Am 1. September 1971 hat Heinrich Schöpper seine Lehre bei der Heilbronner Stimme begonnen. Heute arbeitet der 60-Jährige seit fast 45 Jahren in dem Unternehmen. So lange eben, wie niemand anderes.
Sein Arbeitsplatz ist in der Austraße 50. Heinrich Schöpper arbeitet im Druckhaus der Heilbronner Stimme als Rotationsleiter. Dass er heute diese Position inne hat, konnte er beim Eintritt in das Unternehmen nicht ahnen: „An so etwas habe ich doch überhaupt nicht gedacht“, sagt der gebürtige Heilbronner. Er war gerade einmal 15 Jahre alt als er sich nach einer Lehrstelle umschauen musste. Einen Drucker kannten seine Eltern und er aus dem eigenen Viertel. Der Bekannte hat dann den Kontakt zum Medienunternehmen hergestellt. „Ich habe gedacht, das könnte etwas sein“, sagt Schöpper. Aber auch damals war es gar nicht so einfach, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Matheaufgaben, ein Diktat und eine Zeichnung gehörten zur Aufnahmeprüfung. Mathe hat ihm auch damals schon gelegen, das Diktat war für ihn schwieriger. Aber mit etwas Hilfe konnte Schöpper auch diese Hürde überwinden.
Und so startete er am 1. September 1971 die Lehre zum Buchdrucker. „Ich habe mich wohl nicht ganz dumm angestellt“, lacht der Rotationsleiter heute und erinnert sich daran, dass er 1974 – nach der Lehre – übernommen wurde. Nach der Gesellenprüfung arbeitete er ein paar Jahre beim Akzidenzdruck bis er in die Stereotypie und Druckplattenherstellung wechselte. Zu dieser Zeit war die Druckerei noch in der Heilbronner Allee ansässig. Die Technik, die er damals benutzt habe, sei mit der heutigen kaum vergleichbar. Damals stellte er noch Druckvorlagen her, arbeitete eng mit den Setzern zusammen. Es wurde dabei noch viel Blei verwendet. „Die Technik hat sich radikal verwandelt“, erklärt Schöpper, der froh ist, dass er nie das Interesse an neuen Entwicklungen verlor.
Ein Karrieresprung
Und so nahm er das Angebot seines ehemaligen Chefs an und machte eine zusätzliche Ausbildung an einer Rotationsmaschine. Diese verhalf ihm später dazu, dass er komplett in diese Abteilung wechselte und ihm einige Jahre später der Leitungsposten angeboten wurde. „Auch da habe ich ,ja‘ gesagt“, lacht Heinrich Schöpper. Der zweifache Vater hat insgesamt 22 Jahre lang in der Nachtschicht gearbeitet, mittlerweile macht er das nicht mehr. „Da bleibt vor allem das soziale Leben auf der Strecke“, erinnert er sich. Aber die Nachtschicht gehöre eben dazu, immerhin laufen nachts an die 90 000 Exemplare der Heilbronner Stimme vom Band, damit die Leser ihre Zeitung am Frühstückstisch lesen können. Tagsüber werden Sonderveröffentlichungen, Broschüren, Flyer und Wochenblätter produziert. Eigentlich ist Schöpper derjenige, der an der großen Rotationsmaschine den Überblick behält. Derjenige, der die Protokolle kontrolliert. Derjenige, der 15 Mitarbeiter anleitet. „Aber wenn es klemmt, stehe ich auch an der Maschine – und zwar mit Freude“, sagt Schöpper, in dessen Spint man nach wie vor eine Druckermontur findet. Aber auch wenn ihm die Arbeit viel Freude bereitet, irgendwann ist Schluss und das wird für den Rotationsleiter im März 2017 sein. Im Frühjahr geht er in die passive Phase der Altersteilzeit: „Dann war ich 45,5 Jahre aktiv. Ich denke, das reicht.“
Anja Gladisch