Projekt KlimaFit für Unternehmen erstmals im Landkreis Schwäbisch Hall

Im Frühling ist das Projekt KlimaFit erstmals im Landkreis Schwäbisch Hall gestartet. Das Förderprogramm des Umweltministeriums Baden-Württemberg unterstützt Betriebe, Klimaschutz-Potenziale strukturiert auszuschöpfen.

KlimaFit
Der zweite Workshop fand bei AFS Airfilter Systeme statt. Interessant für die Teilnehmenden war das nachhaltige Energiekonzept des Neubaus mit Photovoltaik, Wärmepumpe, E-Ladesäulen und intelligenter Holz-Modulbauweise. Foto: KlimaFit


Fünf Unternehmen aus dem produzierenden und dienstleistenden Gewerbe nehmen an der ersten KlimaFit-Auflage im Landkreis Schwäbisch Hall teil, die derzeit stattfindet. In Calw, Ludwigsburg, Tübingen, dem Rems-Murr-Kreis und anderen Orten wurde das Projekt bereits durchgeführt, teils mehrfach.

Zertifizierung als „KlimaFit Betrieb“ nach erfolgreicher Teilnahme

Lokaler Projektträger für den Landkreis ist die WFG Schwäbisch Hall. Sie wird fachlich unterstützt vom Stuttgarter Beratungsunternehmen CMC-Sustainability. „Die Teilnahme steht jedem Betrieb offen. In erster Linie richtet sich das Projekt jedoch an Unternehmen, die am Anfang der Umsetzung betrieblicher Klimaschutzmaßnahmen stehen“, erklärt Klimaschutzmanagerin Caroline Schöner. „Die Betriebe entwickeln während des Projekts Klimaschutzleitlinien, sie legen Maßnahmen zur Emissionsreduktion fest und führen auch im Anschluss an die Projektphase die erarbeitete Treibhausgasbilanz fort.“ Nach erfolgreicher Teilnahme werden sie als „KlimaFit Betrieb“ zertifiziert.

Die Projektphase dauert acht Monate. Inzwischen haben bei allen Unternehmen Besichtigungen stattgefunden. Die Berater von CMC machten sich dabei ein Bild von den jeweiligen Liegenschaften, lernten die Abläufe im Betrieb kennen und identifizierten relevante Energieverbraucher. Derzeit erheben die Teilnehmenden ihre Energiedaten und erstellen eine Wesentlichkeitsanalyse. Basierend darauf werden dann die Emissionsquellen ermittelt, die größten Einsparpotenziale identifiziert und Maßnahmen zur Emissionsminderung definiert.

„Die Experten von CMC analysieren die Treibhausgasbilanz der Unternehmen und erarbeiten mit ihnen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung“, erläutert Schöner den Prozess. Die Berater helfen auch dabei, Fördermittel für Maßnahmen zu finden, die sich aus dem KlimaFit-Projekt ergeben. Nach der abschließenden Prüfung durch eine unabhängige Kommission erhalten die Unternehmen die Zertifizierung. Auf den während der Projektzeit ausgewerteten Daten und neu entwickelten Maßnahmen und Strukturen können die Betriebe dann aufbauen und sie weiterführen.

Austausch als Mehrwert

Im Rahmen des Projekts finden zudem vier halbtägige Workshops statt. Diese dienen der Wissensvermittlung, aber sie geben den Teilnehmenden auch die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. „Für uns bietet der Austausch mit anderen regionalen Unternehmern zum Klimaschutz einen Mehrwert, da wir unsere CO2-Bilanzierung mit der von anderen Unternehmen vergleichen können“, erklärt beispielsweise Anna Schmieg, Geschäftsführerin bei der Erzeugergemeinschaft OBEG Hohenlohe in Schrozberg, die am Projekt im Landkreis Schwäbisch Hall teilnimmt.

Kai Kuppinger, Geschäftsleiter der AFS Airfilter Systeme in Übrigshausen und ebenfalls Projektteilnehmer, hofft „auf eine zuverlässige und aussagekräftige Klimabilanz und auf Erkenntnisse, wie die Bilanz zu vergleichbaren Betrieben in unserer Branche und Region einzuordnen ist.“ Er ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt, auch wenn „Datenerfassung und Bestandsanalyse teilweise sehr zeitaufwändig sind“. Auch Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Maschinenbaudienstleisters Lorenz Hoffmann GmbH in Kreßberg-Oberstelzhausen nimmt am Projekt teil. „Unser Ziel ist die Integration eines Systems zur Steigerung der Wertschöpfung in Deutschland durch nachhaltige Investitionen in unser Managementsystem“, sagt er. Silvan Vogt, Geschäftsführer bei Reise-Service Vogt in Schrozberg, formuliert seine Erwartungen an das Projekt folgendermaßen: „Getreu dem Motto ,Miss es oder vergiss es‘ freuen wir uns, wenn die umgesetzten Maßnahmen einen positiven Einfluss auf die Treibhausbilanz der kommenden Jahre haben.“

Übrigens finden bereits erste Gespräche für eine zweite Auflage des Projekts KlimaFit statt. „Interessierte können uns kontaktieren. Und sobald wir fünf Unternehmen gefunden haben, kann die zweite Runde starten“, sagt Caroline Schöner.

