Keine golfspielenden Geschäftsführer

Das Eine ist, zusammen aufzuwachsen, sich eventuell ein Zimmer zu teilen, die gleiche Schule zu besuchen und manchmal vielleicht sogar die gleiche Kleidung zu tragen. Etwas völlig anderes ist es jedoch, als Geschwister ein Unternehmen zu führen – so wie Günter und Jürgen Schmitt von der Schmitt Logistik GmbH.

Man sagt, Zwillinge haben eine ganz besondere Beziehung zueinander, sie verstehen sich blind, sind sich einander extrem ähnlich – nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich und was ihre Eigenschaften, Überzeugungen sowie Werte anbelangt. Daher ist es gar nicht so abwegig, wenn sich Zwillingsgeschwister irgendwann einmal den Chefsessel eines Unternehmens teilen. So wie im Falle von Jürgen und Günter Schmitt.Die beiden Brüder führen die Speditions- und Logistikfirma ihres Großvaters Schmitt Logistik GmbH in Vellberg weiter. Für sie war der Weg Richtung Führungsebene praktisch vorgezeichnet.

Die Entscheidung, in den Familienbetrieb einzusteigen, vollzog sich jedoch auf absolut freiwilliger Basis, betont Jürgen Schmitt, Geschäftsführer der Schmitt Internationale Spedition GmbH & Co. KG. Aus strategischen Gründen hat das Unternehmen seine beiden Geschäftsbereiche Spedition und Logistik in zwei Firmen aufgespalten. „So etwas kann man auch gar nicht erzwingen“, ergänzt Eric Leuchters, der Dritte im Bunde der Führungsriege. Er ist kein Verwandter der Familie Schmitt. Und das hat seine Gründe.

2012 wurde Leuchters mit ins Boot geholt, um neben der geballten Brüderpowwer jemand Außenstehenden zu haben, der ganz bewusst auch mal anderer Meinung ist. Leuchters erinnert sich: „Günter Schmitt rief mich eines Tages wegen des dritten Geschäftsführerpostens an, weil man mich aufgrund meiner Beratertätigkeit für das Unternehmen noch im Gedächtnis hatte.“ Ganz klar ein Kompliment und Zeichen für Leuchters Qualifikation und Integrität. Dennoch musste der Niedersachse erst mal in Ruhe überlegen, ob er das Angebot annehmen sollte. „Mir war nämlich klar, dass es massive Widerstände geben würde“, erklärt er. Auch in privater Hinsicht musste die Entscheidung wohlüberlegt getroffen werden. Denn der Wirtschaftsinformatiker wollte seine Frau und Tochter nicht aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld herausreißen. Dennoch sagte er zu, pendelt nun seit fast fünf Jahren zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands hin und her. Dabei ist die Schmitt Logistik GmbH nicht das erste Familienunternehmen, für das er tätig ist. Aus diesem Grund kann Leuchters auch sagen: „Es gibt auch Familienunternehmen, die anstrengend sind.“ Wo Streit und Konflikte letztendlich dazu führen, dass die Firma zu Grunde geht – im schlimmsten Fall.

Mensch im Mittelpunkt

Dazu gehört das Vellberger Traditionsunternehmen nicht. Denn die beiden Brüder Jürgen und Günter Schmitt harmonieren miteinander und vertrauen sich blind. „Einer trägt die Entscheidungen des anderen mit“, versichert Jürgen Schmitt. Und auch wenn da Leuchters mal in die entgegengesetzte Richtung denkt wie die Zwillinge, so ist eine Sache immer klar: dass es um die Menschen geht, die fürs Unternehmen arbeiten. „Bei uns geht es nicht nur um Zahlen“, macht Leuchters deutlich. Natürlich sei man bestrebt, dass die Firma weiterwächst. Doch der Mitarbeiter müsse im Mittelpunkt stehen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Firmenzugehörigkeit bei vielen Beschäftigten mehr als zehn Jahre beträgt. „Wir haben einen stabilen Sockel an Mitarbeitern, auf den wir uns verlassen können“, weiß Leuchters. Dafür tun die Geschäftsführer auch selbst etwas. Sie gehen durch die Abteilungen, unterhalten sich mit den Mitarbeitern, haben ein offenes Ohr für deren Probleme – ob geschäftlicher oder privater Natur – und schenken ihnen ein Lächeln. „Wenn ich durch die Firma gehe und die Mitarbeiter anlächle, lächeln sie immer zurück“, berichtet Leuchters. Präsenz von Seiten der Geschäftsführung sei einfach wichtig, sind sich Jürgen Schmitt und Eric Leuchters einig. „Wir sind mitarbeitende und keine golfspielenden Geschäftsführer“, konstatiert Leuchters.

Dass bei der Schmitt-Unternehmensgruppe das familiäre Fundament von hoher Bedeutung ist, zeigt sich nicht nur daran, dass es nun schon in der dritten Generation fortgeführt wird, sondern spiegelt sich auch in der Tatsache, dass die vierte bereits in den Startlöchern steht. Mehr wollen die Geschäftsführer jedoch nicht preisgeben. Die Vorteile eines familiengeführten Unternehmens liegen für sie dabei klar auf der Hand: „Stabilität, Solidität und Tradition.“ Das mache die Schmitt Logistik GmbH attraktiv. „Die Firma ist charmant und sexy“, findet Leuchters. Daran sei jedoch auch der Erfolg des Familienbetriebs nicht ganz unschuldig. Denn: „Erfolg macht sexy“, ist er überzeugt. Aber Erfolg komme nicht von allein, sondern sei mit viel Arbeit verbunden. „Wir gehören zu den Besten“, garantiert der 53-Jährige. „Deshalb vertrauen uns auch Weltmarktführer ihre Logistik an.“

Olga Lechmann