„Mehr als ein Strohfeuer“

Wann gilt ein Produkt als innovativ? Das wollten wir vom Ventilatorenbauer EBM-Papst wissen. Dieser kennt sich schließlich mit Innovationen aus. Denn schon Firmengründer Gerhard Sturm war der Überzeugung, dass jedes neue Produkt besser sein muss als sein Vorgänger. Doch wie schafft man das?

Beständigkeit ist in einer Ehe wünschenswert, auch im Job ist sie nicht verkehrt und in Sachen Gesundheit hätte wohl auch niemand etwas dagegen. Bei Wirtschaftsunternehmen allerdings ist Beständigkeit zumindest in einem Bereich doch eher kontraproduktiv – in der Forschung und Entwicklung. Firmen, die am Puls der Zeit sein wollen, müssen ihre Produkte weiterentwickeln und innovativ sein. Das heißt natürlich nicht, dass Altbewährtes nicht zum Erfolg führt. Doch man muss auch den Anforderungen der Kunden und der Technik Genüge tun.

So wie der Ventilatorenhersteller EBM-Papst aus dem hohenlohischen Mulfingen. Schon dessen Gründer Gerhard Sturm postulierte 1963: „Jedes neue Produkt muss seinen Vorgänger ökologisch und ökonomisch übertreffen.“ Bis heute hält das Familienunternehmen diesen Leitsatz in Ehren – und schafft es, ihn zu erfüllen. „EBM-Papst hat auf nachhaltige Technologien gesetzt, lange bevor es andere taten“, weiß Stephan Arnold, der seit Juli neuer Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung (F&E) ist. „Doch der Wettbewerbsdruck nimmt zu, das wird auf den Fachmessen deutlich.“ Daher sei einiges an Anstrengung nötig, um den Vorsprung zu halten. „Wir sind nicht die Günstigsten, also müssen wir andere Attribute definieren. Wettbewerbsfähigkeit bedeutet, in den kommenden Jahren durch technische und ökonomische Alleinstellungsmerkmale der entwickelten Produkte hohe profitable Marktakzeptanz zu erreichen und auf die richtigen Geschäftsfelder zu setzen“, erklärt der 55-Jährige.

Wandlungsfähig sein und bleiben

Ein Alleinstellungsmerkmal ist etwa die Green-Tech-Philosophie: ressourcenschonend in der Herstellung, energieeffizient im Betrieb sein. EBM-Papst hat seine gesamte Strategie darauf ausgerichtet und optimiert nicht nur kontinuierlich seine Produkte – bis dato sind es stolze 18 400, während es 2008 noch 15 550 waren. Die Firma feilt auch ständig an ihren Fertigungsprozessen. „Von der Entstehung bis zur Verwendung unserer Produkte greifen die Green-Tech-Vorteile ineinander – und schließen einen Kreislauf, der dort endet, wo er beginnt: bei der Überzeugung, demnächst ein weiteres, noch ökologischeres und noch ökonomischeres Produkt zu bauen“, verdeutlicht der F&E-Chef.

Wann gilt eigentlich ein Produkt bei EBM-Papst als innovativ? „Wenn es ein verbessertes Verhältnis von Kundennutzen zu Aufwand aufweist“, entgegnet Arnold. Doch neben dem dafür nötigen Erfindergeist brauche es auch ein feines Gespür dafür, was die Kunden bewegt und welche Probleme sie umtreiben. „Nur dann können Innovationen mehr sein als ein Strohfeuer.“ Maßgeblich sei es, dass man im Unternehmen erfolgreich eine Innovationskultur schafft, in der den Fachkräften die erforderlichen Freiheitsgrade gewährt werden, um neue Ideen zu generieren und kreatives Potenzial zu entfalten.

Allein in Deutschland hat EBM-Papst knapp 700 Entwickler. Hinzu kommt ein Entwicklungszentrum in China, in dem seit 2012 rund 50 Ingenieure und Techniker Ventilatoren für den dortigen Markt kreieren. Außerdem betreibt der Ventilatorenspezialist seit 2017 sogenannte Think Tanks, also Denkfabriken, in denen vor allem im Bereich der Digitalisierung viel bewegt werden soll.

Dennoch: Die Konkurrenz schläft nicht. Deshalb „ist es wichtig, dass wir uns nicht auf unserem Erfolg ausruhen“, betont Arnold. „Die Welt verändert sich, sie wird schnelllebiger, digitaler und globaler. Angesichts der Dynamik in all unseren Märkten müssen wir mehr denn je wandlungsfähig sein und bleiben.“

Olga Lechmann