Leichte Sprache – schwer zugänglich

Sprache ist der Schlüssel zur Teilhabe an der Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass jeder Bürger Teil des gesellschaftlichen Dialogs werden kann. Für Menschen mit einer geistigen Behinderung ist das nicht immer einfach. Das Zauberwort heißt: Leichte Sprache.

Es passiert immer wieder: Bei Behördengängen, auf Webseiten oder an öffentlichen Plätzen sieht man sich mit einer Vielzahl von Informationen konfrontiert, die man verarbeiten und wissen sollte. Als geistig gesunder Bürger ist das selten ein Problem. Aber wie kommen Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Behinderung mit all diesen Informationen klar? Wie können sie sich im Wörterdschungel zurechtfinden? Gerade bei komplexeren Angelegenheiten sind Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oft auf Hilfe angewiesen – auch in Sachen Sprache.

Immer mehr Städte, aber auch andere öffentliche Einrichtungen, Behörden oder Botschaften, übersetzen daher ihre Webseiten in eine leicht verständliche Sprache – die sogenannte Leichte Sprache. Kennzeichnend dafür sind unter anderem kurze Sätze mit einer einfachen Wortwahl, die oft nur eine Information enthalten. Auf bildhafte Erklärungen, Sonderzeichen oder abstrakte Begriffe wird verzichtet. So soll eine barrierefreie Kommunikation für alle möglich werden.

Kaum Anwendung im ländlichen Raum

Was in Großstädten bereits weitgehend Standard ist, findet im ländlichen Raum bisher wenig Anwendung. So gibt es auch in Heilbronn-Franken noch Handlungsbedarf in diesem Bereich: Auf den Webseiten der Stadtverwaltungen Heilbronn, Schwäbisch Hall und Crailsheim – den größten Städten der Region – findet man derzeit noch kein – oder nur sehr wenig – Informationsmaterial in Leichter Sprache. Dass dies eine große Hürde für Menschen darstellen kann, die darauf angewiesen sind, dessen ist sich Christian Britzke, Pressesprecher der Stadt Heilbronn, bewusst: „Generell sind die Themen Inklusion und Barrierefreiheit längst in Heilbronn angekommen.“ Die Leichte Sprache sei ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zu einer inklusiven Stadt. „Aktuell wird eine neue Webseite für Heilbronn entwickelt, die – zumindest in wichtigen Teilen – in Leichter Sprache und auch in Gebärdensprache abrufbar sein wird.“ Unterstützung brachte hierbei die Einstellung der städtischen Inklusionsbeauftragten.

Auch in Schwäbisch Hall und Crailsheim soll es 2019 neue Versionen der städtischen Homepages geben, wo dann auch Seiteninhalte in der leichter zugänglichen Sprache vorhanden sein sollen. Welche das sein werden, steht derzeit jedoch noch nicht konkret fest. „Im Vorfeld wird sich eine Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit ab August in einer Fortbildungsreihe mit der Leichten Sprache auseinandersetzen“, betont Michaela Butz, Pressesprecherin der Stadt Crailsheim.

Die Bereitstellung und der einfache Zugang zu Materialien in Leichter Sprache sollte das Zukunftsziel der Städte und Gemeinden in Heilbronn-Franken sein. Dann ist der nächste Schritt zu einer inklusiven Region getan.

Louisa Holz/Lydia-Kathrin Hilpert