Das sagen die Teilnehmer zu KlimaFit

Andreas Hoffmann, Geschäftsführer,
Lorenz Hoffmann GmbH,
Kreßberg-Oberstelzhausen

„Über einen persönlichen Kontakt sind wir auf KlimaFit gestoßen. Bereits im Vorfeld haben wir mehrere Beratungen im Rahmen der Projekte Keff, der Energieberatung Mittelstand durch das Steinbeis Zentrum sowie Energetische Beratungen bei Einzelprojekten gemacht.
Inzwischen nutzen wir beispielsweise unsere Abwärme der Drucklufterzeuger und Vakuumpumpen um zu heizen. Außerdem haben wir eine PV-Anlage zur Eigenstromerzeugung.
Unser Ziel ist die Zertifizierung mit dem Label KlimaFit und die Integration eines Systems in unser Managementsysten, um Kosten durch nachhaltige Investitionen einzusparen.“

„AFS entwickelt und stellt Luftreinigungsgeräte, Absaug- und Lüftungsanlagen überwiegend für die metallverarbeitende Industrie her. Mit unseren Produkten tragen wir damit täglich zur besseren und sauberen Luft unserer Kunden bei. Betrieblicher Umweltschutz ist also fest in unserer Firmenphilosophie verankert. Als wir über die WfG und das Landratsamt Schwäbisch Hall von KlimaFit erfahren haben, war für uns schnell klar, dass wir hier mitmachen.
Bereits bei unserem 2023 fertiggestellten Neubau haben wir bewusst großen Wert auf nachhaltiges Bauen und energiesparenden Betrieb gelegt: Die Büros wurden in Holz-Modulbauweise erstellt, das Gebäude hat einen sehr geringen Primärenergiebedarf und alle LED-Leuchten sind bewegungs- und helligkeitsgesteuert. In unseren Luftreinigungsgeräten und -anlagen setzen wir auf energieeffiziente Motoren und Ventilatoren der neuesten Generation.
Im Rahmen von KlimaFit haben wir einige Maßnahmen sofort umgesetzt, weitere sind bereits in Planung. Die Datenerfassung und Bestandsanalyse ist teilweise sehr zeitaufwändig, doch der Aufwand lohnt sich.
Am Ende hoffen wir auf eine zuverlässige und aussagekräftige Klimabilanz, und wie sie im Vergleich zu anderen Branchen und Regionen einzuordnen ist. Wenn wir dadurch das Bewusstsein für Klimaschutz bei Geschäftspartnern und Mitarbeitenden weiter steigern können, haben wir viel erreicht. Wir wollen ein Vorbild für andere sein und uns weiter aktiv am Klimaschutz beteiligen.“

Kai Kuppinger, Geschäftsleiter, AFS Airfilter Systeme GmbH, Übrigshausen

Anna Schmieg, Geschäftsführerin, OBEG Hohenlohe GmbH & Co. KG, Schrozberg

„Als Erzeugergemeinschaft biologisch wirtschaftender Landwirte liegt uns nachhaltiges Handeln und der Erhalt unserer Natur und unserer Erde sehr am Herzen. Deshalb ist es uns wichtig, systematisch unsere Energieverbräuche und Klimawirkung zu kennen, um daran arbeiten zu können, dauerhaft unsere Emissionen zu reduzieren.
Wir hatten bereits eine 2-Bilanzierung geplant und sind dann auf KlimaFit aufmerksam geworden. Der Austausch mit anderen regionalen Unternehmern zum Klimaschutz bietet für uns einen Mehrwert gegenüber einer eigenständigen CO2-Bilanzierung.
Zuvor haben wir bereits auf plastikfreie Verpackungen umgestellt, wir decken unseren Strombedarf mit einer eigenen PV-Anlage, beziehen Ökostrom und heizen unsere Gebäude mit nachwachsenden Rohstoffen. Wir versuchen die Transportwege möglichst kurz zu halten, unsere Mitarbeiter in Energiemanagement zu schulen und bei Investitionen auf effiziente Antriebe zu setzen.
Im Rahmen von KlimaFit planen wir den Druckluftverbrauch und den Energieverbrauch für die Getreidekühlung durch eine bessere Überwachung der Temperaturen in den Lagersilos deutlich zu reduzieren, um Energie einzusparen. Außerde, erhoffen wir uns von KlimaFit mit einer ersten CO2-Bilanzierung eine gute Basis für unser Ziel, unseren CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren und dadurch Energie und Kosten einsparen zu können.“

„Überzeugt hat mich der Ansatz von KlimaFit, mit der Aufstellung einer Treibhausgasbilanz einen ganzheitlichen Überblick über die Emissionen unseres Betriebes zu erhalten. Das dies unter der Hilfestellung von Experten und gemeinsam mit weiteren Unternehmen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall erfolgt, ist für uns  ein weiterer wichtige Faktor.
Bisher setzen wir an unserem Unternehmensstandort in Schrozberg regelmäßig Maßnahmen um, mit der wir die Nutzung unseres selbst erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien erhöhen können. Außerdem haben wir bereits einen Teil unserer Firmenwagen auf E-Autos umgestellt. Aus der Aufstellung der Treibhausgasbilanz erhoffen wir uns konkrete Aufschlüsse darüber, wo wir die größten Hebel für weitere Klimaschutzmaßnahmen ansetzen können. Getreu dem Motto „miss es oder vergiss es“ freuen wir uns, wenn die umgesetzten Maßnahmen einen positiven Einfluss auf die Treibhausbilanz der kommenden Jahre haben.“      

Silvan Vogt, Geschäftsführer, ReiseService VOGT GmbH & Co. KG, Schrozberg

Birgit Kalbacher

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