Die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist ein wichtiger Baustein, um Arbeitskräfte für die deutsche Wirtschaft zu gewinnen. Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, beschreibt, wie die Integration mithilfe einer guten Vorbereitung gelingen kann.
Hanoi im Oktober 2023. Im Hof des Goethe-Instituts der vietnamesischen Hauptstadt haben sich etwa 150 Deutschschülerinnen und -schüler versammelt. „Wer Deutsch lernt, um in Deutschland zu arbeiten, bitte auf die rechte Seite stellen.“ Schnell bildet sich dort eine große Gruppe. Sie alle lernen Deutsch mit der Perspektive einer beruflichen Zukunft in Deutschland. Aus den weiteren Fragen wird klar: Pflegeberufe und technische Studienfächer an einer deutschen Hochschule genießen Priorität.
Viele von ihnen haben bereits Verwandte oder Bekannte in Deutschland. Einige wenige haben schon Kontakt zu deutschen Firmen. Und alle sind hoch motiviert, die Sprache zu lernen und sich auf das Land vorzubereiten. Denn allen ist klar: Deutschkenntnisse und ein Grundwissen vom Funktionieren des Landes sind wichtige Voraussetzungen für den Erfolg im Beruf und in der Gesellschaft.
Zuwandernden das Ankommen erleichtern
400.000 Fachkräfte aus dem Ausland jedes Jahr: Diese Zahl wäre nötig, um den Bedarf der deutschen Wirtschaft zu decken. Nur durch die Zuwanderung von Arbeitskräften kann Deutschland seinen Wohlstand erhalten. Um diese für den hiesigen Arbeitsmarkt zu interessieren und Zuwandernden das Ankommen und Einleben in der Bundesrepublik zu erleichtern, stellen Organisationen wie die Goethe Institute vielfältige Angebote im In- und Ausland bereit: Deutschkurse und Deutschprüfungen sowie interkulturelle Trainings und vieles mehr.
Die langjährige Erfahrung zeigt, dass die faire Anwerbung von Fachkräften und die Integration von Zuwandernden am besten gelingt, wenn diese sich bereits vor ihrer Einreise sprachlich und landeskundlich gut auf das Leben in Deutschland vorbereiten – und natürlich dann hierzulande weiter lernen.
Gut auf das Leben in Deutschland vorbereiten
In aktuellen Projekten in Asien, Südamerika oder Nordafrika werden mehrere Tausend Fachkräfte sprachlich qualifiziert und vorbereitet. Viele von ihnen sind Pflegekräfte, aber der Anteil weiterer Branchen wächst, zum Beispiel aus der Gastronomie, dem Ingenieurswesen, dem Transportwesen, dem Landschaftsbau sowie aus Erziehung und Pädagogik.
Das EU-finanzierte Projekt „Vorintegration und Übergangsmanagement. Den Migrationsprozess erfolgreich gestalten“ wird beispielsweise bis 2025 an 110 Standorten im In- und Ausland fast 100.000 Zuwandernde erreichen und mit Informationsveranstaltungen, Workshops oder Lernberatung auf das Alltags- und Arbeitsleben in Deutschland vorbereiten. Allein in Deutschland werden zu diesem Ziel jährlich 900 Veranstaltungen an 40 Standorten stattfinden.
So bietet auch das Goethe-Institut Schwäbisch Hall mit seiner inzwischen 50-jährigen Expertise berufsspezifische Sprachkurse an. Für Jugendliche aus dem Ausland, die hier eine Ausbildung anstreben, findet in jedem Sommer ein Sprachkurs mit einem Berufspraktikum in Unternehmen der Region statt. So werden fruchtbare Beziehungen zwischen örtlicher Wirtschaft und Fachkräfte-nachwuchs angebahnt.
Von Infoveranstaltungen zu Mini-Deutschkursen
Daneben bietet das Institut Informationsveranstaltungen sowie Mini-Deutschkurse an, die von der Simulation einer Wohnungssuche bis zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch reichen. Und das nicht nur am Goethe-Institut selbst: Seit Ende vergangenen Jahres steht in der Stadtbibliothek ein Infohaus für Zuwandernde: Hier sind Angebote zu finden, die in der Stadt für Fachkräfte aus dem Ausland zugänglich sind – außerdem können sie die Integrationscoaches kontaktieren, die an den Goethe Instituten in Deutschland beschäftigt sind und Beratung anbieten.
Johannes Ebert
Zur Person
Johannes Ebert ist seit 2012 Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender des Goethe-Instituts.