- und Kommunikationswirtschaft/Digitale Medien. Nach einem Master in München promovierte sie an der Ruhr-Universität Bochum im Bereich Sales und Marketing. Sie war Gründungsdekanin der Europäischen Hochschule für Innovation und Perspektive in Backnang.