Langer Graben in Schwäbisch Hall wird zum smarten E-Parkhaus

Seit Mitte Dezember können E-Fahrzeuge im Parkhaus Langer Graben Strom tanken. Durch das intelligente System hinter der Ladeinfrastruktur haben alle Ladepunkte eine konstante Ladeleistung. Foto: Stadtwerke Schwäbisch Hall/Ufuk Arslan

Im sanierten Parkhaus Langer Graben in der Haller Innenstadt wurden über 100 Ladepunkte installiert. Die Stadtwerke haben dort einen E-Ladepark mit intelligentem Ladelastmanagement realisiert. Wissenschaftlicher Partner des Projekts ist die Hochschule für Technik in Stuttgart.

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall und der Landkreis haben als gemeinsame Eigentümer das Parkhaus Langer Graben saniert. Seit Mitte Oktober 2021 ist die Parkstätte nach den knapp zweijährigen Modernisierungsarbeiten wieder geöffnet. Die  Sanierung wurde auch dafür genutzt, E-Ladeinfrastruktur in dem Gebäude aus den 1980er Jahren aufzubauen.

„Ein umfassendes Angebot von Stromtankstellen gehört zu einer modernen Parkstätte in einer Stadt mit der Größenordnung von Schwäbisch Hall dazu“, erklärt Martin Menschl. Er ist Leiter der Abteilung Planung und Projektierung bei den Stadtwerken. „Schon vor der Planung waren uns die Herausforderungen bewusst, die ein Aufbau von Ladeinfrastruktur in diesem Umfang bedeutet. Bei einer klassischen Einbindung der Ladepunkte hätten wir das Netz enorm verstärken und viele zusätzliche Kabel verlegen müssen. Das wäre kostenintensiv geworden.“

Stattdessen entschieden sich die Stadtwerke Schwäbisch Hall für ein innovatives Konzept: Ein kaskadierendes Anschlusssystem mit intelligenten Verteilerboxen der Firma Enisyst GmbH ist die Basis für ein hoch effizientes Ladelastmanagement.

Förderprogramm „Intelligente Netzanbindung von Parkhäusern“

Als wissenschaftlicher Partner unterstützt die Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) das Vorhaben: durch die Entwicklung von KI-basierten Methoden zur Vorhersage und Bewertung von Ladezyklen sowie zur Vorhersage der Parkhausauslastung. Ziel ist unter anderem die Prognose der gebündelten Kapazitäten, um damit am Strommarkt teilnehmen zu können.

Da das Projekt mit dem Namen „Smart_E_Park“ Vorzeigecharakter hat, kam es auch beim Förderprogramm „Intelligente Netzanbindung von Parkhäusern und Tiefgaragen“ des Landes Baden-Württemberg zum Zug. Knapp 262.000 Euro an Fördergeldern fließen in das Projekt. Insgesamt hat es ein Investitionsvolumen von rund 654.000 Euro.

Smartes Verteilersystem

Nach der abgeschlossenen Sanierung stehen im Parkhaus zunächst 108 Ladepunkte mit je maximal 22 Kilowatt Ladeleistung zur Verfügung. Die Ladesäulen sind seit Mitte Dezember in Betrieb. „Je nach Bedarf können wir erweitern“, sagt Gebhard Gentner, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch Hall. „Alle der knapp 500 Parkplätze sind bereits für E-Ladeinfrastruktur vorbereitet.“

Eingebunden sind die Ladepunkte in ein smartes Verteilersystem auf Basis der intelligenten Verteilerboxen „eni.hub“ von Enisyst. Die eingebauten und mit dem Internet verbundenen Controller in den Verteilboxen ermöglichen ein lokales intelligentes Last- und Lademanagement, das zunächst eine Überlastung der Anschlussleitungen zum Verteiler verhindert.

Zusätzlich sind weitere Ladelastmanagement-Controller pro Parkebene und ein zentraler Controller in der Hauptverteilung vorgesehen. Alle kommunizieren mit den verteilten Systemen. „Durch diese verteilte Intelligenz können wir teure Stromspitzen vermeiden und eine verstetigte Leistung für jeden Ladepunkt gewährleisten“, erklärt Planungs- und Projektierungsleiter Martin Menschl. „In Ergänzung binden wir den E-Ladepark an unser Venios-System an und können durch Netzzustandsprognosen jederzeit einen netzdienlichen Betrieb sicherstellen.“

KI-System und Monitoringsystem sollen folgen

Das ist auch der Verknüpfungspunkt zur HFT, mit der die Stadtwerke Schwäbisch Hall beim Aufbau und Umsetzung der Ladeinfrastruktur kooperieren. Vorgesehen ist, dass die Lehranstalt den vor Ort entstehenden Datenumfang nutzt und analysiert. Daraus soll ein noch zu entwickelndes KI-basiertes System das Ladelastmanagement mithilfe von Prognosen der Parkhausbelegung, des Ladezustands der Fahrzeuge und des Ladeverhaltens automatisch optimieren.

Außerdem ist geplant, ein Monitoringsystem mit automatisierter Verifizierung der Daten und Fehlstellenkorrektur aufzubauen. Eine mobile App, zum Beispiel zur Ladepunktbuchung, soll den Nutzerkomfort rund um den Ladevorgang erhöhen.