Umweltschonend, energieeffizient und gleichzeitig den höchsten Ansprüchen genügend: Die Anforderungen an Neubauten im Gewerbebereich sind hoch. Bauunternehmen zeigen, wie klimafreundliches Bauen in der Region funktioniert.
Wird ein Gebäude gebaut, entsteht eine enorme Menge CO₂: Rund 40 Prozent des weltweiten Treibhausgases werden durch die Baubranche verursacht. Allein bei der Herstellung von Baustoffen zur Errichtung und Modernisierung von Gebäuden werden etwa acht Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen produziert. „Wer seine Emissionen senken will, muss daher zuerst wissen, wie viel davon er an welcher Stelle ausstößt”, sagt Albert Dürr, geschäftsführender Gesellschafter der Wolff & Müller-Gruppe. Das Bauunternehmen aus Stuttgart baut bereits seit einigen Jahren CO₂-neutral. Bei Wolff & Müller werden dabei sowohl die direkten Emissionen, etwa der Strom-, Gas- und Dieselverbrauch, als auch die indirekten berücksichtigt, etwa im Bereich der Müllentsorgung.
„Die Basis bildet eine detaillierte Bilanz des unternehmenseigenen CO₂-Ausstoßes. Auf dieser Grundlage können Unternehmen dann einen wirksamen Emissions-Einsparplan erarbeiten”, erklärt Dürr. Damit letztlich auch das erbaute Gebäude klimaneutral wird, gilt es, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Den gesamten Lebenszyklus ins Visier nehmen
Dazu gehören unter anderem die Wahl des Baustoffs, die Energieeffizienz des Gebäudes, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Vermeidung von Emissionen während der Bauphase. „Bauen ist und bleibt eine energie- und materialintensive Tätigkeit, bei der Treibhausgase entstehen. Wir können jedoch die Prozesse in der Verwaltung und am Bau so steuern, dass wir weniger Energie verbrauchen und den Bedarf möglichst aus regenerativen Quellen decken”, sagt Dürr. Bei der Ökobilanz von Neubauten sollte dabei der gesamte Lebenszyklus ins Visier genommen werden. Ein Drittel der Treibhausgasemissionen entsteht laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bereits vor der Nutzung des Gebäudes. Daher sollte Nachhaltigkeit schon bei der Planung in den Blick genommen werden.
„Nicht nur Energie, auch Ressourcen gilt es einzusparen. Mit Blick auf Nachhaltigkeit ist es wichtig, möglichst gut und störungsfrei zu bauen. Hierfür nutzen wir beispielsweise digitale Methoden wie Building Information Management (BIM), durch das Bauwerke erst als virtuelles Modell und dann erst real entstehen”, sagt Albert Dürr. Beim Bau selbst gibt es ebenfalls Möglichkeiten, klimafreundlich zu handeln – beispielsweise durch die Erzeugung von eigenem Strom für den eigenen Verbrauch.
Fertighaushersteller im Vorteil
„Unsere momentan errichtete Produktionshalle wird mit eigenem Strom versorgt“, sagt Hans Volker Noller, Geschäftsführer der Fertighaus Weiss GmbH aus Oberrot-Scheuerhalden. „Energieüberschuss sowie die in der Produktion anfallenden Holzabfälle werden zur Beheizung der Halle genutzt, die mit einer Fußbodenheizung ausgestattet ist. In nachhaltigen Produktionshallen entstehen nachhaltige Häuser.“ Fertighaushersteller sind laut Hans Volker Noller dabei im Vorteil, da durch die Holzbauweise weniger CO₂ in der Produktion entsteht.
Holz als mögliche Schlüsseltechnologie
Ein gutes Beispiel dafür sei das neue Fertigungsgebäude der SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH in Waldenburg, das schon einige Preise gewonnen hat, meint Architekt Sven Haustein aus Schwäbisch Hall. „Der Einsatz von Holz beim Bau kann als Schlüsseltechnologie für das nachhaltige Bauen gelten, da die im Holz gespeicherte CO₂ auf die Dauer seiner Nutzung gespeichert wird und damit dem CO₂-Kreislauf zunächst entzogen ist.“
Im Gegenteil dazu seien die üblichen eingesetzten Baustoffe Beton, Stahl und Aluminium mit einem hohen Verbrauch an Ressourcen verbunden. Vom klimaneutralen Bauen ist die gesamte Baubranche zwar noch entfernt, doch Hans Volker Noller freut sich über die aktuelle Entwicklung: „Heute ist klimafreundliches Bauen möglich, das Treibhausgasemissionen einspart.“
Teresa Zwirner