Landrat Gerhard Bauer ist trotz vieler Herausforderungen optimistisch

Der Landkreis Schwäbisch Hall ist wirtschaftlich stark und attraktiv, steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen. Landrat Gerhard Bauer blickt dennoch optimistisch in die Zukunft.

Landkreis Schwäbisch Hall
Gute Nachricht: Den Förderbescheid über mehr als 23 Millionen Euro für den Breitbandausbau nimmt Landrat Gerhard Bauer (links) als Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Breitband Schwäbisch Hall vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Thomas Strobel entgegen. Foto: Landratsamt Schwäbisch Hall

Dass der Landkreis Schwäbisch Hall so gut da steht, ist nicht zuletzt auf die konsequente Investitions- und Förderpolitik der vergangenen Jahre zurückzuführen. Dazu gehört etwa die Instandhaltung und Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur wie Schulen, Breitband, Krankenhäuser und Straßen. Immer weiter steigende Sozialausgaben und neue Aufgaben schränken die finanziellen Spielräume der Kommunen ebenso wie des Landkreises jedoch zunehmend ein. Landrat Gerhard Bauer spricht nicht mehr nur von einer schwierigen, sondern einer langsam dramatisch werdenden finanziellen Lage. „Dabei hat die öffentliche Hand weniger ein Einnahme- als ein Ausgabeproblem“, so Bauer. Als Beispiele nennt er das Bundesteilhabegesetz sowie die steigenden Personalkosten durch tarifliche Abschlüsse und notwendiges, zusätzliches Personal unter anderem für den Ausbau der Ganztagesbetreuung.

Landkreis Schwäbisch Hall als attraktiver Arbeitgeber

Dem Fachkräftemangel versucht der Landkreis mit diversen Angeboten und Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeitende sowie Praktikums- und Ausbildungsplätzen entgegen zu wirken und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.

Eine langfristige Strategie ist die Ausbildung des Nachwuchses: „Mit eigenen Ausbildungsmaßnahmen entwickeln wir die Führungskräfte von morgen“, so Bauer. „Parallel automatisieren wir Prozesse im Verwaltungsablauf beziehungsweise entwickeln sie durch KI weiter, um die Mitarbeitenden zu unterstützen. Auch sind wir in der Anfangsphase einer Kooperation mit dem KommHUB BW, welcher KI-basierte Anwendungen in der Praxis testen wird.“

Landrat sieht Potenzial beim Thema Digitalisierung

Aus Sicht des Landrats ließen sich mit etwas weniger hohen gesetzlichen Standards und Perfektionismus – Stichwort Bürokratieabbau – einige Kosten reduzieren. Weiteres Potenzial sieht er in der Bündelung von Online-Diensten und einer schnelleren Umsetzung von Genehmigungsprozessen durch ihre Digitalisierung.

Gute Nachrichten gibt es hier beim Thema Breitband: Der Zweckverband Breitband Landkreis Schwäbisch Hall erhält für den weiteren Ausbau vom Land Baden-Württemberg mehr als 23 Millionen Euro. Mit dem Zweckverband, so Bauer, habe der Breitbandausbau im Landkreis und den Nachbarkommunen Waldenburg und Pfedelbach so richtig Fahrt aufgenommen. „Aus den kleinteiligen Bemühungen der einzelnen Gemeinden, unterversorgte Bereiche zu beseitigen, ist ein schlagkräftiger Zweckverband geworden.“ Mit den bisherigen Fördermitteln und Investitionen „werden wir alle unterversorgten Bereiche mit einem flächendeckenden gigabitfähigen Netz ausbauen und selbst in der Hand haben, wo und wie gebaut wird“, erklärt Bauer.

Ebenfalls eine zentrale Rolle, gerade im ländlicheren Raum und auch mit Blick auf den Klimaschutz, spielt der weitere Ausbau des ÖPNV. Unter anderem stehen die Fortschreibungen des Nahverkehrsplans und des Kreisradnetzes an. Sorgen bereiten dem Landrat die Probleme beim Schienennahverkehr. „Zusammen mit dem Hohenlohekreis haben wir das Ziel, die Elektrifizierungslücke zwischen Öhringen-Cappel und Schwäbisch Hall-Hessental zu schließen“, so Bauer. Zudem liegt derzeit das Ergebnis der Machbarkeitsstudie für die Murrbahn – diese müsste für einen attraktiven Schienenverkehr zwischen Backnang und Hessental zweigleisig ausgebaut werden – beim Bundesverkehrsministerium.

Gemeinsame Wärmeplanung der Kommunen

Beim Thema Wärmeplanung unterstützt der Landkreis die Kommunen. „24 unserer Kommunen im Landkreis haben sich bei der Frage der kommunalen Wärmeplanung über unsere WfG und das Klimazentrum zusammengeschlossen, um interkommunal zu planen“, erklärt Landrat Bauer. Gleiches gelte für die gemeinsame Klimaschutzstrategie. Jedoch herrsche bei beiden Themen aktuell große Unsicherheit, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Förderung der kommunalen Wärmeplanung. „Dies ist ein Paradebeispiel, wie es nicht laufen darf. Zunächst werden sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, um später an der Zuwendungsfrage zu scheitern.“ Bauer fordert auf Bundes- und Landesebene ein grundsätzliches Umdenken bei der Verteilung neuer Aufgaben und ihrer Finanzierung sowie eine Überprüfung der Standards sowie deren Notwendigkeiten.

Mit seiner 20-jährigen Erfahrung als Landrat bleibt Gerhard Bauers Blick für die Zukunft des Landkreises Schwäbisch Hall optimistisch. Nach Corona kehre sukzessive das gesellschaftliche Miteinander zurück, es würden interkommunale Kooperationen geschlossen und die innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen sorgten für Wirtschaftskraft. „Die anstehenden Herausforderungen werden der Kommunalpolitik und der Bevölkerung viel abverlangen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass diese Entscheidungen und möglichen strukturellen Veränderungen mittelfristig dem Landkreis zugutekommen werden.“

Birgit Kalbacher