KI-Wissen in Unternehmen: Je kompetenter, desto besser

Seit Dezember vergangenen Jahres hat der Ventilatoren-Hersteller ebm-papst schon 1200 Mitarbeiter in Sachen KI geschult. Die ambitionierte Offensive verspricht doppelten Nutzen: Die Angestellten gewinnen an Sicherheit, das Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit.

Schulungen und KI-Wissen in Unternehmen bringen die Mitarbeitenden und das Unternehmen weiter. Davon ist man bei ebm-papst überzeugt. Foto: AdobeStock/Outkast

Wie Künstliche Intelligenz das Leben einfacher machen kann, erlebt Eric Martin, Head of AI bei ebm-papst, jeden Abend am Bett seines kleinen Sohns: Er lasse sich von KI auf kreative Ideen für Gute-Nacht-Geschichten bringen, erzählt der KI-Experte des Mulfinger Ventilatorenherstellers. Dass Martin seine Freude an der Zukunftstechnologie nach der Arbeit mit nach Hause nimmt, verwundert nicht. Schließlich geht es in seiner beruflichen Position jeden Tag darum, den Weltmarktführer mithilfe von KI effizienter, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu machen. Damit alle Mitarbeiter mithelfen können, diese Mission zu erfüllen, setzt ebm-papst nun eine großangelegte Schulungsoffensive unter Martins Führung um: Schon 1200 Mitarbeiter haben in je vier Modulen ihre persönliche KI-Kompetenz erweitert – binnen der nächsten sechs Monate sollen nach seiner Aussage weltweit alle 6000 Angestellten, die an Rechnern arbeiten, geschult worden sein.

Mit ambitioniertem Programm zum Vorreiter

Ambitioniertes Tempo beim Ausbau der sogenannten „AI Literacy“ ist bei ebm-papst offenbar Programm: Nicht nur, dass das Unternehmen die Kompetenzen seiner Führungs- und Fachkräfte im verantwortungsvollen Gebrauch der neuen Technologie schon zu schulen begann, als es noch gar nicht vom European AI Act vorgeschrieben war – die Vorgabe aus Artikel 4 trat erst kürzlich in Kraft. Sondern ebm-papst hat sich auch erstaunlich schnell von ersten projektbezogenen Anwendungen Ende 2023 zum Vorreiter entwickelt: „Man hat damals mit KI überprüft, ob der Betrieb eines Ventilators optimiert werden kann, um Energie zu sparen“, berichtet Martin. Das Feld Produktverbesserung sei damals gewählt worden, weil es sich – als in sich geschlossenes Arbeitsfeld – besser für den „KI-Testballon“ geeignet habe als beispielsweise Vertrieb oder Marketing, erläutert der Head of AI.

Kaum 15 Monate später gehört ebm-papst nun zu den KI-Vorreitern. Besser und effizienter zu werden dank Künstlicher Intelligenz, so wie der Ventilator bei den ersten KI-Einsätzen, ist erklärtes Ziel laut ebm-papst-CEO Dr. Klaus Geißdörfer: „Wir werden unsere Produktivität in einigen Bereichen um bis zu 40 Prozent erhöhen können“, ist er überzeugt.

KI-Wissen im Unternehmen sorgt für mehr Output

Dank der Schulungen kann KI nun in allen unternehmensrelevanten Bereichen für mehr Output sorgen, von klassischer Recherche und Texten bis hin zu Geschäftsprognosen oder dem neuen Feld der Fehler-Erkennung, das Martin derzeit entwickelt. Ventilatoren könnten dann beispielsweise mit KI als Frühwarnsystem Anomalien oder Schäden selbsttätig melden. Bei der Schulungsoffensive stand nach Martins Aussage allerdings zunächst ein Tool auf dem Programm, das für das Gros der Mitarbeiter wichtig ist: eine Version des Microsoft Copilot, die auf den Daten der Mitarbeiter von ebm-papst basiert und bei deren Implementierung auf die Erfahrungen des IT-Systemhauses Bechtle zurückgegriffen werden durfte. Beide Unternehmen seien „Nachbarn“ im Heilbronner KI-Innovationspark Ipai, der Ventilatoren-Spezialist dürfte nun von der Copilot-Expertise Bechtles profitieren, insbesondere was Datenanalyse und das Auswerten von Anwendernutzen angehe, berichtet Martin.

In zweiter Linie profitieren nun die geschulten Mitarbeiter, ist man bei ebm-papst überzeugt: Anfangs hätten bei den Teilnehmern Fragen nach Datenschutz und Recht überwogen – etwa, wie interne Unternehmensdaten bei Copilot geschützt seien, berichtet Martin. „Wir haben deshalb versucht, dieses KI-Tool in einfache Beispiele zu übersetzen: Eine Datei in Copilot hochzuladen ist das Gleiche, wie sie in Teams zu teilen“. Mit dem neuen Wissen habe sich eine deutlich größere Souveränität eingestellt. Das hat sich aus Martins Sicht gelohnt: „Die Mitarbeiter sind neugierig. Sie haben den wirklichen Willen, KI jetzt anzuwenden.“                

KI-Wissen im Unternehmen

Zur Person

Eric Martin, Head of AI beim Mulfinger Ventilatoren-Hersteller, verantwortet die KI-Mission.


Natalie Kotowski

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