Gipfeltreffen der Weltmarktführer 2021: „Kontinuität ist sehr wichtig“

Letztes Jahr auf der Bühne, dieses Jahr nur auf dem Bildschirm: Walter Döring, der Initiator des Gipfeltreffens der Weltmarktführer, wird nur online auftreten. Foto: Hans Kumpf

Normalerweise findet das Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall statt. Dieses Jahr ist es aufgrund von Corona eine reine Onlineveranstaltung. Im Interview erläutert Initiator Walter 
Döring, welche Erwartungen er damit verbindet und wieso ihm der regionale Bezug am Herzen liegt.

Aufgrund von Corona findet das 
Gipfeltreffen der Weltmarktführer in diesem Jahr nur online statt. Wie 
stehen Sie zu diesem neuen Format?

Walter Döring: Wir haben lange diskutiert und sind übereinstimmend zu dem Beschluss gekommen, die Veranstaltung online durchzuführen, weil wir die Kontinuität wahren wollen. Das Gipfeltreffen ausfallen zu lassen, wäre eine sehr schlechte Alternative. Ein Jahr ohne Gipfeltreffen hätte zu Verwirrung, schlimmstenfalls zum Abbruch der Veranstaltungsreihe führen können. Das wollten wir verhindern. Kontinutität ist sehr wichtig. Ich war anfangs skeptisch bezüglich des Onlineformats, aber nachdem ich gesehen habe, dass die Top-Referenten, die bereits für die ursprünglich geplante Präsenzveranstaltung zugesagt hatten, ihre Teilnahme auch für den Online-Gipfel bestätigt haben, bin ich es nicht mehr. Das Gipfeltreffen wird auch online funktionieren.

Haben die Corona-Situation und das neue Format auch Einfluss auf die 
Themen des Gipfeltreffens?

Döring: Nein. Wir haben es im Großen und Ganzen bei dem belassen, was wir ursprünglich vorhatten. Aber ich gehe davon aus, dass die Referenten auch einfließen lassen, wie sich das von der Pandemie geprägte vergangene Jahr auf die jeweiligen Unternehmen wirtschaftlich ausgewirkt hat. Ich bin zum Beispiel sehr gespannt, was Ola Källenius von Daimler oder Gunnar Herrmann von Ford – beides große Automobilhersteller – berichten werden. Die hatten ja eine echte Berg- und Talfahrt, wenn man die letzten acht bis zehn Monate betrachtet.

Neben Källenius und Herrmann haben sich zahlreiche weitere namhafte Referenten aus Wirtschaft und Politik angekündigt. Über welche Zusagen haben Sie sich besonders gefreut?

Döring: Ich freue mich immer über jeden Referenten. Das sind alles sehr gefragte Top-Leute. Und wenn sie sich die Zeit nehmen, um am Gipfeltreffen teilzunehmen, ist das eine tolle Sache. Ich freue mich, dass die Bundesminister Helge Braun und Peter Altmaier, der auch Schirmherr der Veranstaltung ist, virtuell an der Konferenz teilnehmen. Ich freue mich, dass Kaliber wie Ola Källenius und viele weitere dabei sind. Besonders freut mich, dass Lars Feld, der bedauerlicherweise von Olaf Scholz abgeschossen wurde als Vorsitzender der Wirtschaftsweisen, dabei bleibt. Von ihm erwarte ich einen Einblick und Ausblick auf das Jahr nach der Corona-Pandemie. Das sind jetzt aber keine Wertungen. Erfreulicherweise ist es uns gelungen, wieder eine ausgesprochen hochkarätige Riege an Referenten für das Gipfeltreffen zu gewinnen.

Wird es wie in den Vorjahren auch wieder Special Guests geben, etwa Prominente aus dem Sport?

Döring: Wir haben in diesem Jahr eine andere Konstellation. Der CEO-Abend, der Kaminabend im kleineren Kreis, entfällt. Auch der Gala-Abend findet nicht statt, weil sich das virtuell nicht so darstellen lässt. Das waren immer Programmpunkte, bei denen die Special Guests überwiegend ihre Auftritte hatten. Aber wir überlegen uns derzeit noch Alternativen.

Themen und Inhalte lassen sich online transportieren, aber das Rahmenprogramm und der persönliche Austausch unter den Teilnehmern müssen entfallen. Lässt sich das kompensieren?

