Städte punkten mit Einzigartigkeit

Weingenuss auf dem Wartberg mit Blick auf Heilbronn: Im Stadtmarketing spielt das Thema Wein eine wichtige Rolle. Foto: Heilbronn Marketing GmbH/Jürgen Häffner

Heilbronn-Frankens Städte und Gemeinden setzen in ihrer Selbstvermarktung auf ihre Besonderheiten, um sich nach außen darzustellen. Dahinter stehen Konzepte, die nicht nur auf örtlichen Gegebenheiten fußen, sondern verstärkt auch das Digitale in den Blick nehmen.

Es geht um Gäste, Einzelhandel, Investitionen: Stadtmarketing hat in der Region ganz unterschiedliche Gesichter, um die individuellen Stärken herauszustellen. Allen gemeinsam ist die Betonung der Lebensqualität für Touristen, Einwohner, Einkaufskunden – zum Beispiel in Heilbronn. Dort wird seit gut 1250 Jahren Weinbau betrieben. „Als älteste Weinstadt in Württemberg spürt man diese Kultur und Weinverbundenheit nach wie vor“, erklärt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. Kein Wunder bei rund 30 Weinbaubetrieben innerhalb des Stadtgebiets und vielen Winzerfamilien. „Bei einigen von ihnen findet gerade ein erfolgreicher Generationswechsel statt. Somit spielt der Wein in der Kultur, vor allem in der Festkultur der Stadt, eine wichtige Rolle“, sagt Schoch. Um dieses Profil zu schärfen, arbeitet die Heilbronn Marketing GmbH verstärkt mit regelmäßigen Branchentreffen, Messeauftritten, dem Heilbronner Weinsommer sowie der aktiven Unterstützung und Förderung von weintouristischen Angeboten wie dem Weinausschank am Wartberg oder dem Weinpavillon der Wein Villa an der Neckarbühne.

Die Stadt Gaildorf betont den Einzelhandel und die Aufwertung der Innenstadt mit Blumen und Lichtern, aber auch den Tagestourismus. Dieser böte die Möglichkeit Umsatz im Einzelhandel zu generieren und gleichzeitig für die Stadt zu werben. „Wer zum Wandern kommt, bleibt vielleicht auch wegen der guten Luft, der günstigen Bauplätze und der schönen Lage“, sagt Dr. Daniel Kuhn, Leiter des Amtes für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing in Gaildorf. Zum Konzept gehören Veranstaltungen wie „Gaildorf kauft vor Ort“ oder der „Gaildorfer Samstag“, zusammen mit einem Gutscheinsystem. Darüber hinaus übernimmt die Stadt ein Jahr lang die Miete, wenn ein Geschäft neu gegründet wird – ein Plus für neue Einzelhändler. Mittlerweile darf Gaildorf den Zusatz „Schenkenstadt“ führen. „Dadurch haben wir einen USP, den es verstärkt zu nutzen gilt. Gaildorf war Landeshauptstadt des Limpurger Landes und diese Identität pflegen wir bis heute”, erklärt Kuhn. Die Schenken von Limpurg waren eine Adelsfamilie, aus der viele Reichsbeamte hervorgingen.

Für Wertheims Innenstadtmanager Christian Schlager hat sich in den vergangenen Jahren einiges in Wertheim getan, gerade wegen der Pandemie: „Sie hat uns dazu veranlasst, eine Internetplattform für unsere Händler zu schaffen – als regionales Schaufenster.“ Während der beiden vergangenen Jahre nichts zu tun sei für ihn keine Option gewesen. Immerhin stand Radfahren trotz Pandemie hoch im Kurs, davon konnte die Stadt an zwei Flussradwegen profitieren. Investiert wurde daher weiter, und zwar in die Aufenthaltsqualität. Blumen wurden gesetzt, neue Bänke, um Menschen draußen zum Verweilen einzuladen. Pünktlich zum Pandemiestart hatte außerdem der Konzeptkünstler Ottmar Hörl den „Wertheim-Optimisten“ für die Stadt entwickelt. Eine drei Meter hohe Statue des Daumen-hoch-Mannes gilt seitdem als eines der meistfotografierten Motive in der Stadt. Das Ziel sei, schon von Weitem als Stadt Wertheim erkennbar zu sein. Dazu zählt natürlich auch die Burg Wertheim. „Für unseren Gemeinderat zählt neben dem kulturellen Aspekt die Umweltrentabilität“ – sprich, was kann eine Großveranstaltung für Übernachtungszahlen oder lokale Einkäufe bewirken. Um hier die Kundenbindung im Shopping zu verstärken, will die Stadt nun in die digitale Wertheim-Card investieren.

Das Stadtmarketing von Schwäbisch Hall setzt laut Sprecherin Pia Reiser den Fokus auf die Präsentation als Einkaufs-, Erlebnis- und Kulturstadt – gerade im Internetzeitalter. „Durch das immer weiter zunehmende Online-Shopping müssen Anreize für verschiedene Altersgruppen geschaffen werden, die Stadt zu besuchen, einzukaufen, Essen zu gehen, Zeit zu verbringen. Dabei unterstützt die städtische Wirtschaftsförderung die inhabergeführten, individuellen Geschäfte, egal ob Handel oder Gastronomie. Denn diese machen Schwäbisch Hall zusammen mit der historischen Altstadt und dem Kocherquartier als modernem Einkaufszentrum einzigartig“, erklärt Reiser.

Eines der Werkzeuge auch hier: die Weiterentwicklung des digitalen City-Gutscheinsystems. Hinzu kommen Aktionen wie verkaufslange Samstage, Feste wie der Haller Herbst und Haller Frühling, mehr Bänke und mehr Grün in der Stadt. Daneben setzt Schwäbisch Hall auf Kunst und Kultur, so Reiser, darunter die Freilichtspiele, die Kunsthalle Würth, das Hällisch-Fränkische Museum und die Stadtfeste. Insgesamt gelte, Leerstand zu vermeiden und vorhandenen Leerstand durch individuelle Konzepte zu besetzen.

Den vielfältigen Herausforderungen für das Stadtmarketing begegnet Öhringen mit einer Professionalisierung: Es entstand „Öhringen. Lieblingsstadt.” als Verein in Zusammenarbeit des Handels- und Gewerbevereins mit der Stadt, jedoch mit festen statt ehrenamtlichen Strukturen. Es gehe dabei nicht mehr nur um die Innenstadt, sondern um alle relevanten Wirtschaftsstandorte. „Dabei sind die Einzelhandelsbelange zu verbinden mit den Chancen, die sich aus dem Tourismus ergeben und am Ende auch wichtige Lebens- und Standortfaktoren zur Gewinnung von Fach- und Führungskräften darstellen“, erläutert Geschäftsführerin Anna-Maria Dietze. Welche Schwerpunkte Öhringen setzt, wird derzeit in Arbeitskreisen ausgelotet: Diese beschäftigen sich mit den Schwerpunkten Stadt-Image, Erlebnisraum sowie unserer Zukunft als Wirtschaftsstandort.”

Falk Enderle