Volle Gänge auf der Bildungsmesse in Heilbronn lassen darauf schließen, dass Messen nach wie vor beliebt sind. Ist das so? Wir haben uns auf Stimmenfang begeben.
Für Schulabgänger, Ausbildungssuchende und Unternehmen aus der Region war der Mai ein Messemonat. Anfang Mai fand die Bildungsmesse in Heilbronn statt, Ende des Monats ihr kleiner Ableger in Lauda-Königshofen. Zum selben Zeitpunkt wie in Lauda lud die VR-Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim zu ihrer Jobbörse nach Schwäbisch Hall. Die Region war regelrecht im Messefieber.
Rund 200 Austeller und über 5000 Besucher bei der Heilbronner Ausbildungsschau zeigen, dass Messen nach wie vor beliebt sind – sowohl auf Aussteller- als auch auf Besucherseite. Das wirft die Frage auf, was Messen in der Zeit von zahlreichen Recruitingkanälen wie Homepages, sozialen Netzwerken und Online-Jobbörsen unverzichtbar macht? „Die Messe bietet die einmalige Möglichkeit, im persönlichen Kontakt eine erste Orientierung für die Berufswahl zu erhalten“, sagt Dietmar Niedziella, Leiter der Berufsbildung der IHK Heilbronn-Franken, aus Sicht der Organisatoren. Macht das die Messe zum Besuchermagnet? „Ja“, findet Gast Mike Fehling. „Dass man vor Ort mit Azubis, Studenten und Ausbildungsleitern sprechen kann ist außergewöhnlich“, meint er.
Veranstalter und Besucher zeigen sich zufrieden, aber lohnen sich Aufwand und Kosten des Messeauftritts überhaupt für die Unternehmen? „Ja, auf jeden Fall“, bekräftigt Susanne Gutmayer von der Mann und Schröder GmbH aus Siegelsbach und ergänzt: „Wir können so unsere Produkte präsentieren und auf unser Unternehmen aufmerksam machen.“
Philipp Ecer von der Losberger-De-Boer-Gruppe aus Bad Rappenau hebt den direkten Kontakt zu potenziellen Bewerbern hervor: „Ich kann hier auf die Person eingehen und locker mit ihr reden. Das ist besser als kalte Werbung.“ Gleicher Meinung ist Carolin Köhler, Ausbildungsleiterin der IDS Imaging Development Systems GmbH aus Obersulm. Sie bezeichnet die Rekrutierung über Messen als „nachhaltige Art“. Man könne den Interessenten ein gutes Bild vermitteln. Diese wiederum würden ihre zuständigen Ansprechpartner direkt kennenlernen.
Für Mut belohnt
Dass die Messegäste einen Nutzen vom Besuch haben und für den Mut, sich zu präsentieren, belohnt werden, zeigt das Angebot des Polizeipräsidiums Heilbronn. Die Polizisten vergeben direkt an ihrem Stand Praktikumsplätze. „Wir begleiten den Bewerber dann vom Praktikum bis zu seinem Einstellungstest“, erklärt Polizeihauptkommissar Klaus Schweitzer.
Messen sind für die Unternehmen eine gute Möglichkeit, junge Leute anzuwerben. Welche Kanäle sie sonst nutzen, erläutert Hans-Peter Frey am Beispiel seines Arbeitgebers, der Audi AG in Neckarsulm: „Wir bauen das Recruiting auf Social Media aus. Wir gehen aber auch an Schulen und nehmen dort an Messen und Veranstaltungen teil. Gleichzeitig veranstalten wir Berufsinfotage direkt bei uns im Haus.“ Und was ist mit der klassischen Stellenanzeige in Tageszeitungen oder Magazinen? „Print ist schon noch ein Thema. Allerdings mehr für die Ausbildung allgemein“, berichtet Frey.
Alexander Liedtke