Mit dem eigenen Blut anderen helfen

„Blutspende rettet Leben“ – so liest man es immer wieder auf den Plakaten, die zur Spende aufrufen. Wie läuft das genau ab? Wir haben eine Blutspendeaktion im Landkreis Schwäbisch Hall begleitet und mit Spendern sowie Organisatoren gesprochen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK)rechnet in Wolpertshausen an diesem Nachmittag mit 145 Personen bei ihrem Blutspendetermin. Damit in Baden-Württemberg die Blutreserven nicht ausgehen, müssten täglich zwischen 1500 und 1700 Menschen Blut spenden. Pro Jahr veranstaltet das DRK deshalb im Südwesten 5500 Blutspendetermine.

Am frühen Montagnachmittag ist es noch übersichtlich in der Mehrzweckhalle in Wolpertshausen. Bisher gibt es keine Wartezeiten, weder vor dem improvisierten „Labor“, wo dem Spender der Blutdruck und die Temperatur gemessen wird, noch vor den mit einem Vorhang versteckten Arztkabinen. Hier werden kleine Mengen Blut abgenommen und ein paar Fragen zur Gesundheit gestellt. Zuvor hat der bereitwillige Blutgeber schon einen Fragebogen ausgefüllt und von den jungen Damen an der Anmeldung ein gut gelauntes „Viel Spaß!“ mit auf den Weg bekommen.

Ist ein Spender zwischen 18 und 73 Jahren alt (Erstspender dürfen jedoch nicht älter als 64 Jahre sein), vital und nicht schwanger, sein Blutdruck weder zu hoch, noch zu niedrig, und bringt er mindestens 50 Kilogramm auf die Waage, steht der Blutabnahme nichts im Wege. Außerdem muss die letzte Spende mindestens 56 Tage zurückliegen. Eine Arzthelferin setzt die Kanüle am Arm des Spenders an und das Blut fließt in einen Beutel. Dieser wird von einem Gerät hin und herbewegt. Werden 500 Milliliter erreicht, meldet sich das Gerät mit einem Geräusch und die Entnahme ist damit nach nur wenige Minuten beendet.

Paul Gerich hat schon oft Blut gespendet. Der junge Mann hat es einfach mal ausprobiert, weil es „eine gute Sache ist“ und dann regelmäßg gespendet. Er spüre kaum etwas. Hinterher auch nicht, außer vielleicht einem leichten Schwindel. Darum wird jeder Spender von einem DRK-Helfer am Arm genommen und zum Ruhebereich gebracht. Der Arm, an dem die Kanüle eingeführt war, wird noch ein bis zwei Minuten hoch gelagert.

Statistisch gesehen wird das meiste Blut inzwischen zur Behandlung von Krebspatienten benötigt, gefolgt von Erkrankungen des Herzens, Magen- und Darmkrankheiten sowie bei Sport- und Verkehrsunfällen. Bei schweren Vorkommnissen werden oft mindestens zehn Blutkonserven pro verletzte Person benötigt. Im Jahr 2018 gab es in Heilbronn-Franken 239 Blutspendeaktionen.

Das DRK ist insgesamt zufrieden mit der Blutspendebereitschaft in der Region. Die Versorgung kann sicher gestellt werden. Das vergangene Jahr bot allerdings einige Herausforderungen, so Stefanie Fritzsche, Leiterin der DRK-Öffentlichkeitsarbeit: „Im Frühjahr hatten wir beispielsweise durch die Grippewelle natürlich weniger Spender als erwartet. Im Sommer sorgte die extreme Hitzewelle und das andauernde Sonnenwetter für Spenderückgänge.“

Jede Spende zählt

Ausruhen können sich die Mitarbeiter des DRK nicht. Jahr für Jahr verlieren sie etwa aufgrund des Alters aktive Spender. Neue Wohltäter zu gewinnen und zu motivieren ist daher die tägliche Herausforderung. Jede Spende zähle. Vor allem Bereitwillige mit Blutgruppe 0, insbesondere Rhesus-negativ, spielen eine wichtige Rolle, da ihre Spende universal vertragen wird.

Nach einer Blutspende werden die Beutel mit der roten Flüssigkeit im gekühlten Transporter in eines der DRK-Blutspendeinstitute gefahren. Sofort nach Eintreffen in den Instituten beginnt die Weiterverarbeitung. Jede Entnahme wird auf durch Blut übertragbare Krankheiten getestet. Parallel dazu wird die Körperflüssigkeit durch Zentrifugieren in die einzelnen Bestandteile aufgeteilt, separiert und in Handarbeit zur den fertigen Präparaten verarbeitet.

Die umfangreiche Aufbereitung der Spende ermöglicht es, dass jeder Patient individuell die Komponente bekommt, die er meist dringend benötigt. So kann mit einer Blutgabe bis zu drei Patienten geholfen werden. Darüber hinaus gewährleistet die Auftrennung eine bessere Lagerfähigkeit. Innerhalb von 24 Stunden stehen die aufbereiteten und getesteten Blutprodukte an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr für den Transport in die Krankenhäuser und somit zum Leben retten bereit.

Sonja Alexa Schmitz