Gute Mitarbeiter finden

Bewerber haben heutzutage hohe Erwartungen an ihre neuen Arbeitgeber. Foto: Adobe Stock/ contrastwerkstatt

Gut ausgebildete Mitarbeiter sind begehrt. Was müssen Firmen Bewerbern bieten, damit sie bereit sind, eine neue Arbeitsstelle anzutreten?

Eine schlechte Bezahlung sowie ein schlechtes Arbeitsklima waren schon immer gute Gründe für Arbeitnehmer, um ihren alten Arbeitsplatz zu verlassen. Auf der Suche nach einer neuen Anstellung achten Bewerber inzwischen stark auf die Werte des von ihnen favorisierten Unternehmens. Die eigenen Erwartungen und die gelebte Kultur in der neuen Firma spielen eine entscheidende Rolle, bevor sich Bewerber für einen neuen Arbeitgeber entscheiden.

„Mir ist der erste Eindruck wichtig“, sagt Andreas Friedrich. Von der Begrüßung am Empfang bis zum Umgang der Vorgesetzten mit ihren Mitarbeitern leitet er viel über den Umgang der Kollegen innerhalb der Firma ab. Vor neun Monaten hat Friedrich seine neue Arbeitsstelle bei der Firma R. Stahl angetreten und betreut das Unternehmen seitdem versicherungstechnisch im In- und Ausland.

Zwar hatte sich Friedrich bei seinem letzten Arbeitgeber nicht unwohl gefühlt, doch war sein 60. Geburtstag für ihn ein Wendepunkt, an dem er sich fragte, wie sein weiterer Lebensweg beruflich aussehen soll. So beschloss er für die letzten sieben Jahre seines Berufslebens eine neue Herausforderung anzunehmen.

„Macherkultur“ ist attraktiv

„Ich bin eine Ein-Mann-Show und das ist das Sahnehäubchen für meine berufliche Laufbahn.“ Er ist überzeugt, dass er aufgrund des vorherrschenden Fachkräftemangels auch noch mit über 60 Jahren die Chance hatte, die Arbeitsstelle zu wechseln. So kann der Spezialist seine jahrelangen und vielfältigen Erfahrungen aus der Versicherungsbranche optimal nutzen.

Trotz räumlicher Entfernung – Friedrich arbeitet in Oberursel und Waldenburg – kann er sich mit seiner Firma und der Region Heilbronn-Franken identifizieren: „Die Werte der Firma passen zu meinen eigenen Werten.“

Das sagt auch Franziska Koch. Ihre Hauptmotivation, die neue Arbeitsstelle in der strategischen Personalentwicklung der Firma Adolf Würth anzunehmen, war ein Branchenwechsel. Zehn Jahre lang hatte sie bereits in der Gesundheitsbranche gearbeitet und suchte nun eine „Macherkultur“ in einem freieren und nicht so stark regulierten Umfeld, in der sie das Gefühl hat, etwas bewegen zu können.

Freiheits- und Gemeinschaftsgefühl

Wichtig ist ihr einen Gestaltungsspielraum zu haben und dabei flexibel zu sein. Zudem ist für sie eine Kultur von Freiheit und Gemeinschaft maßgeblich, bei der sie einerseits ihren Arbeitsstil frei gestaltet und andererseits gemeinsam mit ihren Kollegen an einem größeren Ziel arbeitet, wie es in einem Familienunternehmen der Fall ist.

Auch Hierarchie spielt für Koch eine große Rolle. Sie erwartet eine partnerschaftliche und bereichsübergreifende Kommunikation innerhalb einer Firma und keine Ansagen von oben herab. Dabei ist das Entwicklungspotenzial neben ihren finanziellen Vorstellungen für sie eine Grundvoraussetzung, um eine Stelle anzunehmen.

Eine Bodenständigkeit, bei der zugleich Diversität innerhalb der Firma sowie Freiheit und Gemeinschaft wertgeschätzt werden, rangieren direkt dahinter.

Wertschätzung und Entwicklungspotenzial

Nach ihrem Masterstudium ist Lisa Wieland erneut bei der Firma Bechtle als Teamleiterin Microsoft Surface eingestiegen. Das spannende Umfeld, in dem sich die Firma bewegt, sowie die Chance, Führungsverantwortung zu übernehmen, haben Wieland überzeugt zu ihrer alten Firma zurückzukehren, bei der sie bereits ihre Bachelorarbeit geschrieben hat.

Ein wichtiger Entscheidungsfaktor ist für sie, dass sie eine Stelle fachlich und persönlich fordert und sie sich dabei in einem Umfeld bewegt, in dem sie gefördert wird und sich gleichzeitig weiterentwickeln kann. „Das ist für mich fast die ganze Miete“, sagt sie.

Die gegenseitige Unterstützung unter Kollegen und von Seiten der Vorgesetzten in einem Team, Offenheit sowie Vertrauen sind weitere wichtige Werte, die es ihrer Auffassung nach in einer Firma geben muss. Nur durch flache Hierarchien, sagt Wieland, könne sie sich in ihrer Umgebung wohlfühlen und entfalten.

Grundlegend ist, dass sowohl die Werte als auch die Firmenphilosophie mit ihren eigenen übereinstimmen. Da man täglich viel Zeit an der Arbeitsstelle verbringt, hat sich Wieland eine Stelle gesucht, die ihr viel Spaß macht, denn: „In den turbulenten Zeiten, die wir gerade durchleben, hat man keine Zeit für Kompromisse.“

Beatrix Drescher