Diak Schwäbisch Hall und Klinikum Crailsheim sehen sich fachlich gut aufgestellt

Von einer „Revolution“ sprach Gesundheitsminister Karl Lauterbach nach Verabschiedung der Krankenhausreform durch das Bundeskabinett Mitte Mai. Wie sehen das die Verantwortlichen im Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall und im Klinikum Crailsheim? Wir haben nachgefragt.

Krankenhausreform
Bis Ende 2025 soll auf dem Dach des Klinikums Crailsheim ein Hubschrauberlandeplatz entstehen. Foto: Klinikum Crailsheim

Die beiden großen Eckpfeiler der Krankenhausreform sind eine andere Finanzierung – Vorhaltepauschalen statt Fallpauschalen – und eine höhere Qualität durch eine Spezialisierung der Kliniken. Dafür sollen nicht mehr flächendeckend alle Behandlungen und Operationen angeboten werden.

Derzeit rechneten 93 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland damit, 2024 kein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erreichen, erklärt Markus Wagner, Pressesprecher des Diakoneo. Defizite müssen von den Krankenhausbetreibern ausgeglichen werden. Im Fall des Klinikums Crailsheim ist das der Landkreis Schwäbisch Hall und beim Diak Schwäbisch Hall das Diakoneo.

Keine weiteren Einsparungen mehr möglich

Gründe für die hohen Defizite sieht Werner Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Crailsheim und der MVZ Crailsheim GmbH, im derzeitigen Finanzierungssystem: „Die Krankenhäuser können selbst keine Preise festlegen und so die Kostensteigerungen ausgleichen. Und die staatlich vorgegebene Fallpauschalenvergütung reicht bei Weitem nicht aus.“ Aus Sicht von Diakoneo-Presseprecher Wagner resultiert die Lage aus grundlegenden politischen Fehlern im Gesundheitssystem. Angesichts erschwerter Rahmenbedingungen sei das Limit erreicht, allgemeine Kostensteigerungen weiterhin durch Synergieeffekte, Effizienzerhöhung und vermehrte Fallzahlen zu kompensieren.

Aufgrund der bereits seit längerem hohen Defizite des Diak Schwäbisch Hall steht Diakoneo finanziell unter Druck und ein Verkauf des Diak oder ein mögliches Kooperationsmodell eventuell mit dem Landkreis Schwäbisch Hall im Raum. Nach Angaben von Diakoneo steigen die Verluste demnach von 5,9 Millionen Euro 2022 auf 19,5 Millionen Euro im Jahr 2027. Aktuell würden laut Markus Wagner diverse Angebote geprüft. Mit einer Entscheidung werde im Sommer gerechnet.

Landkreis Schwäbisch Hall braucht zwei Kliniken

Landrat Gerhard Bauer ist überzeugt, dass der Landkreis aufgrund seiner großen Fläche und auch mit Blick über die Kreisgrenzen hinaus auch künftig zwei Kliniken braucht. Ohne Anpassungen, welche die Unterfinanzierung des Systems abfederten, sieht er die Mehrkosten auf den Schultern von Landkreis und Kommunen lasten. Die Folge seien weitere Gebührenerhöhungen, die dann zu Lasten der Standortattraktivität gingen.

Krankenhausreform
Einziger Zentralversorger für die Region: Das Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall. Foto: Diak Klinikum Schwäbisch Hall

Welche generellen Auswirkungen die Krankenhausreform auf die Krankenhäuser haben werde, sei derzeit noch nicht abzuschätzen, so Schmidt, da bisher eine Auswirkungsanalyse des Bundes fehle und damit auch die Grundlage für Berechnungen über die Auswirkungen. „Zahlreiche Detailfragen sind noch nicht geklärt“, bestätigt Markus Wagner. Auch könnten aus seiner Sicht bis zur konkreten Umsetzung noch Jahre vergehen. Werner Schmidt fordert, dass in jedem Fall die massive Unterfinanzierung der Krankenhäuser beseitigt werden müsse.

Beide Krankenhäuser zeigen sich optimistisch

Derzeit zeigen sich die beiden Krankenhäuser im Landkreis Schwäbisch Hall optimistisch. „Die Stärke des Diakonie-Klinikums Schwäbisch Hall ist seine Rolle als einziger Zentralversorger für eine ganze Region. Wir halten viele Fachabteilungen und spezielle Expertisen vor und sind als überregionales Traumazentrum ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung“, erklärt Markus Wagner. Mit seinem umfassenden medizinischen Angebot könne das Diak dem Großteil seiner Patienten moderne Diagnose- und Behandlungsangebote bieten.

Ähnlich zuversichtlich äußert sich Werner Schmidt: „Nach heutigem Stand erfüllt das Klinikum Crailsheim alle Voraussetzungen für ein Haus der Grund- und Regelversorgung. Unsere Schwerpunkte Chirurgie, Orthopädie, Kardiologie, Gastroenterologie, Akutgeriatrie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die 24/7-Notfallversorgung sind nach allem, was uns bisher bekannt ist, nicht gefährdet.“ Zumal das Klinikum Crailsheim neben dem Anbau derzeit die Ausschreibungsunterlangen für den Hubschrauberlandeplatzes auf dem Dach des Klinikanbaus erstellt. Das mit knapp 4,5 Millionen Euro veranschlagte Projekt erhält Fördermittel aus dem diesjährigen Jahreskrankenhausbauprogramm des Landes Baden-Württemberg. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant.

Von Birgit Kalbacher