Döring: Wir versuchen es mittels der Master-Classes, die in kleineren Personenkreisen stattfinden werden und somit auch online den Austausch ermöglichen. Die persönliche Begegnung und sich in die Augen zu schauen, wenn man miteinander spricht, das fehlt natürlich. Mir werden auch die Würth-Philharmoniker sehr fehlen, die sonst den ersten Kongressabend geprägt haben. Die wunderbare Musik war immer ein Highlight und prima zur Entspannung. Auch die Begegnungen in den Pausen oder beim Abendessen werden fürs Networking fehlen. Aber um es nochmals deutlich zu machen: Wir wollen das Gipfeltreffen nicht abbrechen lassen, sondern in diesem Jahr die Möglichkeit nutzen, es online in Teilen aufrecht zu erhalten.

Ist das Onlineformat also doch eine Notlösung oder bietet es auch Vorteile?

Döring: Die Wirtschaftswoche als Veranstalter hat bereits gute Erfahrungen mit Onlinekongressen gemacht. Das hat uns in der Entscheidung bestärkt. Für die Referenten ist es einfacher, weil sie ihre Vorträge nun vom Büro aus halten können. Die Reisen fallen weg. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Teilnehmer einen Vorteil darin sehen, nur gezielt bei den Vorträgen, die sie interessieren, einzuschalten. Ich bin sehr gespannt, wie das Angebot angenommen wird.

Haben sich die Anmeldezahlen im Vergleich zum Vorjahr verändert?

Döring: Bislang entwickeln sich die Anmeldezahlen ähnlich wie in den Vorjahren. Ich könnte mir vorstellen, dass wir sogar mehr Teilnehmer haben werden, da es zum einen preislich günstiger, zum anderen für manche bequemer ist, da die Anreise entfällt.

Das Gipfeltreffen war immer auch ein Highlight für Schwäbisch Hall. Online spielt ein Veranstaltungsort keine Rolle mehr. Finden Sie das schade?

Döring: Mir ist trotz des Onlineformats wichtig, den Bezug zu Schwäbisch Hall zu halten. Klar ist: Das Gipfeltreffen der Weltmarktführer ist eine Veranstaltung von und mit Schwäbisch Hall. Natürlich ist es schade, dass der Ort in diesem Jahr nicht zum Tragen kommt. Ganz entscheidend zum Flair der Veranstaltung haben neben dem großen Saal in der Bausparkasse auch Locations wie das Würth-Kunstmuseum, das Carmen-Würth-Forum oder das Globe Theater beigetragen. Das waren Highlights, die wir im Unterschied zu anderen Kongressen hier bieten konnten. Darum hoffen wir auch, dass das im Februar 2022 wieder möglich sein wird. Um auch in diesem Jahr die Kontinuität zu wahren, habe ich großen Wert darauf gelegt, dass Hermann-Josef Pelgrim, der Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall, ein Grußwort sprechen wird, dass auch Würth und die Bausparkasse präsent bleiben. Für mich ist klar: Schwäbisch Hall ist und bleibt das Zentrum des Gipfeltreffens der Weltmarktführer.

Sie wollen also Schwäbisch Hall die Treue halten und wieder zur Präsenzveranstaltung zurückkehren?

Döring: Auf jeden Fall – und die gesteigerte Impfquote stimmt mich optimistisch, dass das 2022 wieder in Präsenz klappen kann. Das Gipfeltreffen muss in Schwäbisch Hall bleiben. Der regionale Bezug ist mir sehr wichtig und wir tragen ihm auch in diesem Jahr – trotz Onlineformat – mit Referenten und Rednern aus der Region Rechnung.

Es war aber auch geplant, ein Gipfeltreffen in China zu veranstalten. Wie ist da der Stand der Dinge?

Döring: Wir haben das natürlich im Jahr 2020 absagen müssen. Dabei stand schon alles fest, was Programm und Referenten anbetrifft. Wir planen das jetzt im Herbst 2021 – aber ebenfalls online. 2022 soll es dann auch in China vor Ort durchgeführt werden.

Könnten Sie sich, beispielsweise mit Blick auf internationale Referenten, künftig auch ein hybrides Angebot aus Präsenz und Online vorstellen?

Döring: Wir werden sehr genau beobachten, wie das jetzt im Juni online funktioniert. Ich schließe nicht aus, dass wir aufgrund der Erfahrungen mit Corona und auch der positiven Erfahrungen mit anderen Onlineveranstaltungen künftig sowohl Präsenzkarten als auch Onlinezugänge anbieten, etwa für Gäste, die eine sehr weite Anreise hätten. Ich halte das für eine denkbare Möglichkeit. Der Schwerpunkt muss aus meiner Sicht aber auf der Präsenzveranstaltung bleiben.

 

Interview: Dirk Täuber

 

Zur Person: Dr. Walter Döring war von 1996 bis 2004 stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister 
des Landes Baden-Württemberg. 
Als Inhaber der Akademie Deutscher 
Weltmarktführer (ADWM) veranstaltet er seit mehr als zehn Jahren das 
Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall.