Andreas Kröneck bringt Heilbronn Ende 2024 ins deutsche Kino. Im Interview erzählt der Filmregisseur, wie er von Werbespots zu Spielfilmen kam und welche tollen Locations in der Region warten.

Seit 2019 drehen Sie Spielfilme. Ihre jetzige Produktion soll Ende Dezember sogar in die Kinos kommen. Worum geht es in dem Film?
Andreas Kröneck: Es handelt sich um einen schwäbisch-sächsischen Erotikthriller, der zu 95 Prozent direkt in Heilbronn gedreht wurde. Der Film wird von Camino Film verliehen. Das Studio hat zum Beispiel die schwäbische Mundartkomödie „Die Kirche bleibt im Dorf“ sehr erfolgreich herausgebracht. Darauf sind wir sehr stolz, denn das zeigt, dass wir uns mit unseren Produktionen auf dem richtigen Weg befinden.
Was hat Sie dazu bewegt, 2020 ein Filmstudio in Heilbronn zu gründen?
Kröneck: Film war schon immer mein Thema. Im Jahr 1999 habe ich in jungen Jahren eine Werbeagentur mit den Schwerpunkten Film, Web und Design mitgegründet. Dort habe ich hauptsächlich Imagefilme und Werbefilme produziert. Das machen wir auch heute noch, aber ich hatte den lebenslangen Traum, mich auch im Bereich Spielfilm zu engagieren.
Daraus entstand Heilbronnywood?
Kröneck: Genau. Wir arbeiten aber auch jetzt noch mit Unternehmen zusammen. Zum Beispiel haben wir für die Marbach Gruppe den Jubiläumsimagefilm produziert. Zusätzlich haben wir unseren Fokus aber auch auf Spielfilmproduktion und Synchronisation ausgeweitet.
Zurück zu den Spielfilmen. Ihr erster Film, eine Feel-Good-Komödie, wurde direkt vom Berliner Arthouse-Label Neue Versionen herausgebracht …
Kröneck: Ja. Für ein so kleines Studio wie unseres war es schon sehr besonders, direkt einen namhaften Verleih zu finden. Denn wir hatten für unseren ersten Spielfilm „Faustdick“ ja nur ein sehr kleines Budget. Dieser Erfolg hat uns bundesweit in die Autokinos zur Zeit der Corona-Pandemie gebracht und uns beim nächsten Film, der wie erwähnt in diesem Jahr noch ins Kino kommen soll, sehr geholfen. Und beim dritten Film, ein englischsprachiger Horrorfilm, den wir aktuell entwickeln, natürlich auch.
Kömödie, Thriller, Horror: Ist es nicht schwierig, so unterschiedliche Genres zu bedienen?
Kröneck: Gerade das ist das spannende daran. Denn auch wenn es sich vielleicht um unterschiedliche Genres handelt, haben die Filme mehr gemeinsam, als man denkt. Der erste Film ist spannender, als man es von einer Komödie erwartet, der zweite lustiger als ein typischer Thriller und der dritte Film wird kein Horrorfilm, bei dem man sich ekelt, sondern einer, bei dem man gleichermaßen lachen und sich gruseln muss. Letztendlich ist es diese Vielfalt, die das Filmemachen so spannend macht. Bei den Image- und Werbefilmen wird das nicht viel anders sein …
Kröneck: Ja, das ist es, was mir immer viel Freude bereitet. Du kommst zu einem Mittelständler und beschäftigst dich mit einer neuen Materie. Auf einmal kennst du dich ein bisschen mit Stanzformen oder der regionalen Energieversorgung aus. Dieses Einarbeiten macht mir immer viel Spaß.
Legen Sie auch bei Werbefilmen den Fokus auf Storytelling?
Kröneck: Ja. Storytelling war für uns schon immer sehr wichtig. Wir legen den Fokus auf Werbefilme, die eine Geschichte haben und emotional bewegen und die mit Schauspielerinnen und Schauspielern funktionieren. Imagefilme dauern nur ein paar Minuten, ein Spielfilm rund 1,5 Stunden.
Gab es hier besondere Hürden, die Sie erst einmal nehmen mussten?
Kröneck: Die größte Frage für uns war, ob wir diese 1,5 Stunden auch entsprechend gut und spannend füllen können, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Bei der Umsetzung der einzelnen Szenen hatten wir bereits zwanzig Jahre Erfahrung, wir wussten also schon, wie man eine Szene dreht, das Licht einsetzt und hochwertige Optik produziert.
Kann es denn andersherum bei einem Imagefilm nicht auch schwierig sein, in nur zwei Minuten alles Wichtige abzudecken?
Kröneck: Ja und nein. Auch bei einem Spielfilm ist jede Minute kostbar, sodass du die Zuschauer sehr schnell verlieren kannst. Es ist also eine Kunst, den Inhalt entsprechend zu verdichten. Ich persönlich bin tatsächlich eher ein Fan davon, die Geschichte etwas länger zu machen, um nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Ausschlaggebend für den Erfolg ist hier die Relevanz. Wenn ich meine Zuschauer unterhalte, dann schauen die Leute das auch bis zum Ende an.
Haben Unternehmen heute andere Anforderungen an Werbefilme als früher?
Kröneck: Aus meiner Sicht schon. Vor vielen Jahren war Storytelling noch ein Fremdwort für viele. Inzwischen haben sich auch die Marketing- und Kommunikationsabteilungen in Betrieben professionalisiert und mit ihnen das Knowhow. Dennoch bleibt oft noch die Frage: Was wollen wir wirklich und wie kann mir ein Film dabei helfen? Das sind nicht selten anstrengende Gespräche. Sie haben schon zur Erkenntnis geführt, dass ein Film zum Beispiel ein Problem im Recruiting gar nicht allein beheben kann. Hier ist es mir wichtig, immer ehrlich zu sein. Das ist für den direkten Umsatz vielleicht nicht förder- lich, aber langfristig schaffst du damit Vertrauen und gute Partnerschaften.
Noch einmal zurück zu HNYWOOD. Der Name spiegelt schon Ihre Heimat- verbundenheit wider. Und auch die Filme spielen fast vollständig in Heilbronn und der Region. Warten hier auch gewisse Herausforderungen?
Kröneck: Man hat schon gewisse Herausforderungen, vor allem, wenn es darum geht, Talente vor Ort zu finden. In Ludwigsburg gibt es zwar die Filmakademie, aber die wenigsten Leute bleiben hier in der Region. Auf der anderen Seite hat man nicht den großen Konkurrenzdruck wie in Medienstädten wie Berlin. Und man kann ja selbst die Veränderung sein, die man sich wünscht. Wenn man sich jetzt anschaut, dass unser Spielfilm, der fast ausschließlich in Heilbronn spielt, ins Kino kommt, dann ist das für uns und die Region eine großartige Sache.
Gibt es einen Platz in Heilbronn, den Sie für Filmszenen besonders lieben?
Kröneck: Die schöne Natur, der Neckar mitten in der Stadt, aber auch die urigen Besenwirtschaften: All das können tolle Film-Locations sein. Und unsere Aufgabe ist es, diese so einzufangen, dass sie auch im Kino entsprechend wirken. Wir haben den letzten Spielfilm beispielsweise unter anderem an der Allee und im Parkhotel gedreht. Wenn jemand sagt, man könne in Heilbronn keinen Spielfilm drehen, dann sagt das für mich eher etwas über diese Person aus als über diese schöne idyllische Stadt und Region.
Interview: Teresa Zwirner
Zur Person
Andreas Kröneck ist Autor, Regisseur und gemeinsam mit Antonio Fernandes geschäftsführender Gesellschafter vom Filmstudio HNYWOOD.