Kocherwerk: anfassen und ausprobieren

Neu eröffnet: Das Kocherwerk in Forchtenberg-Ernsbach lässt Industriegeschichte lebendig werden. Foto: Nik Würth

Das Kocherwerk lädt Jung und Alt dazu ein, die Entwicklung der Schrauben- und Befestigungsindustrie in Hohenlohe kennenzulernen – nicht ehrfürchtig und distanziert, sondern hautnah und handfest. Tüfteln, rätseln, spielen – alles erlaubt.

Geschichte bewahren, um Zukunft möglich zu machen: So könnte man die Idee hinter dem Kocherwerk auf den Punkt bringen. Dokumente, Fotografien, interaktive Elemente und Ausstellungsstücke nehmen Besucher mit auf eine Zeitreise von den Anfängen der Industrialisierung im Kochertal bis heute.
Das Gebäudeensemble, in dem auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Entwicklung der Hohenloher Schraubenindustrie erlebbar gemacht wird, ist selbst ein historisches Schmuckstück, das in den vergangenen drei Jahren aufwändig restauriert und saniert wurde.

Hier hat 1898 die Firma L. & C. Arnold mit der ersten industriellen Schraubenproduktion begonnen. Aus dieser Keimzelle heraus ist in der Region eine erfolgreiche Branche rund um Produktion und Handel von Schrauben und Verbindungselementen entstanden. Das Kocherwerk ist Ursprung und Wiege des Hohenloher Montage- und Befestigungsclusters, das heute aus gut 30 Unternehmen besteht – einige davon weltbekannt.

Lounge, Labor und Werkstatt

Die „Lounge“ des Kocherwerks im ältesten Gebäudeteil gibt einen Einblick in die Vergangenheit der Unternehmen und Unternehmer dieser Branche. In gemütlicher Atmosphäre kann man in alten Katalogen schmökern, multimedial Infos zu verschiedenen Firmen abrufen oder auch über das ein oder andere kuriose Ausstellungsstück schmunzeln. Im „Labor“ vermitteln interaktive Einheiten an sechs Tischen, wie aktuell und unverzichtbar Verbindungstechnik bis heute ist. Hier dürfen Interessierte ihr Wissen spielerisch testen oder selber Schrauben und Gewinde herstellen. Dabei erhalten sie Einblicke in technische Zusammenhänge, physikalische Besonderheiten und innovative Entwicklungen der Befestigungsbranche.

In der „Werkstatt“, einem multifunktionalen Raum für Workshops und Aktionen, können Besucher selbst Hand anlegen und erfahren, wie viel Spaß es macht, mit Schraubenzieher oder -schlüssel zu arbeiten. Darüber hinaus ist geplant, den Raum für Vorträge und Veranstaltungen zu nutzen –eine Möglichkeit, die auch interessierten Unternehmen offenstehe.

Mit dem Kocher verbunden

Lage und Geschichte des historischen Mühlengebäudes spiegeln sich im Namen „Kocherwerk“ wider. „Wir haben bewusst auf das Wort ,Schraube‘ verzichtet, weil es im Befestigungscluster um weit mehr geht. Stattdessen wollten wir die Verbindung zum Kocher betonen. Bis heute treibt der Mühlkanal Turbinen von 1934 an, die Strom produzieren. Und ,Werk‘ verdeutlicht die Geschichte des Gebäudes als Fabrik, kann aber auch im Sinne von Tüfteln und Lebenswerk verstanden werden“, sagt Maria Würth, die gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Space4 aus Stuttgart die Ausstellung konzipiert hat. „Diese Verbindung drückt sich auch im Logo aus, das die Windungen des Kochers und die ikonische Architektur des Sheddachs der einstigen Schraubenfabrik repräsentiert“, ergänzt sie.

Die Macher wollen das Kocherwerk als Angebot für Jung und Alt verstanden wissen, als Ort der Begegnung, an dem man ganz zwanglos und bei freiem Eintritt mehr über das Befestigungscluster erfahren kann. Vor allem jungen Menschen soll ein Zugang ermöglicht werden, damit die Erfolgsgeschichte der Branche auch in Zukunft fortgeschrieben wird. Das Bistro, betrieben von Panorama Catering, lädt mit Leckerbissen aus der Region zum Verweilen auf der Terrasse ein.

Dirk Täuber