Wer in der Webers Paneria, einem Café im Zwillingshaus in Bad Mergentheim, etwas bestellen möchte, muss sich keine langen Speise- oder Getränkenamen merken. Für jeden Gast liegt stattdessen eine Bestellkarte bereit, auf der man die Wünsche einfach ankreuzt.
Was das Zwillingshaus noch besonders macht? Hier arbeiten Menschen mit und ohne Handicap zusammen und sorgen im Service und in der Küche für die Gäste. „Das Projekt basiert auf einer Idee des Caritasverbands“, berichtet Peter Weber, Inhaber des Backunternehmens Webers, und ergänzt: „Sie haben dann nach einem Partner gesucht, der sich fachlich auskennt“. So entwickelten sie gemeinsam einen Kooperationsvertrag.
Aktuell sind in der Paneria zehn Menschen ohne und vier mit Handicap beschäftigt. „Zuvor waren sie in einer Behindertenwerkstatt untergebracht. Nun sind sie zum ersten Mal in einem Betrieb mit Kundenkontakt“, erklärt Sylvia Buchmann, Personalverantwortliche bei Webers. Bei der Auswahl der Menschen mit Einschränkungen entscheidet der Caritasverband, wer sich für einen Job bei Webers eignen könnte. „Zunächst gibt es eine Probephase von mindestens zwei Wochen, in der sich zeigt, wer mit den Aufgaben zurecht kommt und selbstständig genug ist“, so Buchmann.
Aber nicht nur für die Menschen mit Handicap ist der Arbeitsalltag im Café eine Herausforderung, sondern auch für die anderen Mitarbeiter: Ihnen wird besonders viel Einfühlungsvermögen, Geduld und eine hohe Sozialkompetenz abverlangt. „Manche Menschen mit Handicap sind etwas überfordert in Stresssituationen“, erläutert Buchmann, „dann sind besonders die anderen Mitarbeiter gefragt“.
Karten, auf denen Gäste ihre Bestellung ankreuzen können, sollen die erste Hürde nehmen, erläutert Weber: „Die Karten haben den Vorteil, dass ein Wunsch einfach geäußert werden kann und die Servicekräfte nicht überfordert werden“. Buchmann ergänzt: „Zudem haben Gäste im Zwillingshaus auch häufig ein Handicap, so wird ihnen die Bestellung ebenfalls erleichtert“. Das Konzept und das Café in Bad Mergentheim werden gut angenommen, freuen sich die beiden. Zwar sind aktuell noch keine weiteren Inklusionscafés in Planung, dennoch ist man ähnlichen Projekten gegenüber bei Webers aufgeschlossen.
Louisa Holz