Mit Transformation durch multiple Krisen und strukturelle Umbrüche

Zeiten multipler Krisen und struktureller Umbrüche verlangen Unternehmen und ihren Führungskräften viel ab. Dennoch zeigt eine aktuelle Umfrage unter 500 Topmanagern, dass die meisten von ihnen optimistisch sind, dass ihnen die notwendige Transformation ihre Unternehmens gelingt.

Transformation
Die immer komplexer werdenden Strukturen werden von Unternehmen und ihren Führungskräften immer häufig Transformationsprozesse verlangen. Foto: Adobe Stock/Funtap

Durch geopolitische Spannungen, Inflation, Zinswende, Technologiesprünge und Klimawandel sehen fast drei Viertel (73 Prozent) der deutschen Führungskräfte ihre Unternehmen bedroht. 42 Prozent von ihnen sogar stark. Dennoch sind 82 Prozent der Manager (82%) optimistisch, dass die Transformation ihres Unternehmens gelingen wird. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter 500 Topmanagern für die Roland Berger-Studie „Restrukturierung in der Transformation: Kosten im Griff, Zukunft im Blick“.

Gleichzeitig hält nur ein Drittel der Befragten (33 Prozent) konventionelle, meist rein kostengetriebene Restrukturierungsansätze für ausreichend, um die anstehenden Transformationsaufgaben zu bewältigen. Dies deckt sich mit der Empfehlung der Roland Berger-Experten. Sie empfehlen, Maßnahmen zur Kostensenkung mit einem konsequenten Management der Topline sowie der Transformation des Geschäftsmodells zu verbinden.

Stete Transformation ist die neue Konstante

„Bislang waren makroökonomische Krisen, globale Verwerfungen und technologische Sprünge meist vorübergehende Phänomene“, sagt Alexander Müller, Partner bei Roland Berger. „Durch gezielte Veränderungen, meist auf der Kostenseite, konnten die Unternehmen davon ausgehen, dass sich nach einiger Zeit wieder ein stabiler Zustand einstellt.“ Dies habe sich jedoch verändert: „Wir haben es heute und aller Voraussicht nach auch in Zukunft mit Krisen- und Umbruchsituationen zu tun, die immer wieder aufflammen und den Unternehmensalltag prägen werden. Stete Veränderung ist zur neuen Konstante in der Wirtschaft geworden.“

Damit wächst der Handlungsdruck auf Unternehmenslenker, insbesondere in wenn es um Restrukturierung geht: Denn sie müssen überzeugende Antworten auf die transformatorischen Herausforderungen finden, unerwartete Krisen im Umfeld managen, Trends und Risiken frühzeitig erkennen und ihre Unternehmen neu ausrichten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die meisten Führungskräfte haben dies erkannt. Gefragt nach Zukunftsthemen, die sie beim aktuellen oder geplanten Umbau ihres Unternehmens besonders im Fokus sehen, nennen 40 Prozent Digitalisierung und künstliche Intelligenz als erste Priorität, gefolgt von klassischer Kostensenkung (34 Prozent), Erschließung neuer Märkte (33 Prozent) und Anpassung des Geschäftsmodells (27Prozent).

Als wichtigste Erfolgsfaktoren für die Transformation eines Unternehmens nennen die Befragten klare strategische Ziele (53 Prozent) sowie die Beteiligung und das Engagement der Mitarbeiter (48 Prozent).

Komplexere und nachhaltigere Transformationen

Die Roland Berger-Experten gehen davon aus, dass Restrukturierung in Zeiten anhaltenden Veränderungsdrucks immer auch strategische Transformation sein muss: „Es braucht einen Dreiklang von Kostensenkung, aktivem Management der Topline und der Arbeit am Geschäftsmodell“, sagt Adrian Pielken, Partner bei Roland Berger. „Die Transformation des Geschäftsmodells ist dabei das eigentliche Herzstück einer strategischen Restrukturierung.“ Seine Prognose: „Restrukturierungen werden dadurch komplexer, aber auch nachhaltiger.“

Konkret sind es drei Bausteine, auf die sich dieser transformationsorientierte Restrukturierungsansatz stützt:
1. Die weiterhin notwendige Optimierung von Kosten und Bilanz des Unternehmens muss in Angriff genommen werden.
2. Es gilt, die Topline des Unternehmens zu managen, indem das bestehende Produktportfolio sowie die Preis- und Margenqualität verändert und verbessert werden. Auf diese Weise wird das Unternehmen während der Restrukturierungsphase finanziell abgesichert und Spielraum für die Transformation geschaffen.
3. Parallel dazu muss die strategische Neupositionierung und innovative Weiterentwicklung des Unternehmens vorangetrieben werden. Das führt zu einer teilweisen oder vollständigen Neuaufstellung des Geschäftsmodells.

„Der Status quo eines Unternehmens muss ganzheitlich daraufhin überprüft werden, ob es im Hinblick auf Wachstumsmärkte, Innovationsfähigkeit, Digitalisierung, neue Technologien sowie Nachhaltigkeit wirklich zukunftsfähig aufgestellt ist“, sagt Pielken. „Nur so lässt sich die zentrale Frage beantworten, ob und in welchem Umfang das Geschäftsmodell verändert werden muss.“

Viele Unternehmen werden sich neu erfinden müssen

Die Frage nach einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell wird sich für immer mehr Unternehmen stellen. Denn die Veränderungswelle wird in den kommenden Jahren deutlich an Wucht gewinnen und Branchen erfassen, die bisher noch nicht oder kaum betroffen waren. „Wir stehen am Anfang einer Dekade der Transformation, in der sich viele Unternehmen neu erfinden müssen“, sagt Müller. „Dafür greifen konventionelle Restrukturierungsansätze zu kurz. Rein kostengetriebene Programme sichern bestenfalls für eine gewisse Zeit den Status quo, sind aber allein kein Weg, der ein Unternehmen in die Zukunft führt.“

red.